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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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der englischen Landschaft sprenkelten.
    Zane näherte sich weithin sichtbar, während er eine Hand unter dem grauen Fellmantel gegen die Schulter presste. Er begrüßte die Männer, die herausströmten, um ihn abzufangen - Lakaien mit Perücken und einige Burschen mit ernsterer Miene, die ihn sehr an Hunyadis Wachen erinnerten. Ehe sie ihn packen konnten, teilte er ihnen mit, er habe Nachricht für ihren Herrn, eine Drákon -Nachricht. Sein Tonfall und seine erhobene, blutige Handfläche deuteten an, dass jeder, der sich bemüßigt fühlte, ihn aufzuhalten, die Verantwortung auf seine Schultern laden würde.
    Zane wurde in die Burg hineinbegleitet.
    Der Innenhof sah aus, als habe es einen Kampf gegeben. Tiefe Furchen hatten sich in die Auffahrt gegraben, und mindestens ein Brunnen und eine Urne waren umgestürzt und zerbrochen.
    Er hatte solche Art von Spuren schon zuvor gesehen. Fünf Krallen von vier Klauen. Ein Drache war hier entlanggerutscht, um zum Stehen zu kommen, da er an diesem Morgen ausgeflogen gewesen war, und Zane hatte eine verdammt klare Vorstellung davon, um wen es sich dabei gehandelt haben dürfte.
     
    Er wusste von seinen Erkundigungen, dass Zaharen Yce einen Ballsaal hatte. Er war letzte Nacht nicht lange dort
geblieben, denn leere Ballsäle hallten unschön und boten gewöhnlich wenig Interessantes. Doch aus irgendeinem Grund hatte der Prinz an diesem Tag beschlossen, hier sein Abendessen einzunehmen.
    Es war ein Turmzimmer, riesig und rund. Es war kalt dank der getäfelten Marmorwände, deren Farbtöne von Creme bis Rauchblau reichten, und der römischen Säulen, die eine Freskendecke stützten, welche mindestens drei Stockwerke hoch über ihren Köpfen lag. Das Deckengemälde zeigte Planeten und Sterne und silberne Ungeheuer. Golddurchwirkte Gazevorhänge hingen vor den Fenstern und rahmten Baumwipfel, Berge und den alles umgebenden, endlosen Himmel ein. Das Licht des späten Nachmittags fiel schräg, kühl und flüchtig hinein. Auf dem weißglänzenden Boden lagen keinerlei Teppiche. Hier zu tanzen wäre so, als würde man sich über den Wolken wiegen.
    Es gab keinen Kamin und keinerlei Einrichtung außer dem Tisch am anderen Ende. Dort saß der Prinz auf einem Thron, vor sich Platten mit Speisen und Getränken; eine Kristallvase mit Jasmin verströmte betörenden Duft. An jeweils einer Seite von Imre saßen die Prinzessin und Lia.
    Nun dämmerte es Zane, dass es gar kein Ballsaal war. Der Boden, die Sterne, die kuppelartige Decke: Dies war ein Ort, der für das Zusammentreffen von Drachen gedacht war.
    Einer der Lakaien eilte herbei, und die Absätze seiner Stiefel hallten laut auf dem Steinboden. Er näherte sich dem Prinzen, verbeugte sich und murmelte etwas, doch von dem Moment an, in dem Zane den Raum betreten hatte, hatte Imre den Blick nicht mehr von ihm gelassen.
    Zane warf ihm ein unverschämtes Lächeln zu. Er wollte ihn beleidigen und hoffte darauf, ihn damit zu überraschen.
An dem versteinerten Gesichtsausdruck des Prinzen konnte er ablesen, dass ihm beides gelungen war. Der Lakai verbeugte sich noch einmal, und Imre entließ ihn mit einem Nicken. Zane war nicht stehen geblieben und hatte seine zögernde Eskorte einfach hinter sich gelassen. Als er nahe genug war, um die Stickereien auf Imres austerngrauen Aufschlägen zu erkennen, machte er halt.
    »Dein Blut tropft auf meinen Fußboden«, stellte der Prinz fest.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Das ist die unschöne Folge davon, angeschossen worden zu sein.«
    »Tatsächlich?« Die schwarzen Augenbrauen des Prinzen schnellten in die Höhe. »Du hättest mir den Gefallen tun können, dein Leben auszuhauchen, ehe du meine Hallen erreichst.«
    »Nein«, sagte Zane, und mit einer Anstrengung, bei der ihm fast schwarz vor Augen wurde und ihm der kalte Schweiß den Rücken hinunterlief, gelang ihm eine geschmeidige, vollkommene Verbeugung. »Ich fürchte, so entgegenkommend bin ich dann doch nicht.«
    »Ich sehe schon.«
    Als Zane sich wieder aufrichtete, wagte er es, Lia direkt ins Gesicht zu sehen. Es war bleich, ihr Blick war verhangen, ihre Lippen tiefrot und das Haar weiß wie Elfenbein. Emotionslos erwiderte sie seinen Blick, die Hände im Schoß gefaltet.
    »Ich glaube, ich werde aus dem Stein einen Anhänger machen«, sagte Imre im Plauderton und klopfte leicht mit den Fingern auf seine Westentasche. »Er ist zu groß für eine Krawattennadel und zu schwer für einen Ring. Stimmst du mir da zu?«

    »Ich hatte ebenfalls vor,
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