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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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Excalibur wurde über ihm in die Dunkelheit gehoben, getragen von starken unsichtbaren Flügeln. Die dunkle Lordess von Moorland hatte es sich geholt!
    Artie fiel auf die Knie. Der unerwartete Verlust von Excalibur hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen.
    Numinae krümmte sich vor Schmerzen und hielt sich den verwundeten Arm. Die Wirbelstürme nahmen zu und der Schaden, den sie in den Wäldern anrichteten, schwächte den Lord von Sylvan sehr.
    Doch dann war Kay da. Ihr Arm war wieder frei und Cleomedes leuchtete hell und erbittert. Tiberius flog über ihr. Kay schlitterte auf Artie zu und hielt ihm mit einer auffordernden Geste den Griff ihres Schwerts entgegen.
    Artie griff danach und kämpfte sich gegen den Sturm bis zu Numinae vor. Der Drache hing flügelschlagend über ihm und dröhnte: »Artus Pendragon! Nimm er sich, was er braucht und dann wir werden gehen!«
    Endlich erreichte Artie Numinae. Er sah ihm in die Augen und sagte: »Es tut mir leid.« Dann schlug er so fest er konnte mit Cleomedes auf Numinaes zitterndes Handgelenk und die Hand fiel Artie, zu einer festen Faust geballt, vor die Füße.
    Artie hob sie auf. Es tat ihm so leid für Numinae. Der grüne Lord sah dem jungen König noch einmal in die Augen und eine geheimnisvolle Woge von Verständnis ging zwischen ihnen hin und her.
    Und dann zerfiel Numinae. Er löste sich in einem Wirbel aus Blättern, Zweigen und Gras auf, und seine Einzelteile wurden vom Wind auseinandergetrieben. Artie wusste, dass er nicht zerstört worden war, sondern das einzig Logische tat: abhauen.
    Was er und Kay so langsam wirklich auch tun sollten.
    Die Tornados waren jetzt direkt über ihnen. Der Drache landete auf dem Stein vor Artie und Kay rannte zu ihm. Tiberius senkte seinen gewaltigen Kopf und wies sie an: »Nach meinen Ohren greifet. Und fest euch haltet!«
    Die Kingfishers schwangen sich auf den Hals des Monsters und bevor sie bis drei zählen konnten, waren sie hoch oben, mitten im Sturm und bahnten sich einen Weg durch und um die Tornadotrichter herum, als wären es Tore bei einem Ski-Slalom-Rennen.
    Wie feine Risse am Horizont überzogen Blitze kreuz und quer den Himmel. Der eisenhaltige Geruch von Ozon war überall. Tiberius wand und rollte sich flink durch die Luft, den Blitzschlägen gekonnt ausweichend.
    Doch dann traf ihn ein Blitz mit voller Wucht in die Seite – für einen Moment war Kay taub.
    Sie drehte sich nach links, um zu sehen, ob mit Artie alles in Ordnung war.
    Er war verschwunden.
    Kay schrie. Sie fielen. Tiberius war bewusstlos. Sie zog fest an seinem Ohr und lehnte sich vornüber, um in sein Auge zu sehen. Es war offen und rollte in seiner Höhle.
    Dann zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Weiter unten sah sie den frei fallenden Körper ihres Bruders und direkt neben ihm das Stück Grünzeug, das Numinaes Hand war.
    »Tiberius«, schrie sie und trat dem Drachen gegen den Kopf. »Tiberius, du musst aufwachen!«
    Endlich hörte der Drache sie. Seine Pupille verengte sich, sofort richtete er die Flügel auf und fing an, mit ihnen zu schlagen. Blitze verschleierten die Luft. Kay wagte es, mit einer Hand loszulassen, und zeigte auf den Waldteppich. »Er ist da unten! Und die Hand auch!«
    Der Drache legte die Flügel an und schoss hinab wie ein Pfeil. Innerhalb von Sekunden waren sie über Artie und an ihm vorbei. Tiberius zischte: »Halt dich fest!« Kay umklammerte sein Ohr mit beiden Händen und schloss die Augen, als der Drache sich auf den Rücken drehte und Artie sachte mit einer seiner gewaltigen Hinterpranken auffing.
    Der Drache drehte sich weiter, vollendete seinen Salto und schrie: »Ich habe ihn!« Kay fühlte, dass es stimmte. Artie war verletzt und schwach, doch er lebte. In diesem Moment hasste und liebte sie den Drachen gleichzeitig – liebte ihn dafür, dass er ihren Bruder gerettet hatte und hasste ihn dafür, dass er Artie gezwungen hatte, Excaliburs heilenden Schaft zurückzulassen.
    Sie öffnete die Augen. Sie flogen jetzt dicht über den Baumkronen und liefen Gefahr, Artie durch die hoch hinausragenden Äste zu schleifen. Der Drache wand seinen Körper schlangenartig durch die Luft und stieg fünfzehn, dann dreißig Meter höher.
    Kay sah hinauf. Der Himmel war unverändert schwarz. Die Hexe von Moorland war noch immer auf der Jagd. Sie hatte das Schwert bekommen, doch sie wollte mehr. Sie wollte auch Artie.
    Durch eine große Lücke im Baumkronendach tauchte der Drache in den Wald ein. Sie kreuzten durch
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