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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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gefiel, und saß jetzt glücklich neben Keith. Auf ihrem Schoß hatte sich Trusty breitgemacht, und dieser Lümmel gab sich alle Mühe, einen Unfall zu verursachen, indem er in regelmäßigen Abständen das Gesicht seines Herrn abschleckte. Keith lachte und fragte immer wieder: »Bist du wirklich sicher, daß du meine Menagerie ertragen kannst? Ist es nicht ein neues Opfer für dich?«
    »Keineswegs. Und außerdem ziehe ich lahme Hunde lahmen jungen Männern vor.«
    »Dann geben wir so schnell wie möglich dein verdammtes Auto zurück. Es war der Grund für die Hälfte des Ärgers«, sagte Keith höchst undankbar.
    Augusta empfing sie herzlich. Minnie ging es besser, aber sie war noch ganz verstört und konnte die ganze Sache noch immer nicht fassen. »Ich habe ihr gesagt, daß sie Ihnen vertrauen soll, Inspektor«, sagte Augusta mit trügerischer Freundlichkeit. »Ich habe oft beobachtet, wie Sie Ihre Fälle lösen, und kenne Ihre Methoden. Wenn ich es Ihnen gestehen darf, so möchte ich sagen, daß Sie das Vorbild meiner Romanhelden sind. Aber ich darf mir nicht selbst die kleine Überraschung verderben. Wenn das Buch fertig ist, bekommen Sie ein Exemplar mit einer persönlichen Widmung. Miss Hunt und Mr. Wallace kommen ja auch gerade. Ich habe das Gefühl, daß die beiden ein kleines Geheimnis haben.« Keith blickte finster, aber Delia amüsierte sich köstlich.
    »Ich würde ganz gern Miss Pink begrüßen«, sagte der Inspektor. »Sie wird sicherlich eine Erklärung für das, was gestern passiert ist, haben wollen, und ich möchte sie ihr selber geben. Ich habe es leider sehr eilig...«
    »Selbstverständlich, selbstverständlich. Ich verstehe Sie vollkommen, Sie arbeiten wie eine Maschine.« Sie führte die Gäste ins Ferienhaus, dabei redete sie weiter. »Wissen Sie, Inspektor, ich habe über die schrecklichen Ereignisse von gestern nachgedacht und kam zu der Überzeugung, daß diesmal Tiere die wahren Helden sind. Mr. Wallaces herrliche Stute mit ihrem wunderbaren Sprung und Trustys Intelligenz, uns Minnies Handtasche zu bringen — mit einem Wort, Trusty hat Miss Pink das Leben gerettet.« Augusta bückte sich, um den aufgeregten Spaniel zu streicheln, und Trusty vergalt ihre Überschwenglichkeit, indem er ihre neuen Handschuhe zu verschleppen versuchte.
    Während Keith das gerade noch verhindern konnte und die Handschuhe, leider etwas feucht, zurückgab, trat Miss Pink aus ihrem Zimmer, wo Mrs. Wharton sie rührend umsorgt hatte. Sie hatte sich von der rein körperlichen Anstrengung erholt, aber nicht von dem Schock, von ihrem lieben Doktor so behandelt worden zu sein.
    Wright sagte: »Ich halte es für besser, daß Sie die Tatsachen kennen, bevor Sie sie aus der Presse erfahren. Richard Shaw hat einen Brief hinterlassen, den ich Ihnen jetzt vorlesen möchte.«
    Wright beeindruckte die Leute am meisten, wenn er streng dienstlich sprach. Alle setzten sich schüchtern. Er begann: »Dieser Brief wurde in Dr. Shaws Schreibtisch gefunden. Er steckte in einem versiegelten Umschlag, trug keine Anschrift, sondern nur den Vermerk: >Im Falle meines Todes zu öffnen.< Aus diesem Brief gehen Hintergrund und Hergang des Verbrechens hervor. Er wäre sicherlich vernichtet worden, wenn der Mord nicht hätte aufgeklärt werden können und niemand verdächtigt worden wäre. Um dem Doktor Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, möchte ich betonen, daß er nicht die Absicht hatte, einen anderen an seiner Stelle leiden zu sehen. Er hatte von vornherein vor, Selbstmord zu begehen, falls es keinen anderen Ausweg gab. Für den Fall war er immer vorbereitet. Wie die Autopsie ergab, hatte Dr. Shaw Gift genommen, bevor er ins Wasser sprang. Er war ein guter Schwimmer und fürchtete vielleicht, daß er sich aus reinem Selbsterhaltungstrieb doch ans Ufer retten würde.«
    »Aber warum nahm er das Boot? Wollte er doch noch entkommen?« fragte Delia.
    »Das glaube ich nicht. Er war von seinem Auto abgeschnitten, weil er wußte, daß ich im Haus war. Er wollte unter keinen Umständen in unsere Hände fallen. Das geht aus seinem Brief hervor. Das Nächstliegende war Tod durch Ertrinken. Aber er brauchte Zeit, bis die Giftkapseln wirkten, und tiefes Wasser, wohin er erst gelangen mußte. Doch ich bezweifle, ob er in dem Augenblick wirklich so rational überlegt hat. Er ist wie ein verzweifeltes Tier seinem Instinkt gefolgt und wollte allein sterben. Und er hatte Erfolg. Die Polizei hat ihn erst in der Nacht gefunden. Dabei hatte man beinahe
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