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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer
Autoren: Peter F. Hamilton
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wenn die Suchtrupps jeden Tag weitere Strecken zurücklegen mussten, um erfolgreich zu sein – und sie waren nicht die Einzigen, die die unbewohnten Häuser nach Essen absuchten. Bisher waren die Begegnungen mit anderen Gruppen friedlich verlaufen, gelegentlich war sogar zusammengearbeitet worden. Aber sie gaben zu, dass dies gerade beendet worden war. Sie mussten ihr Territorium abstecken.
    Otto stand auf und fing an, über den Bau von Treibhäusern zu reden, damit sie anfangen konnten, ihre eigene Nahrung anzubauen. Die Leute johlten und forderten ihn auf, den Mund zu halten. Sie warfen ein, dass Brinkelle Nahrung in Fässern anbaute. Er rief zurück, dass sie alle aufwachen sollten; die Gehöfte lägen alle unter meterhohem Schnee, und Brinkelle würde nicht kommen, um sie zu retten. Ganz abgesehen davon, dass das Institut längst angefangen hätte, Nahrung anzubauen, wenn es das könnte.
    Isadora, Jevon und Clara verhielten sich ruhig und kleinlaut, als immer lauter und erbitterter geschrien wurde. Saul fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, sie zur Versammlung mitzunehmen; es stimmte, dass sie es verdienten, die Wahrheit zu hören, aber …
    Vermutlich war der Groll unvermeidlich. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie alle von einem rasenden Selbsterhaltungstrieb erfasst worden waren, als der Zanthschwarm über New Florida aufgetaucht war. Seltsam – er hatte Jahrzehnte lang nicht mehr an David und Alkhed gedacht. Jetzt fragte er sich, ob die Sanitäter es wohl jemals zurück nach Miami geschafft hatten.
    Emily beugte sich zu ihm hin. »Du solltest etwas sagen«, murmelte sie.
    »Es hört niemand zu.«
    »Dir werden sie zuhören.«
    Was möglicherweise stimmte, nur wusste er nicht, was er sagen sollte. Wenn sich alle wieder etwas beruhigt haben würden, konnte er vielleicht herumgehen und einzeln mit den Leuten sprechen, um so zu versuchen, einen Konsens aufzubauen. Dies entsprach mehr seiner Art als an einem längeren Austausch gegenseitiger Beleidigungen teilzunehmen.
    Dann teilte seine E-I ihm mit, dass er einen Anruf bekommen hatte. Und damit wurde alles unwichtig.
    Saul stand auf, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck vollkommener Klarheit und Gelassenheit. Otto und Gregor hielten mitten in einem Sturm gegenseitiger Beleidigungen inne und sahen ihn verblüfft an. Sie warteten darauf, dass er etwas sagte.
    Stattdessen lächelte er seine Kinder an. »Kommt«, sagte er.
    »Saul?«, fragte Emily nervös.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Es ist jemand hier.« Er schob seine neugierigen Kinder und seine besorgte Frau nach draußen, achtete darauf, dass die Kleinen ihre Handschuhe anzogen und ihre Mützen tief ins Gesicht zogen. Der Rest des Dorfes sah verwirrt und schweigend zu, wie sie weggingen.
    »Saul?«, fragte Otto.
    »Vielleicht möchtet ihr es auch sehen«, sagte er unbekümmert. Diejenigen, die ihm am nächsten standen, sahen seine Augen feucht schimmern.
    Die gesamte Versammlung strömte aus der Schulhalle und folgte Familie Howard dicht auf den Fersen. Sie kamen gerade rechtzeitig, um ein graugrünes, tränenförmiges Raumschiff aus den zuckenden Streifen des Polarlichts fallen und sanft auf dem eisbedeckten Strand landen zu sehen. Saul ging ohne zu zögern auf das Raumschiff zu. Isadora, Jevon und Clara klammerten sich an ihn, voller Ehrfurcht angesichts des seltsamen Wunders aus dem Himmel, über das ihr Vater Bescheid wusste. Emily sagte kein Wort, wich aber auch nicht von der Seite ihres Mannes.
    Als die Schleuse an der Basis des Raumschiffs sich öffnete, wandte Saul sich an seine Frau. »Es tut mir so leid«, sagte er. »Ich habe dir von all dem nie etwas erzählt. Ich dachte, sie wäre tot. Ich dachte es wirklich. Ich dachte, es ginge nur darum, dass wir beide, du und ich, dass wir von vorn anfangen.«
    Nicht einmal jetzt war er sich ganz sicher. Angela hatte ihn angerufen, ja, aber …
    Zwei Frauen kamen aus dem Raumschiff. Eine davon war Angela; sie hatte einen Wollhut gegen die kalte Seebrise tief ins Gesicht gezogen, aber der konnte ihre Haare nicht bändigen. Die andere hatte fast genau die gleichen Haare, nur dass sie dunkler und länger waren. Und ihr Gesicht war hinreißend vertraut.
    Saul brach in Tränen aus und breitete die Arme aus; er hatte Angst, dass seine Beine nachgeben würden, so sehr zitterten sie. Dann drückte sich Rebka an ihn, rieb ihre Nase an seinem Gesicht und war selbst ganz und gar von Gefühlen erfüllt. »Hallo, Dad.«
    Eine ziemlich große
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