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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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in den Schlafsack wand. »Sie tun immer noch weh. Der Doc hat gesagt, dass ich mich nicht anstrengen darf.«
    »Hmm. Ich liebe Herausforderungen.«
    Paresh lachte. »Ich verstehe dich immer noch nicht.«
    »Das haben viele versucht.« Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn an. Die Haut auf seinem Gesicht schälte sich, wo sie nicht verschorft war. Er sah erschöpft aus, von einer tiefen Müdigkeit erfasst, die zu vertreiben viel Zeit verlangen würde. Sie begriff, dass sie dieses Gesicht lange ansehen konnte, ohne seiner müde zu werden. »Ich möchte, dass du eines weißt: Ich mag dich wirklich. Wir werden nicht heiraten oder so was. Klar? Aber ich bin jetzt glücklich. Und ich kann mich nicht erinnern, wann dies das letzte Mal der Fall war. Du trägst deinen Teil dazu bei, also machen wir mit dem weiter, was wir haben. Ich bin nicht gern unglücklich.«
    »Sicher. Ich kann verstehen, warum du glücklich bist. Rebka ist schon was.«
    »Das ist sie sicherlich.«
    »Also, traust du dem Avatar?«
    »Man sieht den Avatar an und beurteilt ihn, aber nicht das Leben, das ihn belebt. Seine Gestalt führt dazu, dass man einen Menschen sieht. Das ist ein Fehler.«
    »Das heißt dann also ja?«
    Sie küsste ihn. »Ich denke, es wird alles gut werden.«
    »Wenn man bedenkt, wo wir gestern um diese Zeit waren, könntest du recht haben.«
    »Danke, dass du da unten in der Schlucht nicht an mir gezweifelt, sondern mir vertraut hast. Das bedeutet mir sehr viel.«
    Er nickte weise. »Es war wirklich ein seltsamer Tag. Aber ich bin froh, dass alles so gekommen ist.«
    »Es ist ein seltsames Leben«, sagte Angela. »Bisher.«

Juni 2152
    Es war Will, der das Lichtwellenschiff landete, wenn auch unter Aufsicht von Caspar North – schließlich war er erst achtzehn und daher offiziell noch in der Ausbildung. Zara ärgerte sich darüber und schmollte auf dem ganzen Weg vom Habitat-Zusammenschluss in seinem geostationären Orbit um Sirius XIV bis zum Landeplatz. Mit ihren sechzehn Jahren bekleidete sie erst den Kadetten-Rang, daher durfte sie nur in einer virtuellen Übungszone fliegen.
    Während des gesamten acht Minuten dauernden Sprungs nach unten ging es Sid sehr gut. Er hielt sich weder vor Entsetzen an der Beschleunigungsliege fest, noch fühlte er sich zu anderen Schreckensbekundungen gezwungen.
    Sie landeten auf einem der dafür vorgesehenen Felder im Außenbereich von Burradon, wie die erste Ansiedlung auf dem Planeten genannt worden war. Will kam zu ihnen in die Haupt-Passagierkabine; er strahlte.
    »Habt ihr einen Ruck gespürt?«, fragte er seine Familie.
    »Erst, als du das Gravitationsfeld abgeschaltet hast«, sagte Jacinta zu ihm. »Ich glaube, ich kann den Unterschied zur Erde erkennen.«
    Sid konnte es ganz sicher nicht. Nach neun Jahren hatte er sich so sehr an die durch Rotation erzeugte Gravitation des Habitats gewöhnt, dass er vergessen hatte, wie unverfälschte planetare Gravitation sich anfühlte. Als er aus der Luftschleuse hinaus in die heiße Luft trat, war sein Innenohr nur ganz leicht durcheinander.
    Abgesehen von seinen zwei Ozeanen bestand Sirius XIV aus einer von Pol zu Pol reichenden Wüste. Oh, Sid hatte die blendend weißen Eiskappen vom Orbit aus gesehen, aber unter den neuen Gletschern war nichts als steriler Sand. Als sie einen Monat zuvor hier angekommen waren – nachdem sie die gesamte Jupiter-Konstellation drei Tage lang von neunzig Prozent Lichtgeschwindigkeit abgebremst hatten –, war der Planet vollkommen unfruchtbar gewesen. Nicht ein einziges Bakterium hatte es gegeben.
    Die ultimative leere Leinwand, hatte Constantine gesagt. Eine Welt, in der jede Möglichkeit Wirklichkeit werden konnte.
    Der puderige Sand unter Sids Stiefeln hatte einen langweiligen Ockerton und war von Fuß- und Reifenspuren und Regenwasserrinnen gezeichnet. Er musste seine Sonnenbrille gegen den grellen Glanz des blauweißen Sterns aufsetzen, der seine frühere Pracht zurückerlangt hatte. Als Sid zu dem tief saphirblauen Himmel hinaufstarrte, konnte er den funkelnden Punkt von Sirius B eine Daumenbreite entfernt seitlich des Hauptsterns sehen. Sein Blick wanderte nach Süden. Knapp über dem Horizont blinkte St Libra wie ein besonders heller Stern. Er war dreiundzwanzig Millionen Kilometer entfernt, und doch verliehen ihm seine Ringe ein unverwechselbares ovales Profil. XIV besaß noch nicht einmal einen Mond.
    Weiter östlich gab es Berge, eine große Gebirgskette, die von schneebedeckten Gipfeln gesäumt wurde.
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