Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
Vom Netzwerk:
musste die Polizei belügen. Aber es hat nicht danach ausgesehen, dass es Brad helfen würde, diesen riesigen … Skandal zu vermeiden. Ich habe sie nicht gefragt. Ich wollte es nicht wissen. Aber sie wusste, dass ich für sie gelogen hatte und sie wusste, dass sie mich in der Hand hatte. Sie wusste, dass ich nun nicht mehr die Möglichkeit hatte, sie zu verlassen, weil sie mich erpressen konnte. Aber in der Nacht, als ich sie angefahren habe, hat sie mir alles erzählt. Wir waren hier unten und haben uns gestritten. Ich war so wütend, dass ich es nicht mehr länger für mich behalten wollte. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich für sie gelogen hatte, und sie hat gesagt: ›Willst du wissen, wie es passiert ist?‹ Ich hatte Angst, jemand könnte uns hören, also habe ich vorgeschlagen, dass wir eine Runde mit dem Auto drehen, und während ich fuhr, hat sie mir erzählt, wie sie es getan hat. Dann hat sie mir erzählt, dass sie auch das Mädchen überfahren hat.«
    »Alison Cope?«, fragte Marino. »Melissa hat Alison Cope überfahren?«
    Drew holte tief Luft. »Alison Cope hat sie in Brads Wohnung gesehen in jener Nacht, durch das Fenster. Sie musste in einer der anderen Wohnungen gewesen sein. Jedenfalls hatte sie auch für eine Weile in der Davis Gallery gearbeitet und hat Melissa von Jacks Vernissage wiedererkannt. Die beiden kamen sich eben irgendwie bekannt vor, so wie jemand, den man schon mal irgendwo gesehen hat. Melissa hat sich nicht darum geschert. Sie dachte, Alison sei einfach nur ein
Mädchen, das in der Galerie gearbeitet hat. Aber dann ist Alison nach dem Gedenkgottesdienst in Vaters Haus aufgetaucht und hat sich vorgestellt. Später hat sie Melissa abgepasst und ihr gesagt, dass sie sie gesehen hat. Sie habe nichts gewollt, hat Melissa gesagt, sie habe nur gehofft, dass Melissa eine unschuldige Erklärung dafür hatte, damit sie nicht gezwungen sei, zur Polizei zu gehen. Melissa hat irgendwas erfunden, aber sie hat gemerkt, dass das Mädchen ihr nicht geglaubt hat. Also hat sie Erkundigungen über sie eingeholt, hat erfahren, wo sie zu dem Zeitpunkt gearbeitet hat und ist ihr eines Abends auf ihrem Heimweg gefolgt. Sie hat gesagt, sie sei einfach über die Kreuzung gefahren. Ich konnte nicht glauben, was sie mir da erzählte. Sie hat geweint. Es tat ihr leid. Sie hat gesagt, sie habe sich in einer Art Traum befunden, als sie Brad getötet hat. Sie hat es nur tun können, weil er nicht bei Bewusstsein gewesen ist, und so ist es ihr nicht wirklich wie Mord vorgekommen. Sie hat ihm nur die Tüte übergestülpt, und er war so betrunken, dass er davon nicht einmal aufgewacht ist. Es kam ihr wie eine Verkettung von lauter Lügen vor, als sie erst mal den Anfang gemacht hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Ich musste weinen, ich wusste mir nicht zu helfen. Ich habe ihr gesagt, sie solle aussteigen, sie stieg aus, und ich wollte sie zu Fuß nach Hause gehen lassen, aber dann hat sie mich angesehen und es war, als hätte sie gewusst, dass sie mich trotz allem noch immer in ihrer Hand hatte. Sie wusste, dass ich nichts machen konnte. Und mit einem Mal ging mir auf, dass ich doch etwas tun konnte. Ich denke, ich habe verstanden, wie es sich für sie angefühlt hat, Brad umzubringen. Nun war da nur noch diese eine Kleinigkeit, die sie tun konnte - die ich tun konnte -, damit die ganze Sache ein Ende hatte. Aber ich konnte es nicht durchziehen. Im letzten Moment bin ich auf die Bremse gestiegen. Dadurch hat sie sich nicht so schwer verletzt. Sie wusste, dass ich nicht den Mumm hatte, sie umzubringen. Sie wusste, dass sie mich in ihrer Hand hatte. Als sie mir erzählt hat, sie sei
wieder auf dem Weg der Besserung, war ich erleichtert. Es war, als hätte ich das, was ich getan hatte, doch nicht getan. Aber heute Abend hat sie mir wieder Vorhaltungen gemacht und mich damit aufgezogen, ich sei nicht fähig gewesen, sie umzubringen, als es darauf ankam. Ich wusste, dass das nie ein Ende haben würde.«
    »Haben Sie sie deshalb die Treppe hinuntergestoßen?«
    Drew nickte.
    Kitty stand auf. »Ich habe die beiden heute Abend streiten hören, und ich habe sie sagen hören: ›Du kannst das mit Brad gar nicht verraten, weil ich dann sage, dass du mich überfahren wolltest. Aber du hast es nicht geschafft, mich zu töten und schaffst es auch jetzt nicht.‹ Sie haben sich angeschrien. Ich habe sie in den Flur gehen hören. Drew hat versucht, sie zu beruhigen, aber sie brüllte immer weiter. Ich wusste nicht, was ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher