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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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bleiben sollen. Ich denke, dass mich an dem Punkt, als ich an der Wahrheit schon ganz dicht dran war, alles ganz furchtbar verwirrt hat.«
    Sie erhob sich. »Bedenken Sie, wie Brad gefunden worden ist. Die Tüte war ihm zuerst übergestülpt worden, und danach ist ihm erst der Schmuck angeheftet worden. Das deutet zumindest für mich darauf hin, dass der Schmuck so etwas wie ein nachträglicher Gedanke war oder zumindest etwas, das dem Mörder eingefallen ist, nachdem er Brad umgebracht hatte. Warum hatte er ihn also angeheftet? Was wäre, wenn der Täter das getan hat, weil er gehofft hat, die Polizei damit von der Wahrheit abzulenken?«

    »Wie meinen Sie das?«, fragte Quinn. »Uns von der Wahrheit ablenken?«
    »Versuchen Sie, sich an des Mörders Stelle zu sehen. Sie wollen nicht, dass Brad verrät, was er über die Nacht, in der sein Bruder umkam, weiß. Sie wähnen sich auf der sicheren Seite und denken, dass er nichts verrät und sich an sein in jener Nacht gegebenes Versprechen, nie jemandem etwas zu sagen, hält. Aber dann erhalten Sie eines Abends einen Anruf. Er ist betrunken. Er sagt, dass er diesen Schwindel satt hat. Er will die Wahrheit ans Licht bringen. Schlussendlich will er die Wahrheit sagen. Sie gehen in seine Wohnung und versuchen, mit ihm zu reden. Aber als Sie dort eintreffen, hat er das Bewusstsein verloren, und jemand hat ihn ans Bett gebunden. Er wird seinen Rausch ausschlafen und am nächsten Tag wird er zur Polizei gehen und alles sagen, was er weiß. Das können Sie nicht zulassen. Sie sind verzweifelt. Brads Anblick suggeriert etwas Anormales. Was können Sie tun? Sie suchen überall nach einem Gegenstand, den Sie ihm über den Kopf ziehen können. Mehr können Sie nicht tun. Aber es gibt keine Plastiktüten in der Wohnung. Sie suchen überall, machen Schubladen und Schranktüren auf. Nichts. Dann kehren Sie ins Schlafzimmer zurück und dort, auf Brads Nachttisch oder auf seinem Tisch, liegt eine Tüte. Sie ist nicht leer, sie enthält ein paar Schmuckstücke, aber Sie schütten sie aus, stülpen Brad die Tüte über den Kopf und sichern sie mit der Krawatte, und das alles in wenigen Sekunden.« Sweeney sprach leise. »Vielleicht wacht er nicht einmal auf.«
    Kitty rang nach Atem und begann zu weinen.
    »Haben Sie denn keine Fingerabdrücke auf der Tüte sichergestellt? Wie konnte der Täter keine Fingerabdrücke hinterlassen?«, fragte Andrew.
    Quinn sagte: »Es gab da ein paar Gummihandschuhe. Der Täter war nicht dumm. Er oder sie hat die Handschuhe benutzt und sie anschließend in Brads Aquarium abgespült, damit
es so aussieht, als hätte er sie angehabt, um das Aquarium zu säubern.«
    Sweeney fuhr fort: »Brad war also ohnmächtig. Aber was sollte er mit dem Schmuck anstellen? Der Mörder hat eine Idee. Warum ihm nicht anstecken? Das würde die Polizei glauben machen, er wäre mit einer Frau zusammen gewesen oder hätte sich verkleidet. Sie würden versuchen, ihn mit einer Frau in Verbindung zu bringen und überprüfen, ob Brad ein Transvestit war, alles Mögliche - ausgenommen der wahre Grund, warum Brad umgebracht worden ist.«
    »Aber das würde niemand denken«, wandte Jack ein. »Wir wissen doch alle, woher der Schmuck stammt.«
    Sweeney beobachtete, wie bei Andrew der Groschen fiel. »Nicht alle«, sagte er. »Nicht Melissa.«
    Kitty blickte abrupt auf.
    »Genau«, sagte Sweeney. »Melissa war es, die Brad getötet hat.«
    Camille hatte angefangen zu weinen. Sie stand auf und stellte sich neben Sweeney. »Aber Melissa ist nicht gefahren in der Nacht, als Petey umkam.«
    Sweeney musterte erst Camille, dann Jack und Drew. »Nein, das stimmt. Aber sie konnte nicht zulassen, dass die Wahrheit darüber ans Licht kam.«
    »Oh Gott«, schluchzte Drew. »Oh Gott.«
    Sweeney ergriff wieder das Wort. »Es war Brad. Brad saß in jener Nacht hinter dem Steuer. Aber es könnte jeder von Ihnen gewesen sein, und ich denke, dass Sie gemeinsam beschlossen haben, dass es niemals verraten werden würde. Sie wollten ihn schützen, und Sie haben ihm gesagt, dass er das niemals verraten durfte und von Ihnen auch niemand tun würde.« Sie warf Drew einen Blick zu. »Ich denke, Sie dachten, dass Sie das Richtige getan haben, aber es hat Brad belastet. Er wollte endlich ein reines Gewissen. Er kam mir immer so, einfach so traurig vor, und ich habe begriffen, dass er mich an jenem Tag in meinem Büro gefragt hat, ob er seine
Rolle im Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders aufdecken sollte. In der
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