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Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench
Autoren: Marco Sonnleitner
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befinden sich etliche unterirdische Gänge, die noch aus der Zeit der Mission herrühren, die hier früher einmal stand. Und wenn Sie sich jetzt einmal diesen Gang hier ansehen«, Justus beugte sich nach vorne und deutete auf eine bestimmte Stelle auf dem Bild, »dann sehen Sie, wohin er führt.«
    Cotta runzelte die Stirn und verfolgte die blasse Linie mit dem Finger. »Er macht ein paar Biegungen ... verlässt dieses Grundstück und endet ... auf dem Nachbargrundstück.« Er sah fragend hoch.
    »Auf dem Grundstück von Mr Hearst«, erklärte Bob. »Seines Zeichens ein schwerreicher Verlagsmogul, dessen Prachtvilla dort drüben bestens bewacht und geschützt ist.«
    »Und das nicht ohne Grund«, fuhr Peter fort. »Ein kurzer Blick ins Internet zeigt, dass der Mann ein ausgemachter Kunstliebhaber ist und alles Mögliche sammelt und bei sich zu Hause hortet: Bilder, Teppiche, Vasen, Münzen und so weiter.«
    In Cottas Augen blitzte ein ahnungsvoller Funke. Allmählich schien er zu verstehen, worauf die Jungen hinauswollten. »Und ihr meint, wer diesen Gang benützt, kommt mehr oder weniger ungesehen auf Hearsts Grundstück und kann dann –« Er brach ab und sah die Jungen skeptisch an. »Das ist doch nicht wieder irgend so eine abenteuerliche Geschichte, die ihr euch hier zurechtgebogen habt, oder?«
    Auf Justus’ Stirn zogen dunkle Wolken auf. »Erstens bin ich mir in keinster Weise bewusst, dass wir uns schon einmal eine abenteuerliche Geschichte zurechtgebogen hätten, wie Sie das zu nennen belieben. Zweitens waren wir gerade eben in diesem Gang und hatten einen höchst unliebsamen Zusammenstoß mit einem Mann, der inklusive dicker Aktenmappe aus der Richtung kam, in der Mr Hearsts Anwesen liegt. Und drittens«, Justus atmete hörbar ein, »endet der Gang nicht irgendwo auf dem Grundstück, sondern, wenn man die Lage der Villa bedenkt, mehr oder weniger genau in deren Keller. Welcher Gauner auch immer diesen Weg kennt, kann ziemlich einfach nach und nach das ganze Haus ausräumen, und man würde nie erfahren, wie er das gemacht hat! Und wenn ich noch einen Vorschlag machen dürfte, dann hielte ich es für das Beste, wenn wir uns unverzüglich zu Mr Hearst begeben und ihn darum bitten, nachzusehen, ob ihm irgendetwas fehlt.« Der Erste Detektiv verschränkte die Arme und sah Cotta herausfordernd an. »Ich wette meine Detektivehre darauf, dass dem so ist!«
    Cotta schmunzelte kurz, weil sich Justus über seine kleine Bemerkung so aufgeregt hatte, wurde aber sogleich wieder ernst. »Ihr habt recht. Hört sich nicht nach einer Geschichte an. Gehen wir rüber.«
    Ein paar Minuten später läuteten sie an dem monströsen Einfahrtstor der Hearst-Villa. Die mächtigen Scheinwerfer, die sofort aufgeflammt waren, als sie nur in die Nähe des Tores gekommen waren, beleuchteten zwar nur die nächste Umgebung. Aber auch so sah man, in welchem Luxus der Verleger leben musste. Alles sah hier unglaublich teuer aus, sogar der Klingelknopf, der aus weißem Marmor war.
    Aber so prunkvoll der Mann lebte, so abgeschirmt lebte er auch. Erst nach zahllosen bohrenden Fragen, Kontrollanrufen und in die Überwachungskamera gehaltenen Ausweisen gelang es Cotta, vorgelassen zu werden. In Begleitung muskelbepackter und grimmig dreinblickender Bodyguards wurden die drei Jungen, die Polizisten und auch Christine, die unbedingt wissen wollte, was los war und deswegen mitgekommen war, von einem hochnäsigen Butler in Hearsts Bibliothek geführt.
    »Es ist fast zwölf!«, wetterte Hearst statt einer Begrüßung. In einem roten Schlafrock aus Satin stürmte er wenige Minuten später in den Raum. Anthony Hearst war weit über sechzig und hatte schlohweißes Haar, strotzte aber vor Energie. Seine Augen sprühten regelrecht Funken, als er einen nach dem anderen übellaunig musterte. »Und was war das vorhin für ein Firlefanz am Tor? Mich soll jemand beklaut haben? Lächerlich? Wer hat Ihnen denn diesen Blödsinn erzählt?«
    »Das waren wir.« Justus schob sich nach vorne. »Wir haben allen Grund zu der Annahme –«
    »Und wer seid ihr?«, fiel ihm Hearst ins Wort.
    »Hier.« Bob hatte die Karte schon in der Hand.
    Hearst überflog sie nur und sah die drei ??? dann wütend an. »Wollt ihr mich verscheißern? Und Sie?« Sein Blick durchbohrte Cotta. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als dem Geschwätz von drei grünschnäbligen Wichtigtuern zu glauben? Dafür zahle ich Steuern?«
    »Mr Hearst.« Cotta ließ sich nicht anmerken, wie sehr es in ihm
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