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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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er mit jedem schmutzigen Wort in jeder Sprache, die er kannte, harmlose Flüche, dreckige, die verdorbensten Ausdrücke der Gosse, die er schon jahrelang nicht mehr benutzt hatte, alles, was ihn davon ablenkte, dass seine Lungen kollabierten und er schon bald würde aufgeben oder von seinem Leben Abschied nehmen müssen, weil er den Stein nicht finden konnte. Er war verschwunden, und er konnte nicht mehr, er atmete aus …
    Dort. Dort war etwas, ein blauer Schimmer. Mit einer letzten, entsetzlichen Anstrengung streckte sich Zane danach - und bekam ihn zu fassen.
    Seine Beine strampelten. Die Lippen zusammenzupressen war das Heldenhafteste, was er je in seinem Leben getan hatte, weil jeder Teil seines Körpers nach Erleichterung schrie, nach Atem, nach Luft …
    Er brach durchs Wasser. Mit der Luft sog er auch einen Mundvoll Wasser ein und hustete es wieder aus, noch immer keuchend, noch immer dankbar, und er kämpfte sich zu dem
Vorsprung, den er für Lia gefunden hatte. Er zwang seinen Körper auf den Felsen, rollte sich herum, zog seine Beine aus dem Wasser, seine Ohren klingelten, und das Licht seiner Laterne drohte zu erlöschen.
    Aber … da war der Diamant in seiner Hand. Er war schwer und sogar noch kälter als die eisige Luft um ihn herum. Als Zane dazu wieder in der Lage war, hob er den Arm und betrachtete Draumr genauer, den glatten, ungeschliffenen Stein, selbst ohne Facetten atemberaubend, und ein Prickeln lief an seinem Arm empor.
    Er hatte das seltsamerweise beiläufige Gefühl, dass, wenn Draumr hier war, auch die tote Prinzessin hier sein müsste. In seiner Erschöpfung betete er für ihr Erscheinen, nur einige Worte, während das Wasser aus seiner Kleidung rann, auf dem unebenen Stein kleine Pfützen hinterließ und zurück in den See tropfte.
    Danke.
    »Danke«, wiederholte eine Stimme über ihm, allerdings auf Französisch. »Du hast getan, was ich nicht zu tun vermochte. Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich bewundere deinen Mut, mein Freund. Fast tut es mir leid, dass ich dich töten muss.« Der Prinz trat ins Licht, lächelnd, eine Pistole in der Hand.
    »Aber nur fast.«
    »Halt«, krächzte Zane, und wieder fühlte er das Summen in seiner Hand. Der Prinz hielt inne, dann schüttelte er den Kopf.
    »Es nützt nichts.« Er begann, den steilen Abhang vom Eingang aus hinabzusteigen, und kleine Steine regneten auf den Hügel mit der Laterne. »Ich glaube, das ist eine der Ungereimtheiten in meinem Blut, aber Draumr zeigt bei mir keine
Wirkung. Und doch habe ich keinen Zweifel, dass er gute Dienste bei meiner Frau und mir leisten wird. Ich bin ganz begierig darauf, meine neue englische Familie kennenzulernen.«
    Auf den Schatten von Mayfair war ein Kopfgeld von dreihundertfünfzig Pfund ausgesetzt, und das nur, weil er den zweiten Bürgermeister sorgsam bestochen hatte, die Summe nicht aufzustocken. Er war zweimal eingesperrt gewesen und beide Male mit einem frischen Kader von Männern hinter sich wieder entlassen worden. Er gebot über Wachmänner, Verwaltungsbeamte und drei Viertel der Anteile an einer ansehnlichen Textilfabrik, um seine Ausgaben zu bestreiten.
    Er war nicht allzu leichtgläubig.
    Er hatte versteckte Waffen bei sich, kleine, tödliche Waffen an seinem Körper und in seiner Kleidung befestigt, doch keine davon konnte er rechtzeitig erreichen. In all seinen Plänen und Berechnungen jedoch hatte Zane darauf vertraut, dass die Luft im Tunnel zu feucht wäre, als dass das Schießpulver würde richtig zünden können.
    Er hatte sich geirrt.
    Er schleuderte den Diamanten in ebenjenem Moment gegen die Laterne, als Imre feuerte.
    Eine flüchtige Sekunde lang war die Höhle erhellt vom Aufblitzen der Pistole, dann versank sie wieder in Dunkelheit.

21
    Sie flatterte durch die Luft und zog ziellos ihre Kreise. Sie war der Wind und die Sonne; wenn sie sich drehte und sich überschlug, entdeckte sie ihre eigene Schönheit: Ihr Körper war ein Amethyst und Kobalt und das Herz des Himmels. Ihre Flügel waren Perlen. Ihr Schwanz war mit Gold überzogen und ebenso ihre Klauen.
    Sie schnappte nach dem Wind und verschlang ihn. Sie schraubte sich empor in den Himmel und feierte sich selbst und ihre Unabhängigkeit, und die Welt unter ihr schrumpfte zusammen und verlor an Bedeutung.
    Sie schoss hinweg über schneebedeckte Berggipfel und ummauerte Dörfer tief in den Tälern. Sie stieß bis zu den Wolken hoch und betrachtete die Sonne. Sie sann darüber nach, auch bis dorthin emporzusteigen und sie zu
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