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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee
Autoren: Susanne Mischke
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Warnung. Sie waren sowieso vertrocknet,
ich habe keinen sonderlich grünen Daumen.«
    Es klingelt an der Tür.
    Â»Das wird Fernando sein. Behandle ihn rücksichtsvoll, er hat zurzeit
Liebeskummer«, erklärt Jule.
    Sie öffnet die Tür. Im Hausflur stehen Fernando und eine junge Frau
von exquisiter Schönheit: langes dunkles Haar, fast bis zu den Hüften, sanft
blickende braune Augen, sinnlicher Schmollmund, edle Nase. Beide halten einen
Motorradhelm in der Hand.
    Â»Darf ich Elena mitbringen?«, fragt Fernando zur Begrüßung und
streckt Jule eine Sektflasche entgegen.
    Â»Ja, natürlich«, sagt Jule einigermaßen verblüfft.
    Elena nickt ihr anmutig zu und haucht: » Buenos
días, Chule. «
    Â»Sie spricht leider kein Wort Deutsch«, erklärt Fernando, »da sie
aus Buenos Aires kommt. Sie ist die Nichte von Alfonso und bleibt für ein paar
Wochen zu Besuch.«
    Â»Und wer ist Alfonso?«, erkundigt sich Jule, während sie ihre Gäste
durch den Flur schleust und noch zwei Gläser holt.
    Â»Ein Freund meiner Mutter. Netter Mann«, sagt Fernando.
    Â»Pass nur auf, dass sich Thomas nicht an sie ranmacht«, flüstert
Jule.
    Â»Der kann doch gar kein Spanisch.«
    Â»Für gewisse Dinge braucht man keine Worte.«
    Â»Ein falscher Blick und ich werfe ihn vom Balkon«, knurrt Fernando,
während es von draußen schallt: »Ah, der Herr Fußpfleger!«
    Wenig später steht Jule in der Küche und ist gerade dabei, die
zweite Sektflasche zu öffnen, als ein Geräusch an ihr Ohr dringt. Reglos
verharrt sie über der Spüle. Da ist es wieder, dieses unheimliche, röhrende
Geräusch.
    Â»Soll ich dir helfen?«, fragt Thomas.
    Erschrocken fährt Jule herum. »Hörst du das?«, flüstert sie.
    Â»Ach, der Hirsch.« Thomas schaut auf die Uhr. »Die sind heute aber reichlich
spät dran mit ihrer Samstagvormittagsnummer.«
    Â»Wer sind die?«
    Â»Na, die Pühringer und ihr Macker. Das ganze Haus nennt ihn nur den
Hirsch. Sag bloß, du hast ihn noch nie gehört?«
    Jule schüttelt ungläubig mit dem Kopf. Dieses kleine grauhaarige
Männchen, das ihr ab und zu im Treppenhaus begegnet, soll solche Geräusche
produzieren? Noch dazu mit der säuerlichen Frau Pühringer?
    Fernando kommt in die Küche. »Kann Elena einen Orangen …« Er stutzt.
»Himmel, was ist denn das? Da wackeln ja die Wände.«
    Â»Liebe unter Senioren«, erklärt Jule. Und während Thomas verwundert
beobachtet, wie sich Jule einem unerklärlichen Anfall von Heiterkeit hingibt,
flieht Fernando bleich vor Entsetzen auf den Balkon.
    Völxen öffnet die Tür des Transporters und klappt die
Rampe herunter. »Los, raus mit dir!«
    Amadeus hat sich in die hinterste Ecke des Hängers zurückgezogen und
starrt sein Gegenüber misstrauisch an.
    Â»Hör zu, du blödes Vieh! Ich habe mir extra vom Ortsbürgermeister
den Hänger geliehen und dich zurückgeholt, für fast den doppelten Kaufpreis.
Dafür erwarte ich ein bisschen Dankbarkeit. Also: raus jetzt!«
    Der Schafbock rührt sich nicht.
    Völxen geht zum Schuppen und kommt mit einem Strick in der Hand
wieder.
    Bei diesem Anblick senkt das Tier angriffslustig den Kopf und spurtet
auf Völxen zu. Da ihm aus dem Transporter aber der Anlauf fehlt, ist sein
Angriff nicht besonders wuchtig und auch nicht so schnell wie sonst. Ehe der
Bock seine Hörner in Völxens Magengrube versenken kann, hat dieser, ohne
darüber nachzudenken, die Faust gehoben und lässt sie auf den Schädel des
Angreifers krachen. Dem Schafbock zieht es buchstäblich die Beine weg, er kommt
zu Fall.
    Völxen reibt sich die Handkante. »Tut mir leid«, murmelt er. »Aber
du wolltest es ja nicht anders.«
    Der Schafbock zuckt mit den Beinen und rappelt sich auf. Völxen legt
ihm den Strick um den Hals. Amadeus schüttelt unwillig den Kopf, aber dann
läuft er artig wie ein Hündchen neben Völxen die Rampe hinab und zum Tor der
Weide.
    Â»Na also«, murmelt Völxen, als er ihm den Strick abnimmt. »Wollen
doch mal sehen, wer hier das Sagen hat.«
    Um die eben errungene Position auf die Probe zu stellen, bleibt
Völxen auf der Weide stehen. Der Schafbock tut, als würde er den Menschen nicht
sehen und stolziert auf seinen kleinen Harem zu. Doris, Salomé, Angelina und
Mathilde kommen herbei und beäugen
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