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Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench
Autoren: Marco Sonnleitner
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rumorte. »Sehen Sie doch einfach mal nach, ob Ihnen etwas fehlt. Um Ihretwillen. Wenn nicht, entschuldigen wir uns vielmals. Aber wenn ja, dann müssen wir sehr schnell sein, wenn Sie ihr Eigentum wiederbekommen wollen.«
    Hearst überlegte einen Moment. Dann drehte er sich um und stapfte zur Tür. »Also gut. Mitkommen!«
    Sie liefen über einen schwach beleuchteten Gang und traten an dessen Ende durch eine schwere Holztür. Als Hearst das Licht anmachte, blieb den drei Jungen erst einmal die Luft weg. Der riesige, holzvertäfelte Raum quoll schier über von Kunstwerken aller Art. Überall hingen große und kleine Bilder an den Wänden, farbenfrohe Teppiche bedeckten wie ein gewaltiges Puzzle den Boden, Skulpturen drängten sich neben antike Waffen, Vasen und Vitrinen, und selbst von der Decke baumelten alle möglichen Kunstgegenstände. Den Jungen war augenblicklich klar, dass hier drin ein ungeheures Vermögen lagerte.
    Aber auch sie sahen es sofort. Eine Vitrine war offen. Und leer.
    »Nein!«, röchelte Hearst und wankte auf den Glaskasten zu, der gleich links an der Wand stand. »Nein!«
    Cotta eilte ihm zu Hilfe und stützte ihn. »Mr Hearst?«
    »Meine Münzen! Meine Münzen!« Er betastete die Vitrine, als könnte er nicht glauben, was seine Augen sahen.
    »Also doch«, flüsterte Justus seinen Freunden zu. Leise Genugtuung spielte um seine Lippen.
    »Aber erst rummotzen«, schimpfte Peter verhalten.
    »Das ist doch völlig unmöglich!« Hearst raufte sich die Haare. »Unmöglich!« Er atmete schnell und unregelmäßig.
    Justus trat zu ihm und Cotta. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie zwar das ganze Haus und Grundstück von außen abgesichert haben, sich aber im Haus keinerlei Vorrichtungen dieser Art befinden?«
    »Nur von außen«, hauchte Hearst. Jede Spur von Hochmut war verflogen. »Ich dachte, hier käme nie jemand rein.«
    Der Erste Detektiv nickte verständig. Und grimmig. Sie waren zu spät gekommen. Und der Gauner war ihnen ein zweites Mal entwischt.
    Hearsts Blick wanderte noch einmal über die leere Vitrine, glitt an der Wand hoch und blieb an dem Bild hängen, das sich über dem Glaskasten befand. Es zeigte ein prachtvolles Segelschiff, das majestätisch über ein windstilles Meer schwebte. Justus fiel auf, dass die Linie des Wasserspiegels nicht horizontal verlief, sondern merkwürdigerweise etwas nach rechts hing.
    Hearst sah es offenbar auch. Wie in Trance griff er nach oben und rückte das Bild so zurecht, dass der Wasserspiegel gerade war. Dafür hing aber das Bild jetzt etwas schief.
    Justus erschrak förmlich. Er riss die Augen auf, starrte ein paar Sekunden auf das Bild und hätte sich dann fast vor die Stirn geschlagen. Mit einem Mal ergab alles einen Sinn.
    »Mr Hearst?«, sagte er beinahe vorsichtig. »Warum haben Sie das eben getan?«
    »Was denn?«
    »Das Bild. Warum haben Sie es schief gehängt?«
    Hearst sah ihn verständnislos an. »Na, weil es schon immer so hängt. Sonst stimmt ja der Horizont nicht. Was soll das?«
    »Gleich.« Justus wirbelte zu Christine herum. »Christine, das Gartenhäuschen. Haben Sie das aufgeräumt?«
    »Was? Wovon sprichst du?«
    Auch Christine war ziemlich perplex, aber da ging es ihr genauso wie Peter und Bob. Selbst die beiden wussten nicht, was im Moment in Justus’ Kopf vor sich ging.
    »Gestern Nacht, als wir zu Ihnen kamen wegen der merkwürdigen Geräusche. Da haben wir auch in den Schuppen gesehen, und der war picobello aufgeräumt. Waren Sie das?«, drängte Justus.
    »N-nein, aber wieso? Was hat das –«
    »Wo ist Ihr Gärtner im Augenblick?«
    »Wie bitte?« Christine sah den Ersten Detektiv nur völlig verwirrt an. »Lo?«
    »Nein, der neue.«
    »Mr Peatch? Ralph? Ich nehme an, in seinem Häuschen.«
    »Das glaube ich nicht. Was wissen Sie sonst noch von ihm?«
    Christine gab es auf, Justus verstehen zu wollen. »Nicht viel«, antwortete sie. »Ich habe ihn über eine Agentur vermittelt bekommen, aber –«
    »Welche Agentur?«
    »Ähm, warte, Aker ... Acer ... nein, Avercromby. Ja, so hieß sie. Avercromby, ich weiß es deswegen so genau, weil der Name so selten ist.«
    »Avercromby?«, erinnerte sich Peter, während man förmlich sah, wie es hinter Justus’ Stirn arbeitete. »Hieß so nicht der Typ von dem Immobilienbüro? Offenbar ist der Name doch nicht so selten.«
    Justus’ Gesicht klarte auf. »Oh doch«, lächelte er geheimnisvoll. »Ich glaube, das ist er schon.«

Wahre Legenden
    »Köstlich, einfach köstlich!«
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