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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs
Autoren: Elizabeth Amber
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zu.
    Er drehte sich wieder weg, um in den Abendhimmel zu schauen. Als er erneut sprach, klang seine Stimme leise und gequält. »In der Anderwelt ist mir etwas zugestoßen. Während einer Mission vor fast vier Wochen wurde ich verwundet – direkt nach dem letzten Vollmond, genau an dem Morgen, nachdem ich dein warmes Bett verlassen hatte.«
    Emma trat an seine Seite und legte ihm eine Hand auf den Arm, ein zaghaft mitfühlender Reflex, um den Schmerz eines anderen Menschen zu lindern.
    »Warum hast du vorher nichts davon erzählt, als die anderen noch hier waren? Vielleicht hätten sie helfen können. Bist du in Ordnung?«
    »Nein!«, bellte er. Mit einer heftigen Drehung seines Körpers schüttelte er sie ab. »Wie es sich so trifft, bin ich alles andere als in Ordnung.«
    Emma wankte unter seinem finsteren Blick und dem Alkoholgeruch, der von ihm ausging. Er kam auf sie zu, und mit jedem Schritt, den er vorwärtsmachte, wich sie einen Schritt zurück.
    Als ihr Rücken gegen den Bettpfosten traf, drückte sie ihre Hände gegen seine Brust. Er ragte drohend über ihr auf und packte sie so fest an den Schultern, dass es schmerzte. »Meine Verletzungen waren ernst, sehr ernst sogar. Ich war tagelang bewusstlos. Und als ich wieder erwachte, sagte man mir …«
    Er holte unstet Luft und rammte beide Hände in seine Hosentaschen. Sie schlang einen Arm um den Bettpfosten aus Mahagoni und sank auf die Matratze, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
    »Man sagte mir, dass ich durch die Verwundung impotent geworden sei.« Er spie die Worte förmlich aus, als würden sie ihm einen schlechten Geschmack auf der Zunge verursachen.
    Sie starrte ihn verständnislos an und versuchte, die Folgen dessen, was er ihr gerade eröffnete, zu begreifen.
    »Nun?«, fragte er streitlustig.
    Emma stemmte sich auf die Füße und wich vorsichtig zurück, da sie seine Stimmungslage nicht einzuschätzen vermochte. Dabei stieß sie versehentlich gegen Dominic. Wann war er so nahe gekommen?
    Seine große Hand, mit der er sie aufhielt, brannte an ihrem Rücken, und sie zuckte zusammen.
    »
Mi scusi,
signore.« Sie warf ihm einen verlegenen Blick zu und drängte sich an ihm vorbei, um zu entfliehen. Doch irgendwie war er vor ihr an der Tür und schloss sie mit betont lässiger Miene.
    Sehnsüchtig schaute sie zum Türgriff und sah dann zu ihm auf. In seiner Miene las sie, dass er sichergehen wollte, dass sie blieb, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Hast du mich verstanden, Frau?« Carlo war wieder zum Fenster gegangen und betrachtete die dunkler werdenden Schatten draußen, als wartete er auf etwas. Auf den Mond.
    Mit den Fingern einer Hand fuhr er sich heftig durchs Haar, und sein Ellbogen stieß so hart gegen das Fensterglas, dass sie schon dachte, es würde zerbrechen. »Begreifst du, was das bedeutet? Für mich, in einer Nacht wie dieser?«
    Emma presste zwei Fingerspitzen an ihre Schläfe, um das Durcheinander ihrer Gedanken zu ordnen. Einst hatte sie davon geträumt, eine Familie mit ihm zu gründen. Nun sagte er ihr gerade, dass es dazu nicht kommen würde. Doch das hatte sie selbst schon für sich beschlossen, auch wenn er davon nichts wusste.
    »Ich kann es mir vorstellen, aber …«
    Neben ihr rührte sich der immer wachsame Dominic, und seine Schultermuskeln dehnten seine Uniform. Unter dem Gewicht seiner stillen Betrachtung aus silberfarbenen Augen war es schwer, zu denken, geschweige denn, zu sprechen.
    »Kümmere dich nicht um Dom!«, verlangte Carlo. Er hatte ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe gesehen. »Er ist sich unserer Lage sehr wohl bewusst.«
    »Lage?«, echote Emma.
    Mit einem verärgerten Schnauben drehte Carlo sich um und lehnte sich gegen den Fenstersims. »Hat die Schwangerschaft dich dumm gemacht? Lass es mich einfacher ausdrücken,
cara:
Ich kann für dich nicht sein, was ein Ehemann sein sollte – nie mehr.«
    Für einen kurzen, lieblosen Moment keimte Freude in ihr auf. Er sagte ihr gerade, dass er nie mehr Kinder zeugen konnte. Aus ihrer Sicht stellte das so etwas wie ein Geschenk dar. Er würde nie mehr in der Lage sein, ihr noch ein Baby in den Leib zu zwingen, ohne ihr Einverständnis. Die Erleichterung, der sofort ein Anflug von Schuldgefühl für ihre Selbstsucht folgte, machte es ihr leicht, Mitgefühl zu zeigen.
    »Ein Verlust, sicher, aber wir müssen dankbar dafür sein, dass du nicht auch noch dein Leben verloren hast. Schließlich ist es nicht notwendig, dass wir …« Während sie
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