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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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überzeugend sein!«
    Der Sturm war noch immer ein Stück entfernt, doch er bewegte sich sehr schnell auf sie zu. Heftiger Wind zog aus den schwarzen Wolken herab. Er überrollte den Wald unterhalb des Gipfels wie ein Güterzug. Die riesigen Bäume unter ihnen zerbarsten wie Zahnstocher und eine Welle der Zerstörung ging durch die Wälder. Sogar aus der Entfernung war die Verwüstung unmittelbar und erschreckend.
    Numinae wich zurück, während die Zerstörungskraft eine Schneise in den Wald schlug. Arties Stimme brach, als er schrie: »Seid Ihr bereit, Lord Numinae?«
    »Das bin ich, junger Artus Pendragon!«, erklang die hohe, laute Antwort.
    Artus Pendragon .
    Artie musste diese Worte nicht noch einmal hören, um zu wissen, dass, trotz seines Lebens mit Kay und Kynder, dies sein wahrer Name war.
    Und im selben Moment war der Sturm auf einmal über ihnen. Tiberius legte sich schützend um Kay. Und obwohl sie dem Drachen immer noch übel nahm, dass er sie halbseitig in einen Felsbrocken verwandelt hatte, lehnte sie sich dankbar an ihn.
    Ein gewaltiges Rauschen schwoll in ihren Ohren an. Erst zwei, dann drei gigantische Wirbelstürme kamen aus den Wolken herab und krochen langsam den Berghang hinauf.
    Artie und Numinae sahen sich in die Augen. Sie waren drei Meter voneinander entfernt und taten so, als würden sie sich gegenseitig mit ihren Waffen in Schach halten.
    Und dann griff Numinae an. Er hob seine gewaltige Hammerhand und schlug zu, auf Arties Kopf zielend.
    Artie hatte inzwischen gelernt, wie man einer solchen Attacke auswich. Der Hammer landete mit einem dröhnenden Krachen auf dem Felsen neben ihm.
    Doch es war knapp gewesen und, das musste er zugeben, ganz schön überzeugend.
    Artie streifte Numinaes ungeschützte Seite und verpasste ihm einen Kratzer an der Hüfte. Der Waldmann tat so, als wäre er ernsthaft getroffen und schrie auf. Dann sprang er sechs Meter zurück und sah aus, als würde er Artie tatsächlich töten wollen.
    Artie hoffe, dass auch das Teil der Täuschung war.
    Numinae streckte seine linke Hand in die Luft, mit der Handfläche voraus. Ein Schwall von grünen und braunen Blättern schoss auf einem Lichtstrahl daraus hervor. Artie umfasste Excaliburs Griff und holte aus. Sein Schwert landete einen direkten Treffer und zersäbelte alles, was der Zauber hatte wachsen lassen.
    Numinae zog den Arm zurück und ballte seine Hand zur Faust. »Aaahh!«, schrie er. Er war ein guter Schauspieler – entweder das, oder es tat ihm tatsächlich weh.
    Durch das Heulen des Sturms hörte Kay Teile davon, konnte aber nichts sehen. »Was ist da los, Tiberius?«, heulte sie.
    Der Drache antwortete nicht. Regen und Hagel begannen wie Schrotmunition aus den Wolken zu stürzen. Tiberius hielt schützend einen Flügel über sie.
    Artie hob Excalibur wieder und rannte mit dem Wind auf den hoch aufragenden grünen Mann zu, der unterhalb des sturmumtosten Berggipfels stand.
    Excalibur kam mit solch einer überraschenden Wucht auf ihn nieder, dass Numinae aufschrie. Das Schwert hatte den Hammer-Arm mit einem krachenden, hohlen Klopfen getroffen, das an den Felsen widerhallte. Wie durch ein Wunder – oder noch wahrscheinlicher aufgrund von starker Magie – hatte Excalibur den Hammer jedoch nicht zerteilt. Stattdessen steckte es etwa fünf Zentimeter tief in Numinaes Arm.
    Numinae stand schnell auf und schwang seinen Arm durch die Luft, wodurch er Artie hoch in den Wind hob. Und als er für einen Moment von dem grausamen Sturm erfasst und durch die Luft gewirbelt wurde, bemerkte Artie zu seinem Entsetzen, dass er sein kostbares Schwert nicht mehr in der Hand hielt.
    Er kam hart auf, schlitterte ein Stück und blieb dann liegen. Er sah Numinae an, in dessen Arm Excalibur noch immer steckte. Artie schützte sich mit dem Arm gegen den schneidenden Wind und Hagel und rannte, ohne nachzudenken auf Numinae zu.
    Kurz bevor er den Baummann erreichte, fühlte er jedoch etwas, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Seine Haut fing an zu kribbeln und sein Kopfhaar stellte sich auf. Ein eigenartiger Geruch erfüllte die Luft. So hatte es in Qwons Zimmer gerochen, kurz nachdem sie entführt worden war. Und dann wurde für einen Moment alles weiß und blau.
    Als das Licht nachließ, sah er Numinae vor sich: sein rechter Arm brannte und war in der Mitte abgebrochen. Er lag auf den Knien, schrie und hielt den Hammer in der linken Hand.
    Excalibur war verschwunden.
    Artie suchte den Boden und die Luft ab, und dann sah er es.
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