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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee
Autoren: Susanne Mischke
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sexuellen Missbrauchs gegen S. Damit ist laut Staatsanwältin Eva Holzwarth
eine Entlassung aus der Haft für Michael S. in weite Ferne gerückt. S. wird in Kürze
seine Strafe für Entführung, Missbrauch und Totschlag an der 16-jährigen Birte
Lahm im August 1992 verbüßt haben und sollte möglicherweise auf freien Fuß
gesetzt werden, da das Gericht seinerzeit keine Sicherungsverwahrung angeordnet
hatte.
    Gegenwärtig
untersuchen Spezialisten des Landeskriminalamtes den Bunker auf DNA-Spuren von
Täter und Opfer. Tragischerweise ermittelt die Staatsanwaltschaft zur selben
Zeit gegen die Mutter des neu aufgetauchten Opfers, Frau Gertrud W. (57). Zur
Last gelegt werden ihr die Ermordung von Dr. Martin Offermann (62), Irene
Dilling (54) und der Mordversuch an dem Journalisten Boris Markstein (38),
sowie Störung der Totenruhe. (Frau W. soll beiden Opfern die Zunge
abgeschnitten haben, wir berichteten.)
    Markstein,
der am vergangenen Dienstagnachmittag auf dem alten Lindener Friedhof von
Gertrud W. angeschossen worden sein soll, befindet sich auf dem Weg der
Besserung.
    Zu
den mutmaßlichen Motiven von Gertrud W. schweigen sich die Beamten um
Hauptkommissar Bodo Völxen vom Dezernat für Todesermittlungen der
Polizeidirektion Hannover aus. »Das herauszufinden ist Sache des Gerichts«,
meint Völxen. Er freue sich lediglich, dass eine seiner Mitarbeiterinnen das
Opfer von Michael S. überzeugen konnte, nach so vielen Jahren doch noch gegen
diesen auszusagen.
    Â»Hey, der meint dich«, strahlt Veronika ihre Mutter an.
»Du bist so was wie eine Heldin. Wer weiß, wie vielen Mädchen dadurch das Leben
gerettet wird, dass der Kerl jetzt im Knast bleibt.«
    Â»Unzähligen«, bestätigt Oda hinter ihrer riesigen Milchkaffeetasse.
    Â»Er hätte ruhig deinen Namen nennen können«, schmollt Veronika.
    Â»Oh, nein«, protestiert Oda. »Ich habe keine Lust, mich mit
irgendwelchen Spinnern herumzuschlagen. Als Polizistin bleibt man besser
anonym.«
    Â»Wegen der Sache mit dem Sarg …«, beginnt Veronika zögernd.
    Â»Ja?« Ich habe es befürchtet, denkt Oda. Der Schuss ist sauber nach
hinten losgegangen, die Obduktion hat alles nur noch schlimmer gemacht.
    Â»Ich möchte jetzt doch keinen mehr«, verkündet Veronika.
    Â»Ach, tatsächlich?«
    Â»Ja. Die Idee war ein bisschen kindisch.«
    Â»Und wer oder was hat dich zu dieser Einsicht gebracht, wenn ich
fragen darf?«
    Â»Ach, ich weiß nicht.« Sie wirft ihr pechschwarzes Haar zurück, wie
immer, wenn sie verlegen ist, und schneidet ihr drittes Brötchen auf. »Als ich
diese Frau da so liegen sah, auf dem Stahltisch, da habe ich auf einmal so ein
komisches Gefühl gekriegt. Mir kam der Gedanke, dass das auch du sein könntest.
Ich meine – bei deinem Beruf, da kann das doch jeden Tag passieren, oder?«
    Â»Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Ich weiß gar nicht, wann
ich zum letzten Mal meine Waffe ziehen musste«, beruhigt Oda ihre Tochter.
    Â»Das war so traurig, wie sie da lag. Sie wirkte so einsam.«
    Â»Ich weiß, was du meinst«, lächelt Oda. »Du möchtest also keinen Sarg.
Das ist schön«, sagt sie mit großer Erleichterung.
    Â»Ich möchte einen Hund.«
    Oda seufzt. Nichts im Leben ist umsonst, erkennt sie wieder einmal.
Sie öffnet die Tür und geht in den Garten, wo sie sich einen Zigarillo
ansteckt.
    Jule hebt ihr Sektglas und lächelt. »Auf die Freiheit!«
    Thomas prostet ihr zu. Um diverse Anlässe feierlich zu begehen, hat
Jule ihren Nachbarn zum Sektfrühstück eingeladen. »Auf die Freiheit.«
    Sie sitzen auf Jules Balkon unter dem nagelneuen Sonnenschirm.
    Â»Wie bist du deinen Vater so schnell losgeworden?«, fragt Thomas.
    Â»Eine Zeugin in einem Mordfall hat zufällig gerade eine schicke
Wohnung in Waldhausen geerbt. Die hat sie ihm mit allem Drum und Dran
vermietet. Das erspart ihm Ikea.«
    Â»Aber er war doch ganz umgänglich«, grinst Thomas und beißt in ein
Lachsbrötchen.
    Â»Du kennst ihn nicht näher.«
    Â»Warum hast du mir eigentlich nicht gleich gesagt, dass du bei der
Polizei bist?«
    Â»Weil die Leute dann immer so komisch reagieren. Siehe Frau
Pühringer.« Jule grinst. »Die hofft wahrscheinlich noch immer auf deine baldige
Inhaftierung. Hast du die Pflanzen verschwinden lassen?«
    Â»Ja, hab ich. Danke für die
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