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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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verbarg ihre Verachtung für die Sprecherin und sagte leise: »Aber warum? Warum? Ich habe ihn so gern gemocht. Wir waren gute Freunde. Er war Valerie Duttons Arzt, müssen Sie wissen. Ich hatte solches Vertrauen zu ihm.«
    Wright sah sie forschend an. »Valerie Dutton? Die Schriftstellerin, von der Sie beim Mittagessen erzählt haben? Die Dame, die auch an Verdauungsbeschwerden litt und daran starb?« Minnie nickte traurig. »Er war so nett, so aufmerksam. Nur Mr. Smith konnte er meiner Meinung nach nicht leiden.«
    Smith? Warwick-Smith? Bestand da ein Zusammenhang? Mrs. Wharton sah keinen und wandte sich ungeduldig zum Gehen. Aber Minnie war diesmal die Hauptperson, das wollte sie ihrer Chefin zeigen. War sie es nicht, die gelitten hatte? Hatte sie nicht die schrecklichsten Minuten ihres Lebens über jenem Abgrund gehangen? Sie murmelte diese Fragen vor sich hin und wiederholte dann: »Aber warum? Warum? Ich hatte doch nur: >Wie schön, Sie wiederzusehen, Dr. Shaw<, gesagt, da starrte er mich feindselig an, packte mich, und dann...«
    Delia glaubte, sie würde den Verstand verlieren. Es hörte sich alles so unsinnig an. Wie Minnie hatte auch sie den Doktor für einen reizenden Mann gehalten. Und wie hingebungsvoll war er zu Mrs. Warwick-Smith gewesen! Sie erinnerte sich, wie beeindruckt sie war, als sie ihn zum erstenmal gesehen hatte. Aber damals warst du von jedem gutaussehenden Mann beeindruckt, du Rindvieh, sagte sie sich.
    Augusta hatte inzwischen genug von Minnies Darbietung, wie sie Minnies Benehmen bei sich nannte. Sie sagte bestimmt: »Nun, Minnie, jetzt sitzen Sie nicht jammernd herum. Warum? Warum? Das wichtigste ist, daß er keinen Erfolg hatte. Ihnen ist zum Glück kein Haar gekrümmt, und die Antwort auf Ihre Fragen wird der Inspektor sicherlich finden. Stehen Sie jetzt auf — Sie zeigen sowieso zu viel Bein — , und lassen Sie uns Ihnen beim Hinuntergehen helfen. Später gibt es noch genügend Zeit zum Sprechen.«
    Genügend Zeit! Delia und Keith blickten gleichzeitig auf den See hinaus, wo das Boot nur noch als winziger Punkt zu erkennen war. Jetzt steuerte ein anderes Boot jenen Punkt an. »Was wird er machen? Er kann nicht entkommen«, meinte Delia.
    Wright ging nicht auf ihre Frage ein. Er sagte nur kurz: »Nun, wenn Sie Miss Pink behilflich sein könnten... Ich kann leider nicht warten.« Er ging mit langen Schritten davon. Sie sahen ihm schweigend nach, dann meinte Jim: »Bei Gott, Keith, das war ein Sprung über das Tor! Die Stute ist Gold wert. Und wie sie die Steigung genommen hat! Aber wo ist sie jetzt?«
    Wallace lachte und zeigte hinunter zum Zaun, am Fuße des Hügels. »Sie haben doch nicht erwartet, daß sie sich hier langweilt? Ich nehme an, sie hatte das Gefühl, daß sie hier nicht mehr gebraucht wird. Sie hat gute Arbeit geleistet, nicht wahr?«
    Die beiden Männer waren in ihr Gespräch über die Möglichkeiten der Stute als Springpferd vertieft, und erst als das Thema erschöpft war, bemerkten sie, daß die Frauen zurückgeblieben waren. Sie warteten, bis Miss Pink mit Delias und Mrs. Whartons Hilfe den Abstieg geschafft hatte.
    Wright stand auf der Veranda und blickte durch den Feldstecher auf den See, als Jim die Treppe heraufkam. »Ich wußte, daß er gewinnen würde. Vielleicht ist es gut so.«
    »Was hat er getan?«
    »Das Gesetz wieder selbst in die Hand genommen. Er ist in den See gesprungen. Das Boot ist leer, und das Wasser ist an dieser Stelle sehr tief. Wir werden ihn finden, aber nicht lebend.«
    Delia konnte ihr Mitleid nicht unterdrücken. »Oh, der arme Mann. Er muß verrückt geworden sein. Glauben Sie, daß er Warwick-Smith getötet und deshalb Selbstmord begangen hat? Nun, der Mord wäre mir egal. Der Schurke hat es verdient, ermordet zu werden.«
    »Und Miss Pink?« fragte Wright und warf einen Blick auf die leidgeprüfte kleine Person, der Mrs. Wharton ins Auto half. Sie hielt die graue Handtasche umklammert, die man noch rechtzeitig aus Trustys Fängen gerettet hatte. Augusta drehte sich noch einmal um und winkte. Plötzlich schrie sie: »Mein Füller! Mein kostbarer Füller! In der Aufregung habe ich ihn ganz vergessen. Jim, wenn es dir nichts ausmachen würde... Bewegung ist schließlich gesund.«
    Im stillen fluchte Jim, laut aber rief er seiner Schwiegermutter zu: »Schon gut. Ich hole ihn. Mach dir deswegen keine Sorgen.« Augusta hatte sich heute vorbildlich benommen, stellte er fest, und sie war richtig liebenswürdig zu Minnie gewesen.
    Als das Auto
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