Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
verschlingen, doch etwas hielt sie ab … Da war etwas, das für sie sang, weit, weit dort unten …
    Lia warf einen Blick hinab zur Erde. Dort erzitterten die kleineren Tiere. Sie versteckten sich in ihren Löchern und hofften, dass der Drache sie nicht entdecken möge und sich nicht die Mühe machen würde, weiter nach ihnen zu suchen. Und es war ihr Glück, dass das Lied, das zu Lia hinaufwehte, verlockender war als die Jagd. Es rief ihren Namen, ihren menschlichen Namen, und obwohl sie ihr menschliches Ich zurückgelassen hatte, gab es doch noch ein Stückchen Glut in ihrem Herzen, das sich entzündete und wollte, dass sie antwortete.
    Amalia. Komm herunter.
    Nein, dachte sie.

    Komm herunter .
    Und obwohl sie nicht wollte, obwohl sie hier oben frei und ungebändigt war und über den Himmel gebot, legte sie die Flügel eng an ihren Körper und begann sich hinunterzuschrauben. Ihr Ziel war eine Burg aus weißem Stein, und darauf richtete sie ihre Kreise aus, bis die Quarzittürme und -mauern aufblitzten und sie den Mann und das Mädchen im Innenhof stehen sehen konnte, wo die beiden Lia mit emporgewandten Gesichtern erwarteten.
    Irgendwo anders auf dem Burggelände begannen die Hunde zu knurren und zu jaulen.
    Sie landete gleitend, ihre Krallen fuhren über die Steine, und schließlich warf sie mit einem unachtsamen Zucken ihres Schwanzes einen Springbrunnen um. Das Alabasterbecken schlug auf dem Boden auf und zersprang.
    »Verwandle dich zurück«, befahl der Mann, ohne sich zu bewegen.
    Sie holte Luft. Sie schloss die Augen und zügelte ihre Größe. Dann vollzog sie die Wandlung und wurde wieder zur Frau, die verfroren und verloren vor den beiden Gestalten stand.
    Gesichter hinter den Burgfenstern beobachteten sie. Niemand regte sich.
    Der Mann warf dem Mädchen einen Blick zu, woraufhin es zu Lia trat, ihr einen Mantel über die Schultern legte und vor ihrer Brust schloss. Die Augen der Kleinen waren sehr leuchtend und sehr klar.
    »Was für wunderschöne Damen«, sagte Prinz Imre, der sie mit den Händen in seiner Manteltasche beobachtet hatte. »Meine Damen. Wir werden jetzt hineingehen.«
    Das klagende Bellen der Hunde folgte ihnen den ganzen Weg über ins Innere der Burg.

    Das Schlimmste an einer Schulterwunde, so fand Zane, war nicht das Blut, welches das Hemd und die Ärmel mit klebriger Kälte durchweichte, und auch nicht der Schmerz, der in seine Adern wie mit glühenden Schürhaken eindrang. Es war die Tatsache, dass die offene Verletzung trotz der Aderpresse seinen Arm nutzlos machte und das Klettern extrem erschwerte.
    Doch immerhin hatte ihm Imre nicht ins Bein geschossen. In Minenschächten mit einer Beinwunde hinaufzusteigen, wäre unmöglich gewesen.
    So jedoch kletterte Zane. Es kostete ihn Stunden, dem Berg zu entkommen. Stunden, einen anderen Weg, so hoffte er, aus den Tunneln ins Freie zu finden, als ihn Imre und auch seine Gefolgsmänner genommen hatten.
    Nachdem ihn die Kugel getroffen hatte, hatte er sich, einer plötzlichen Eingebung folgend, in den See gerollt. Wenigstens war es ihm zu diesem Zeitpunkt wie eine Eingebung vorgekommen; Imre hatte noch immer seine Waffe in der Hand gehalten und sicherlich auch noch genug Munition gehabt, um sie neu zu laden. Aber das nächste helle Licht war einen Tunnel weit entfernt, und wenn der Prinz nicht gerade im Dunkeln sehen konnte - und Zane hoffte inständig, dass das nicht der Fall war -, würde das Nachladen mühselig und langwierig werden.
    Sollte Imre doch denken, dass er tot oder kurz vorm Sterben war. Er hatte keine Schwierigkeiten gehabt, sich unter die glatte Oberfläche des Wassers sinken und geräuschlos treiben zu lassen. Die Kälte hatte seine Wunde betäubt, und er war beinahe völlig gefühllos geworden.
    Imre war einige Minuten lang herumgelaufen und dann verschwunden. Zane war dann noch wenige Augenblicke
im Wasser geblieben und hatte aufmerksam gelauscht, doch es waren keine weiteren Geräusche in der Höhle zu hören gewesen, abgesehen von seinem eigenen Atmen und dem leisen Klatschen des Wassers gegen die Felsen.
    Es war weitaus schwieriger gewesen, wieder aus dem See herauszukommen, als sich in ihn hineinrollen zu lassen.
    Er dachte an Seeungeheuer, die unter den Wellen lauerten. Er dachte an Lia, an einen metallisch glänzenden Körper und geöffnete Schwingen, und dann hievte er sich mühsam hinaus.
    Sein Mantel lag noch immer dort, wo er ihn hingeworfen hatte, ebenso wie sein Hut mit dem Fuchsfellrand. Mit einer Hand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher