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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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wünschen. Doch sie hatte ihren Ehemann zu überstürzt gewählt und war sich seiner Zuneigung von Anfang an nicht sicher gewesen. Als sie das letzte Mal zusammen gewesen waren, hatte er sich durch die Art, wie er seinen Nachwuchs gezeugt hatte, als unehrenhaft erwiesen.
    Ungeachtet dessen würde sie dieses Kind lieben. Und sie würde sich über die folgenden acht Stunden bereitwillig in Carlos Bett opfern, um die Geburt herbeizuführen.
    Mit Tagesanbruch würde sie Mutter sein. Süße Freude erfüllte sie bei dieser Aussicht, doch die Sorge wegen der Stimmung ihres Mannes dämpfte auch diese Freude wieder.
    Morgen, wenn er wieder in die Anderwelt aufgebrochen war, würde sie dem Rest der Familie ihre Reisepläne mitteilen. Innerhalb des folgenden Monats würde sie ihr Kind nehmen und das Gut verlassen.
    Schritte erklangen auf dem Teppich draußen im Flur. Stiefel.
    Carlo.

5
    E in leichter Windhauch ließ den Saum ihres Nachtgewandes flattern, als die Schlafzimmertür hinter ihr aufschwang.
    Schnell stand sie auf und ließ den Morgenrock von ihren Schultern auf das bestickte Polster des Schemels gleiten. Ihr Nachthemd behielt sie an, obwohl auch dieses ohne Zweifel irgendwann in den nächsten Stunden der Dunkelheit, die vor ihr lagen, auf der Strecke bleiben würde. Es war neu, ein graziles Wäschestück, eigens angefertigt von einem Spezialisten für Damenwäsche in Paris.
    Würde ihr Ehemann auch dieses zerstören, so wie jenes, das sie vor einem Monat getragen hatte?
    Sie atmete einmal tief durch, um sich Mut zu machen, und wandte sich dann in der Absicht zur Tür, die Nacht so freundlich wie möglich zu beginnen, und dabei hoffte sie, dass die Dinge nicht aus dem Ruder laufen würden. »Ich vertraue darauf, dass du um unseres Kindes willen freundlich sein wirst.«
    Ihr entschlossenes Lächeln schwand, als sie sah, dass Carlo nicht allein war. Zwei Männer standen in der Tür, beide groß und kräftig. Und der größere von beiden war Dominic.
    Der Schock, diesen raubtierhaften Augen zu begegnen, war noch immer so lebendig wie in jenem ersten Augenblick, als sie ihn gesehen hatte, draußen auf der Veranda. Was hatte er hier zu suchen?
    Fassungslos tastete sie nach ihrem Morgenrock. Dieser hob sich ihrer Hand vom Schemel aus entgegen, ohne dass sie sich danach bücken musste, doch sie war so durcheinander, dass sie es gar nicht bemerkte.
    »Bitte, Carlo! Ich bin nicht passend gekleidet«, protestierte sie und hielt den Morgenrock vor ihrer Brust umklammert. Erst jetzt fiel ihr ein, dass ihre Kehrseite durch das transparente Nachthemd hindurch immer noch im Spiegel hinter ihr für die Männer sichtbar war, und sie wich ein paar Schritte vom Frisiertisch zurück, so dass sie mit dem Rücken zur Wand stand.
    »Ich hatte es so verstanden, dass Ihr rein menschlich seid«, vernahm sie Dominic, während er den Morgenrock fixierte, den sie mit ihrem Willen bewegt hatte.
    »Ihre Eltern waren beide menschlich«, antwortete Carlo für sie. »Und sie ist es ebenfalls, aber hin und wieder hat sie diese Magieausbrüche. Nicholas meint, dass bei ihrer menschlichen Mutter durch die Vereinigung mit König Feydon – bei der Jane gezeugt wurde – ein Rest von Magie zurückgeblieben und ein Teil dieser übernatürlichen Fähigkeit wiederum auf Emma übergegangen ist.«
    »Was spielt das im Augenblick für eine Rolle?«, wollte Emma wissen. »Noch einmal: Ich muss entschieden gegen Euer gemeinsames Erscheinen hier protestieren. Falls Ihr noch mehr miteinander zu besprechen habt, möchte ich Euch bitten, Euch zum Schlafzimmer von Signore Janus zu begeben, das sich auf der Westseite des Hauses befindet«, fügte sie nachdrücklich hinzu.
    »Lass den Morgenrock liegen!«, befahl Carlo und ging an ihr vorbei. Er hob das große Leinentuch auf, das neben dem Frisiertisch hing, und verhüllte damit den Spiegel. Emma sah ihm dabei zu, damit sie die Anwesenheit seines Gefährten nicht weiter beachten musste.
    In Vollmondnächten mussten die Spiegel in ihren Schlafzimmern stets verborgen werden, wenn ihr Ehemann zu Hause war, und das Leinentuch hatte für ebendiesen Zweck hier an der Stange gehangen. Es war eine seltsame Marotte von ihm, an die sie sich gewöhnt hatte.
    Nachdem er das Tuch zu seiner Zufriedenheit drapiert hatte, legte Carlo seine Waffe auf den Tisch und fing an, seine Taschen zu leeren. Mit dem Rücken zu Emma sagte er: »Dom gehört zur Familie.«
    »Ich verstehe immer noch nicht …« Sie brach verunsichert ab. Sie hatte
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