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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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waren wir immer gute Freunde.«
    »Unsinn, meine Liebe«, sagte Augusta. »Unsinn. Hier war niemand. Das bilden Sie sich ein. Ihre Nerven sind ein wenig strapaziert und...«
    Aber Minnie war außer sich. Diesmal gelang es ihr, sich aufzusetzen, und zu aller Überraschung schrie sie: »Zum Teufel mit den Nerven. Ich sage Ihnen, er hat versucht, mich umzubringen - und ich habe immer geglaubt, er wäre so ein netter Mann.« Nach dieser Anstrengung wurde sie bewußtlos.
    Niemand bemerkte es. Die vier starrten einander sprachlos an. Dann sagte Keith: »Sie phantasiert nicht. Es ist wahr. Ich war dort unten an jenem Vorsprung des Hügels und sah sie. Er hat sie gestoßen und ist dann weggelaufen, hinunter zum Strand.«
    Sie drehten sich alle zum See um und starrten auf den schmalen Sandstrand hinunter. Das Boot, das in Ufernähe angelegt hatte, war jetzt weit draußen auf dem See. Der Mann im Boot schien wie ein Besessener zu rudern.
     
     
     

16
     
    Als sie sich wieder umdrehten, stand Wright bei ihnen. Er deutete auf die noch immer im Gras liegende Miss Pink und fragte: »Alles in Ordnung? Ist es nur der Schreck?« Als sie zustimmend nickte, drehte er sich zum See hin und sah mit Bedauern, daß das Boot inzwischen im tiefen Wasser war. »Sie werden ihn nicht einholen«, sagte er. »Das Polizeiboot muß von der anderen Seite kommen. Aber sie werden es versuchen.«
    Als er die erstaunten Gesichter der anderen sah, fuhr er fort: »Zum Glück waren zwei tüchtige Burschen hier. Bei mir ist der Groschen leider fünf Minuten zu spät gefallen.«
    »Heißt das, daß Sie einen Verdacht hatten?« fragte Wallace. »Verdammt scharfsinnig! Ich hätte es Shaw nicht zugetraut!«
    Mrs. Wharton, die so spät gekommen war, daß sie den Mann nicht mehr den Hügel hatte hinunterrennen sehen, fragte verdutzt: »Doch nicht Dr. Shaw? Nicht dieser berühmte Arzt? Gewiß nicht! Das muß ein Irrtum sein!«
    »Gestern hätte ich dasselbe gesagt«, antwortete Wright. »Ich habe erst vorhin den ersten Tip bekommen. Konstabler Bert Mills erzählte dem Sergeanten, er hätte Dr. Shaws Auto an jenem Morgen, als Warwick-Smith ermordet wurde, mit hoher Geschwindigkeit durch das Dorf fahren sehen. Bert war mit dem Fahrrad unterwegs, und der Doktor hätte ihn bei dem Nebel fast umgefahren. Das war nicht viel, aber immerhin ein kleiner Hinweis. Als der Doktor nichts von seinem Besuch erwähnte, dachte ich, Bert hätte sich geirrt. Dann habe ich Shaw vorhin beobachtet, und mir fiel sein besonderes Interesse für Miss Pink auf. Ich überlegte gerade, was für Gründe er dafür haben könnte, als Bert erschien und mir versicherte, daß es Shaws Auto gewesen wäre und daß er es bestimmt an jenem Morgen gesehen hätte. Das machte mich endgültig mißtrauisch, zumal auch seine Reaktion höchst eigenartig war, als ich ihm von unserer Vermutung erzählte, Warwick-Smith habe schon seine erste Frau vergiftet. Ich ließ die anderen zurück, damit sie im Notfall Hilfe anfordern konnten. Sie sahen das Boot und alarmierten sofort die Wasserschutzpolizei. Ich hätte dem Doktor gleich nachlaufen sollen, wie ich es ursprünglich vorhatte, um ihn mit Bert Mills zu konfrontieren. Jetzt kam ich zu spät. Ich hätte vorsichtiger sein müssen.«
    »Du bist immerhin noch schnell am Tatort. Du mußt den ganzen Weg gelaufen sein. Dabei bist du nicht einmal außer Atem. Gute Polizeischule und natürlich eine blendende Kondition!«
    Wright ließ der Spott seines Freundes völlig ungerührt; aber Mrs. Wharton sah ihren Schwiegersohn vorwurfsvoll an und bemerkte, daß sie athletisch gebaute Männer bewundere und ihre Helden alle diesen Typ verkörperten. Jim zwinkerte seinem Freund zu, und der Inspektor schien einigermaßen verlegen zu sein.
    Er sagte schnell: »Miss Pink geht es besser.« Sie drehten sich zu ihr um. Minnie hatte ihre Augen geöffnet und stellte erfreut fest, daß sie, wenn schon nicht als Heldin, so doch wenigstens als Opfer die gebührende Aufmerksamkeit erregte. Plötzlich erinnerte sie sich an die unglaubliche Hartnäckigkeit der Schriftstellerin, und ihre Wangen bekamen wieder Farbe. Aber Minnie beschloß, sich so zu verhalten, als hätte sie die Ereignisse der letzten halben Stunde vergessen. Sie stöhnte leise und versuchte, sich aufzusetzen. Alle schauten zu ihr, und Mrs. Wharton wollte sie aufmuntern. »Fühlen Sie sich besser, Minnie? Es war schrecklich für Sie, aber jetzt ist alles vorbei, und Sie müssen wieder Mut fassen, meine Liebe.«
    Minnie
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