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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Quinn, als sie auf der Bellevue Avenue waren.

    Sweeney sagte nichts. »Ich möchte zurück nach Somerville. Ich möchte einfach von hier weg, verstehen Sie? Aber ich bin zu müde, um zu fahren«, sagte sie schließlich und verschwieg, dass sie nicht allein sein wollte.
    »Warum kommen Sie nicht mit zu uns nach Hause, und ich mache Frühstück«, schlug er nach einer Weile vor. »Danach bringe ich Sie nach Hause. Sie können jemanden bitten, dass er Sie zu Ihrem Auto zurückfährt.«
    Erleichtert lächelte sie ihn an. »Danke.«
    Ein paar Minuten fuhren sie schweigend weiter, bis sie sagte: »Sind Sie neugierig auf den Schmuck?«
    Quinn sah sie an. »Was meinen Sie damit? Das haben wir doch schon geklärt. Die Brosche muss falsch gewesen sein.«
    »Nein, die Brosche hat keinen Fehler.«
    »Aber der Test ist absolut sicher. Mein Kollege hat gesagt, dass …«
    »Der Rest hat auch gestimmt«, sagte sie. »Das Haar war falsch.«
    »Das Haar …? Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass das Haar in dem Medaillon nicht von Charles Putnam stammte. Ich habe das zwar angenommen, weil es dieselbe Farbe hatte wie das Haar der Kette. Aber es hat nichts dagegen gesprochen, dass Belinda Putnam, wenn sie in den Monaten nach dem Tod ihres Mannes einen Liebsten gehabt hat, einen geheimen Liebsten also, dass sie ihn nicht um eine Haarlocke gebeten hat. Vielleicht waren sie irgendwo, wo es keine Schere gab, also hat er sich einfach ein Büschel Haare ausgerissen, es ihr gegeben und sie hat es in ihrem Medaillon aufbewahrt. Haarlocken wurden für Trauerschmuck verwendet, dienten aber auch als sentimentale Erinnerung. Zwei Liebende haben sich gegenseitig eine Haarlocke von sich gegeben, als Erinnerung. Und ich denke, genau dafür wurde das Medaillon verwendet.«
    »Und er war der Vater des Kindes. Dann macht es Sinn, dass der Test stimmt«, sagte Quinn. »Aber wer war das?«

    »Das können wir nicht wissen. Aber ich habe eine Theorie. Ich habe überlegt, wo sie möglicherweise jemanden kennen gelernt haben könnte. In jener Zeit war es recht verbreitet, dass Witwen die Gräber ihrer Ehemänner besuchten. Erinnern Sie sich daran, wie ich erzählt habe, dass Mount Auburn so etwas wie eine Wende, wie die Menschen mit dem Tod umgingen, repräsentierte. Es war in vielerlei Hinsicht der Auftakt für die extreme Beschäftigung mit dem Tod, die sentimentale Denkweise über den Toten im Viktorianischen Zeitalter. Ich dachte mir, auf dem Friedhof verbrachte sie die einzige Zeit allein, und vielleicht hat sie dort jemanden getroffen. Einen Arbeiter oder einen anderen Trauernden. Ich habe keine Ahnung. Und natürlich kann ich das auch nicht beweisen. Aber so könnte es gewesen sein.«
    »Werden Sie es ihnen sagen?«
    »Ich denke, das muss nicht sein«, erwiderte Sweeney nach einer kurzen Pause. »Es macht für die Familie keinen Unterschied. Es macht für niemanden einen Unterschied.«
    Die Sonne ging langsam auf, und das Licht ging allmählich von Violett in Blau und in Grau über, als sie Richtung Norden fuhren.
    Er rief seine Frau aus dem Auto an. Sweeney betrachtete den Himmel durch die Scheibe und hörte, wie er leise sagte: »Ja, in einer Dreiviertelstunde bin ich zu Hause. Ich bringe Sweeney zum Frühstück mit. Nein, nein. Kein Problem. Ich mache etwas, wenn ich da bin. Wie geht es dir? Ja? Hat sie gut geschlafen? Ja, ich liebe dich auch.«
    Sweeney wandte sich um und blickte ihn an, als er das Gespräch beendete.
    »Sie erwartet uns«, sagte er und bemühte sich um ein Lächeln.
    »Wie geht es ihr?«
    »Viel besser. Ihre Schwester ist nach Hause gegangen, und sie wirkt viel, viel ausgeglichener. Die Ärzte sagen, dass es nur eine Frage der Zeit war.«

    Im Haus war es mucksmäuschenstill, als sie eintraten. Sweeney bemerkte, dass geputzt worden war. Auf dem Sofatisch stand eine Vase mit Gänseblümchen, und es hatte jemand gebacken. Es roch nach süßer Schokolade.
    »Maura?«, rief Quinn und legte seinen Mantel auf dem Sofa ab. »Wir sind da.« In seiner Stimme schwang etwas Falsches mit. Im Haus herrschte noch immer eine unheimliche, ohnmächtige Stille.
    Sweeney sah sich in dem Zimmer um. Ohne zu wissen, weshalb, raste ihr Herz. Später war sie sich nicht mehr sicher, ob sie zuerst das weiße Rechteck entdeckt hatte oder er, aber sie starrten es beide an.
    »Timmy«, stand darauf in deutlicher, schwarzer Schrift zu lesen.
    »Wollen Sie, dass ich …?«, fragte sie und zeigte in Richtung Tür. Sie hat ihn verlassen, dachte sie. »Ich
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