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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd
Autoren: Unbekannter Autor
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fruchtbar war. Und nun, da Edward wieder fest im Sattel saß, bestand sogar die Aussicht auf weitere Kinder.
    Die Londoner jubelten ihrem Königspaar zu und wünschten ihnen alles Gute, wann immer sie öffentlich auftraten. Und dazu bot sich häufig eine Gelegenheit. Alle waren froh, dass die Ungeister der alten Königin und ihres Gemahls endlich gebannt waren.
    Edward Plantagenet trat an diesem stürmischen Abend in das prachtvolle Kinderzimmer des kleinen Prinzen und bedeutete den sieben Kinderfrauen, den zwei Ammen und den drei Zofen, die für das Schaukeln der Wiege zuständig waren, zur Seite zu treten. Er starrte auf seinen schlafenden Sohn und berührte zärtlich seine Wange. Seine Berührung hatte etwas Trauriges.
    »Euer Majestät?«
    Der Großkämmerer flüsterte, denn er wollte das Knäblein nicht wecken. Der König drehte sich zu seinem ältesten Freund um, und dieser hielt erschrocken die Luft an. Die dunklen Ringe unter Edwards Augen sprachen Bände. Sie waren Zeichen seiner Erschöpfung und Verzweiflung.
    Der König legte einen Finger auf seine Lippen und bedeutete den Dienerinnen hinauszugehen. Ein Rascheln hob an, als die gesamte schweigende Dienerschaft auf die Knie sank und die Köpfe neigte, um dem König ihre Ehrerbietung zu erweisen, der seinen Sohn ihrer Obhut anvertraute.
    »Ist alles so ausgearbeitet worden, wie ich es gewünscht habe?«
    »Ja, Majestät. Dem Sohn von Lady Anne sind sämtliche Titel und Ländereien übertragen worden. Er ist jetzt ein Baron aus eigenem Recht und wird, wie Ihr befohlen habt, beim Erreichen der Volljährigkeit den Titel Earl of Carlion erhalten. Auch die französischen Titel sind ihm übereignet worden, für den Fall, dass Ihr Frankreich wieder dem Königreich England einverleibt. Er ist eine bedeutende Persönlichkeit.«
    »Und seine Mutter?«
    »Auch ihr sind weitere Ländereien zugesprochen worden. Ihr Vermögen wird beträchtlich sein.«
    Der König nickte und überflog das Schriftstück. Er schien zufrieden zu sein. Hätte Edward in diesem Moment seinen alten Freund angesehen, hätte er den eigenartigen Ausdruck auf dessen Gesicht. War es Angst? War es Bedauern?
    »Sehr gut. Nun kommt, William. Ich möchte das Dokument in meinem Arbeitszimmer unterzeichnen. Ihr kümmert Euch dann darum, dass alles so umgesetzt wird, wie ich es angeordnet habe. Ich möchte auch, dass Ihr Lady Anne so bald als möglich das neue Wappen überreicht.«
    William schwieg. Er hatte den Entwurf für das neue Wappen gesehen. Es enthielt immer noch die Leoparden von Anjou, doch statt der zwei Blutstropfen waren es drei, und darüber krümmte sich ein zerbrochenes Schwert.
    Edward seufzte wie ein sehr müder, alter Mann und ging mit schleppendem Schritt hinaus. William versuchte, ihn aufzuheitern. »Es ist gut, wenn es wieder einen richtigen Winterhof gibt, Majestät. Man könnte ein Turnier abhalten. Eine Schönheitskönigin könnte die Preise überreichen. Ob Ihre Majestät, die Königin, wohl die Güte hat, den Hof auf diese Weise zu beehren?« Wer, wenn nicht er, konnte sich eine solche Bemerkung erlauben? Es war höchste Zeit, dass die Entfremdung zwischen Elizabeth Wydeville und dem König endlich ein Ende hatte, zum Wohl des Landes.
    Doch der König drehte sich zu seinem Großkämmerer um und sagte: »Eine Schönheitskönigin? Die gibt es nicht mehr. Ich habe sie durch meine eigene Schuld vertrieben.«
    Und da sagte William Hastings ohne diplomatische Rücksichtnahmen, was er wirklich dachte. Unwillkürlich ließ er sein Herz sprechen. »Ich glaube nicht, dass Lady Anne das Leben am Hof gefallen hätte, Majestät.«
    Der König sah ihn verblüfft an. »Warum sagt Ihr so etwas, William? Woher wollt Ihr das wissen?«
    Bedauern und Scham wechselten sich auf dem Gesicht des Großkämmerers ab, und dieses Mal bemerkte es der König. »Ich weiß es, Euer Majestät, weil ich Lady Anne sehr schätze. Sie besitzt wahren Mut, und sie hat sich entschieden, ein anderes Leben zu führen als das, das Ihr ihr angeboten habt. Wir können ihr für ihr Leben nur alles Gute wünschen. Sie hat viele Gefahren überstanden« - der König sah ein wenig spöttisch drein, denn es geschah selten, dass er seinen Kämmerer so leidenschaftlich reden hörte - »und hat endlich eine sichere Heimstatt gefunden. Sie hat sich ein friedliches Leben außerhalb des grellen Lärms des Hofs wohl verdient.«
    Der König starrte zum Fluss hinab, der tief unter ihm zum Meer floss. Sie befanden sich hoch oben im Palast.
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