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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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schwimmen.
    Aber Draumr wollte, dass sie siegreich war. Das wusste sie. Nur das brachte sie dazu, sich in die Ungewissheit sinken zu lassen, wo Schweigen und großer Druck herrschte, bis ihr Kopf wieder ganz und gar von dem Diamanten erfüllt war.
    HIERHIERHIERHIERHIERHIERHIERHIERHIERHIER-HIERHIER!
    Und dort war er. Selbst im Schlick und im grausamen, schwarzen Wasser glänzte er, ein Blitzen von Hellblau, ein Ruf und ein Lichtschein, der sie weiterzog. Sie streckte den Arm aus. Zane war über ihr.
    Aus den Augenwinkeln sah sie seine Hand, und auch wenn seine Bewegungen kaum wahrnehmbar waren, so
passten sie sich den ihren doch so vollkommen an, als hätten sie es eingeübt, ein langsamer Wassertanz, die Finger geöffnet, und sie war ihm nur um den Bruchteil einer Sekunde voraus. Die Tatsache, dass sie einen halben Meter unter ihm war, bedeutete, dass ihre Fingerspitzen den Diamanten als Erstes berührten.
    Lia schloss die Hand um ihn.
    Sofort explodierte der Schmerz in ihr, und es war entsetzlich. Sie wühlte den Schlamm auf, als sie zu schreien versuchte und um sich schlug, die Finger um Draumr geklammert, und sie konnte ihn nicht loslassen; sie wollte es, aber sie konnte ihre Faust nicht wieder öffnen …
     
    In der Morgendämmerung war Rue in ihrem Garten. Sie genoss die Stille des frühen Morgens im Winter ebenso wie in der vollen Blüte des Sommers. Winter brachte seine eigenen Gaben wie Stechpalmenbeeren und getrocknetes Gras, das unter ihren Füßen knirschte und duftete wie Stroh. Sie liebte die Vorstellung, dass die Welt schlief, dass die Pflanzen ihr Leben fest und sicher in ihren Stängeln verschlossen hielten und auf den Frühling warteten.
    An diesem Morgen lief sie allein durch den Garten, ein buntes Wolltuch um die Schultern geschlungen, und sie sah zu, wie sich das lachsfarbene Licht bläulich verfärbte. Hinter ihr lag der goldene Käfig, als den sie Chasen Manor sah, in tiefem Schlummer, ebenso wie die Drákon -Bediensteten, ihren Ehemann und zwei ihrer Kinder. So früh am Morgen waren nur die Ruhelosen und die Zimmermädchen wach.
    Irgendetwas über ihrem Kopf funkelte, und es war kein Drache. Sie hob den Blick und sah den Schweif eines Kometen, ein Blitz aus feurigem Gold, der sich über den Himmel
zog, breiter wurde, verblasste und wie tausend Glühwürmchen zur Erde stürzte.
    Ohne jeden ersichtlichen Grund stach ihr ein Gefühl der Panik wie eine Nadel ins Herz.
    Amalia , dachte sie.
    Die Marquise ließ ihr Tuch fallen. Sie raffte ihren modischen Rock und rannte zurück ins Herrenhaus.
     
    Sie verwandelte sich in einen Drachen, dort unten auf dem Grund des Sees, wo sie in stillem Zorn kämpfte. In Drachengestalt ließ Lia den Stein fallen, drängte sich an dem menschlichen Mann vorbei, der sich neben ihr wand, und benutzte ihre gesamte Kraft, um zur Höhlendecke zu gelangen. Das Wasser rann in Sturzbächen von ihren Flügeln, ihrem Hals, ihren Schuppen. Sie schoss zur Decke empor, nicht mehr aufzuhalten, stieß gegen die Wände und hörte nicht auf, ohne Stimme zu schreien. Wahre Drachen gaben keine Laute von sich. Lia stieß immer und immer wieder gegen die Begrenzungen der Höhle.
    Ein anderer Mann beobachtete sie vom Eingang des Tunnels aus, eine winzige, schwarze Gestalt, die von Licht umrahmt wurde. Lia stürzte auf ihn zu, verwandelte sich im allerletzten Augenblick in Rauch und raste an ihm vorbei in die frische Luft und in den Himmel empor.
     
    Sie hatte ihm mit dem Schwanz auf den Kopf geschlagen. Er glaubte, dass es ihr Schwanz gewesen war, aber es hätten auch ein Flügel oder ein Bein gewesen sein können … Auf jeden Fall hatte es ausgereicht, sodass er sich nicht mehr orientieren konnte, und allzu lange trieb er dahin, ohne Atem oder Halt. In seinem Dämmerzustand glaubte er zu sehen,
wie der Diamant an ihm vorbeiglitt, nachdem sie ihn hatte fallen lassen, ein rundes, blaues Licht, ein Kristallstern, der in diesem dunklen Gewässer gefangen war. Er griff danach, verfehlte ihn aber, und seine Finger bekamen nichts zu fassen. Das Licht wurde schwächer.
    Zane schnitt eine Grimasse und schwamm hinterher. Er würde bald atmen müssen, es schmerzte so sehr, aber wenn er nun den Blick vom Diamanten abwenden würde, würde er ihn vermutlich nie wiederfinden. Das Licht war zu trübe hier, das Wasser zu tief. Es würde Wochen dauern, den See abzusuchen.
    Und ihm blieben keine Wochen mehr. Nach dem zu urteilen, was Lia zugestoßen war, hatte er nur noch Minuten.
    In Gedanken fluchte
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