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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd
Autoren: Unbekannter Autor
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Der Großkämmerer bekreuzigte sich hinter dem Rücken des Königs. Wenn es Anne de Bohun jetzt so gut ging, dann trotz seines Verrats. Eines Verrats, den er aufs Tiefste bedauerte, allein schon deswegen, weil er so unnötig war, denn er hatte vor einiger Zeit erst vom Tod des Mönchs erfahren. Vielleicht würde er eines Tages dem König die ganze Wahrheit beichten. Aber jetzt noch nicht, ganz bestimmt nicht. Gebe Gott, dass die gefälschten Papiere verbrannt worden waren.
    Edward drehte sich zu seinem Freund um, sein Blick war gequält. »Ich hoffe, sie wird glücklich sein, aber ich vermisse sie. Ich werde sie immer vermissen. Sie war bezaubernd.«
    Der Kämmerer nickte. »Bezaubernd, das ist genau der richtige Ausdruck.« Bezaubernd wie eine schöne Frau, nicht wie eine Hexe. Dies gestand sich William Hastings ein, als er dem König ins Arbeitszimmer folgte. Hexerei? Das war Sache der Königin. Er hatte sich ein Mal, ein einziges Mal auf ihre Art der Hexerei eingelassen. Damals war sie beiden recht gewesen, weil sie sich Lady Anne vom Hals schaffen wollten. Aber so etwas würde er niemals wieder tun. Elizabeth war seine Königin, aber er war weder ihr Verbündeter noch ihr Freund. Beides barg viel zu viel Gefahr.
    Er hatte sich entschieden. Seine Loyalität galt dem König, nicht der Königin. Und dazu wollte er stehen und nicht wanken bis in den Tod.

Kapitel 83
    Wieder war es Advent. Und es war kalt. Die Nacht brach herein, und ein unwirtlicher Regen troff beim Reiten an Hals und Rücken hinab, was die Stimmung von Louis, König von Frankreich, nicht unbedingt verbesserte. Dann fiel ihm ein, was ihn die ganze Zeit schon beschäftigt hatte. Ungeduldig rief er eine Frage nach hinten.
    »Le Dain! Was ist eigentlich mit dem Mönch? Ich habe nichts von ihm gehört.«
    Der Barbier hatte dieses Gespräch schon lange befürchtet. Er trat seinem armen, frierenden Pferd in die Seiten und ritt zum König vor. »Euer Majestät, schlechte Nachrichten. Eben erst habe ich eine Botschaft erhalten.« Das war natürlich eine Lüge, er wusste es schon seit einigen Tagen. »Der Mönch Bruder Agonistes ist verschwunden.«
    Der König riss an den Zügeln und brachte sein Pferd zum Stehen. »Verschwunden? Wie? Wo?«
    »Die Umstände sind ungewiss, Sire. In dem Bericht steht, dass er Lady Anne de Bohun aus England fortschaffen wollte und dass er ... äh ... seitdem nicht mehr gesehen wurde.«
    »Aber warum hätte er so etwas tun sollen?«
    Le Dain war einigermaßen verwirrt. »Eure Anweisungen, Sire? Ihr wolltet Informationen. Er dachte vielleicht, die Lady wüsste
    Dinge über den König, die für Euch von Vorteil sein könnten, und dass er, wenn er sie nach Frankreich schaffte, den ... Earl von March verletzen könnte.«
    Louis schnaubte verärgert. Die Schmerzen in seinen Beinen waren wieder schlimmer geworden, und gerade jetzt den Mönch zu verlieren war mehr als ärgerlich! »Er war immer ein unsicherer Geselle, mein >Mönchsbruder<, aber in dieser Angelegenheit hat er seine Kompetenz eindeutig überschritten. Eine Frau aus ihrem eigenen Land entführen? Idiot!« Der König verzog seinen Mund, als er an die Dummheit dieses Mönches dachte. Le Dain leckte sich nervös über die Lippen. Wenn der König den Mund verzog, war das immer ein schlechtes Zeichen.
    »Le Dain?«
    »Euer Majestät?«
    »Ich will einen neuen Mönch. Aber keinen verrückten. Meine Beine tun weh.«
    »Sogleich, Euer Majestät. Seht nur, dort ist das Jagdhaus. Wir sind fast zu Hause.«
    »Aber ich will heute keine Gans zum Abendessen, habt Ihr gehört? Gans bekommt mir nicht. Das bringt meine Körpersäfte in Unruhe. Reitet vor und richtet ihnen das aus. Sie wissen, was mit dem letzten Gänsekoch geschehen ist.«
    Le Dain verneigte sich ehrfürchtig bei diesen unheilvollen Worten und ritt zu den fernen Lichtern des Jagdhauses voraus. Die Körpersäfte in Unruhe bringen? Gott bewahre sie alle vor Louis' Körpersäften, ob sie nun in Unruhe waren oder nicht. Und woher sollte er um diese Abendstunde einen neuen Mönch nehmen, oder einen Blutsauger, der sich als Mönch ausgab?
    Einen Blutsauger? Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Einen Blutsauger für die Beine des Königs. Ja, das konnte gehen. Jedenfalls könnte das Louis davon ablenken, die Frage zu stellen, die le Dain am meisten fürchtete.
    Die Frage nach dem kleinen Ungeheuer Louisa.
    »Was schreibt Ihr da, Frau?«
    Margaret, Herzogin von Burgund, saß an ihrem Schreibpult und drehte sich lächelnd
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