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Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench
Autoren: Marco Sonnleitner
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endet ja an der Wand eines alten muffigen Kellerraums des Hauses. Ein Raum, den es schon zu Zeiten der Mission gab und den Hearst beziehungsweise seine Sicherheitsberater offenbar nicht genau genug untersucht haben, als Hearst eingezogen ist. Avercromby durchbrach die dünne Wand und rückte ein Regal vor die Öffnung. Auf diesem Weg hätte er dann sicher ein paar Nächte lang Teil um Teil in sein Gärtnerhäuschen gebracht, um die Kunstschätze dann am Tag ganz unauffällig mit dem Auto zu irgendeinem Hehler zu fahren. Und selbst wenn er nur eine Nacht zur Verfügung gehabt hätte, hätte er doch einiges aus dem Haus schaffen können.«
    »Meine Güte!« Christine zog die Augenbrauen hoch. »Und dafür hätte er sogar in Kauf genommen, dass ihr zu Schaden kommt.«
    »Gelinde ausgedrückt, ja«, sagte Bob. »Aber das wird ihm noch ein paar Jährchen mehr einbringen.«
    Christine trank einen Schluck. »Und seine Frau? War die mit von der Partie?« Sie griff nach dem Tortenheber. »Nicht doch noch ein Stück, Justus?«
    Der Erste Detektiv klopfte sich auf den Bauch. »Nein, wirklich nicht, danke. Seine Frau wird wohl gerade vernommen. Aber als wir ihren Mann gestern Nacht abholten, machte sie nicht den Eindruck, als wüsste sie etwas. Sie war vollkommen perplex, als Cotta ihren Mann wegen schweren Diebstahls und versuchten Mordes verhaftete, nachdem er die Aktentasche mit den Münzen im Garderobenschrank gefunden hatte.«
    »Und der Schriftzeichen-Drachen«, fügte Peter hinzu, »der lag auch da drin.«
    »Also fuhr Avercromby einfach nach Hause, nachdem er euch in dem Gang entkommen war?«
    »Er konnte ja nicht wissen, dass wir die Zusammenhänge bereits durchschaut hatten«, antwortete Bob. »Vielleicht hätte er sich heute abgesetzt, weil ihm klar sein musste, dass jetzt auch die Polizei Nachforschungen anstellt und irgendwann auch bei Reeves & Horace vorbeischaut. Aber gestern legte er sich erst einmal aufs Ohr, ja.«
    Christine nickte. »Aber eine Sache noch: Woher wusstest du, Justus, dass Avercromby Peatch ist? Und was hatte das mit dem Bild zu tun?«
    Justus lächelte verschmitzt. »Es war sein übertriebener Ordnungssinn, der ihn verraten hat! Die ganze Zeit schon stolperten wir über diesen Ordnungswahn und eigentlich hätten wir es schon viel früher bemerken müssen: Der Drachenlenker am Strand, der alles penibel aufgereiht hatte, das akkurat aufgeräumte Bootshaus, das Avercromby übrigens unter falschem Namen angemietet hatte, das Gerätehaus, der exakt gemähte Rasen – all das war Avercromby, der offenbar unter einem echten Tick leidet, was das betrifft. Und daher konnte er es gestern nicht ertragen, dieses schief aufgehängte Bild über der Vitrine zu sehen. Also hängte er es gerade und verriet sich dadurch. Ich war mir nur einen Moment nicht sicher, weil Avercromby schwarzes Haar hat und das Medium blond war. Aber das war eine Perücke. »Auch im Schrank«, erklärte Peter grinsend.
    Christine blickte bewundernd von einem zum anderen. »Ich muss schon sagen. Ihr seid wirklich sehr clever! Alle Achtung. Und Justus, jetzt nimm doch noch ein Stück, hm?«
    Der Erste Detektiv lächelte. »Nein, wirklich, der Kuchen ist zwar sehr exquisit, aber ich muss unbedingt auf meine Figur –«
    Jutus hielt erschrocken inne. Auch Bob fuhr zusammen und Peter erbleichte.
    Es hatte geklopft! Laut und deutlich.
    Unter ihnen!
    »Was war das?«, hauchte Peter entsetzt. »Das war doch unter uns! Ich hab’s genau gehört! O Gott!«
    Stimmten die Legenden am Ende doch? Rächten sich die Toten nun an ihnen?
    »Das träume ich, oder?« Bob schluckte.
    »Das kann nicht sein.« Auch Justus war über die Maßen verwirrt.
    Christine hatte sich noch ein paar Sekunden im Griff und sah die drei ebenfalls erschrocken an. Aber dann brach sie in überschwängliches Gelächter aus. »Oh Jungs, tut mit leid.« Sie wurde geschüttelt vor Lachen. »Das hätte ich euch vielleicht vorher sagen sollen.« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Das ist Lo. Er überprüft nur die alten Gänge auf ihre Stabilität. Er muss direkt unter uns sein.«
    Die drei Detektive schauten sie fassungslos an. Nur langsam wich das Entsetzen aus ihren Gesichtern.
    Schließlich beugte sich Justus nach vorne und griff sich den Tortenheber. »Auf diesen Schreck brauche ich unbedingt noch einen Kuchen.«
     
     
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