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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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die Hoffnung schon aufgegeben.« Wright schwieg einen Augenblick, dann zeigte er den Brief.
    »Hier ist Dr. Richard Shaws Geständnis. Es umfaßt mehrere Seiten. >Bis jetzt ist alles gutgegangen. Aber für den Fall, daß doch noch etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt, möchte ich die Geschichte niederschreiben, wie sie den Tatsachen entspricht. Wenn dieser Brief gelesen wird, habe ich mich selbst gerichtet. Die Polizei wird inzwischen wissen, daß die erste Frau von Warwick-Smith an denselben Symptomen litt wie seine zweite Frau. Seine erste Frau war eine hochbegabte Schriftstellerin, die unter ihrem Mädchennamen Valerie Dutton ihre Werke veröffentlichte.<«
    Miss Pink seufzte, dann rief sie entsetzt: »Meine arme Freundin! Ich konnte diesen Mann nie ausstehen. Aber das war nicht Warwick-Smith. Das war eine kleine niedrige Kreatur mit Namen Hal Smith.«
    Wright sagte: »Ja, der Doppelname kam später mit dem Geld. Er war ziemlich mittellos, als er jene nette Schriftstellerin, die etwas älter als er war, heiratete. Er ermordete sie wegen ihres Geldes. Genauso wollte er Grace Warwick-Smith umbringen, die ebenfalls eine wohlhabende Frau ist. Er änderte seinen Namen, und nicht einmal Miss Pink ist es aufgefallen, daß es sich um denselben Mann handelte. Aber jetzt weiter im Text des Doktors: >Ich war ihr Arzt, damals noch praktischer Arzt, sehr arm, sehr ehrgeizig, am Anfang meiner Karriere. Ich war mit der Todesursache nicht zufrieden und bestand auf einer Autopsie. Henry Smith widersetzte sich, und zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich mir mein Schweigen bezahlen ließ.<«
    Wright unterbrach erneut die Lektüre des Briefs und sagte: »Das erklärt die stattlichen Summen, die wir in seinen Bankbüchern fanden, ohne daß der Empfänger angegeben gewesen wäre. Ich hatte an Erpressung gedacht. Im Brief heißt es weiter: >Mit dem Geld bin ich zum Facharztstudium nach England gegangen, habe dort eine Prüfung abgelegt und bin ein erfolgreicher Internist geworden. Ein nützlicher Mann, wie ich hoffe. Ich versuchte mein Gewissen mit dem Argument zu beruhigen, daß Valerie Smith tot war. Ihren Mann als Mörder zu entlarven hätte sie auch nicht wieder lebendig gemacht. Ich aber konnte andererseits mit dem Wissen, das ich dank Smiths Bestechungsgeldern erworben hatte, viele Menschenleben retten.
    Ich hatte die Tragödie gerade vergessen, als Smith wieder meinen Weg kreuzte, und wieder als Ehemann einer wohlhabenden Frau, die ich seit meiner Jugend kenne. Vor einem Jahr kam ich in das Haus, um nach dem Weg zu fragen, und erfuhr, wer dort wohnte. Eine Zeitlang ging alles gut, und dann mußte ich zu meinem großen Schrecken feststellen, daß Smith auch diesmal das Geld seiner Frau an sich bringen und Grace ermorden wollte. Ich habe sofort eingegriffen und Smith gewarnt. Eine ganze Weile hat er sich einschüchtern lassen, doch vor einigen Wochen begann er wieder sein mörderisches Vorhaben. Ich bin zu ihm hingegangen und habe ihm gesagt, ich würde Dr. Brown, den behandelnden Arzt, ins Vertrauen ziehen. Er drohte mir, dann würde er auch gleich den ersten Mord gestehen und meine unrühmliche Rolle an die Öffentlichkeit bringen. Das war die Strafe für mein damaliges Schweigen. Ich wäre als skrupelloser Doktor gebrandmarkt gewesen und hätte noch eine Anklage wegen Begünstigung erwarten müssen.
    Meine Lage war hoffnungslos. Ich konnte nicht schweigend zusehen, wie Grace heimtückisch ermordet werden sollte. Wenn ich es auf legalem Wege verhindern wollte, dann hätte ich mich selbst und mein Lebenswerk zerstört. Deswegen entschloß ich mich zu der Tat, die mir der einzig mögliche Ausweg schien. Ich nahm eines Tages, als er nicht da war, das Gewehr aus der Garage und wartete auf einen günstigen Augenblick. Der kam an jenem nebligen Morgen, als Smith zu einer Geschäftsreise aufbrechen wollte. Ich wußte es und erschoß ihn in seinem eigenen Garten. Ich hatte nicht nur wegen des Nebels Glück. Ein Moped hatte ständig Fehlzündungen, so daß der Schuß von niemandem gehört wurde. Ich habe Warwick-Smith niedergeschossen, als er vor seiner Garagentür stand und seinen Schlüssel suchte. Ich hatte keinerlei Gewissensbisse. Es ist schrecklich für einen Arzt, Leben zu zerstören. Aber ich war kein Mörder, ich war der Henker.<«
    Wright hielt einen Moment inne und sagte ruhig: »Sie werden die Selbsttäuschung bemerken, das Gefühl gottähnlicher Macht, die Anmaßung, das Recht selbst in die Hand zu nehmen. Diese
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