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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd
Autoren: Unbekannter Autor
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Ahndung weiterer Anklagen der Kirche auszuliefern.«
    Über dem angehängten Siegel am unteren Rand der kleinen Schriftrolle war eine Unterschrift: E. Rex. Die Tinte verlief zu einem Trauerrand und beschmutzte ihre Finger. »Das ist eine Fälschung. Das ist nicht die Unterschrift des Königs.« Sie sah Agonistes unerschrocken an, hörte aber das Zittern in ihrer Stimme. Und auch er hörte es.
    Agonistes hielt sein Kruzifix hoch und fuchtelte damit vor ihrem Gesicht hin und her. Er sprach ganz leise, er musste nicht schreien. »Ich bin der Diener des Herrn und auch des Königs. Ob Ihr wollt oder nicht, Ihr kommt mit mir. Sofort!« Das letzte Wort bellte er heraus, woraufhin die Männer von ihren Pferden sprangen.
    »Nein!« Anne drehte sich um und rannte auf das Haupthaus, auf Deborah zu. Doch da wurde sie von groben Händen ergriffen, hochgehoben und zu einem der bereitstehenden Soldaten auf ein Pferd hinaufgehoben.
    »Anne!«, schrie Deborah entsetzt. Sie ließ die Eier fallen und stürzte nach vorn, versuchte, sich zu Anne vorzukämpfen, schlug um sich und drängte sich zwischen die Pferde und die Männer. Zu spät. Die Männer machten schnell kehrt, gaben ihren Pferden die Sporen und sprengten als geordneter Haufen im strömenden Regen über die Zugbrücke davon.
    Deborah rannte zum Haus. »Leif, Leif! Wo seid Ihr? Helft mir! Helft Anne!«
    Es war ein Albtraum, alles war wie verschwommen. Was machte sie hier?
    Anne setzte sich auf der Pritsche auf und bereute es sogleich. Ihre Sicht war behindert, denn ein Auge war fast ganz zugeschwollen. Und ihr Kopf dröhnte so sehr, dass ihr übel war.
    Dann erinnerte sie sich. Sie hatte sich gewehrt, hatte dem Mann, der sie auf dem Pferd festgehalten hatte, die Wangen aufgekratzt. Da hatten sie ihren Reitertrupp angehalten, und als sie versucht hatte, Moss zu schlagen, hatten sie sie verprügelt. Schmerzend schloss sie ihre Augen und schluckte. Sie schmeckte Blut. Wie schön wäre es, einfach wieder ins dunkle Vergessen zu
    Nein! Sie wollte bis drei zählen und dann .

    Es war das Kleid, das sie in dieser dunklen Welt als Erstes bemerkte. Ein erdfarbenes, grob geschnittenes Kleid aus rauer Wolle, ein Büßergewand. Es lag über einer Truhe direkt vor ihrem Bett. Sie konnte nicht verhindern, dass sie das Kleid sah.
    Und dann bemerkte sie, dass sie nackt war und dass sie fror. Zitternd, das gesunde Auge schließend, um den Schmerz zu lindern, griff sie nach etwas, womit sie sich bedecken könnte. Sie bekam nur ein Laken zu fassen.
    »Ich bin hier drüben, du Hexe.«
    Wo war er? Woher kam diese Stimme?
    Anne versuchte zu sprechen und schluckte. Auch ihr Hals tat weh. »Ich kann Euch nicht sehen.«
    Er lachte. Ein unangenehmes Geräusch. »Mach die Augen auf. Beide.« Das war grausam. Aber sie musste sich zusammenreißen und zwang sich, genau hinzusehen.
    »Ah, da seid Ihr ja, Moss. Habt Euch wie gewöhnlich ins Dunkel verdrückt. Wovor habt Ihr Angst? Doch nicht vor mir, so wie Ihr mich habt zurichten lassen.« Ihre Stimme war scharf wie Peitschenhiebe.
    Er stand am Fußende des Bettes und hielt das Kruzifix wie eine Waffe vor sich. »Eine Frau hat ehrfürchtig zu schweigen, wenn es einem Diener des Herrn, jedem Mann, beliebt, ihr Anweisungen zu geben.«
    »Ehrfürchtig schweigen?« Anne schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, dies« - sie zeigte auf ihre Wunden und das Blut -»sind für Euch Anweisungen.«
    Der Mönch machte das Kreuzeszeichen über dem Bett. »Der Herr führt mich. Durch die Kasteiung deines Fleisches wirst du Erlösung finden.« Er sah sie an, und einen Augenblick lang zuckte sein Gesicht. Die Umrisse ihres Körpers zeichneten sich unter dem dünnen Laken deutlich ab. Er warf ihr das Büßergewand zu. »Deine weltlichen Kleider hat man dir fortgenommen. Bedecke dich. Wir haben schon genug Zeit verloren wegen deiner ... Genesung. Wenn wir bei Flut auslaufen wollen, müssen wir uns beeilen.«
    Das Lachen tat Anne weh. »Ist es nicht einfacher, wenn ich ohnmächtig bin? Was sorgt Ihr Euch? Dass die Leute reden könnten?«
    »Zieh dich an. Du beleidigst Gott mit deiner Nacktheit.«
    »Das funktioniert nicht, Moss. Das könnt Ihr nicht machen.«
    Seine Augen funkelten wie Kohlen. »Der Mann, den du Moss nennst, ist tot. Zieh dich an und vergiss den Schleier nicht. Nie mehr, so lange du lebst, sollen Männer je dein Gesicht erblicken.«
    Ein kalter, finsterer Abgrund öffnete sich vor Anne. »Nein, ich werde nicht mir Euch gehen. Ich werde nach Hause gehen.« Ihre
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