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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz
Autoren: Peter Tremayne
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Lederhandschuhe nicht, Pater Gormán?« bemerkte sie. »Weißt du, Dubán, gestern gabst du mir die Antwort, die mir noch fehlte, denn als ich glaubte, deine Hände wären schwielig, hattest du einfach nur Lederhandschuhe an.«
    Mit einem plötzlichen Schrei riß sich Pater Gormán aus Dubáns Griff los, sprang vom Podium und wollte aus der Halle stürmen. Aber auf halbem Wege wurde er überwältigt und weggeführt. Mit wutverzerrtem Gesicht schrie er kaum verständlich: »Und Christus sprach: ›Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?‹!«
    »Ein sehr passender Text«, murmelte Eadulf, um seine Überraschung zu verbergen.
    Cranat sank auf ihren Stuhl zurück und atmete schwer mit hochrotem Gesicht. Haßerfüllt sah sie Fidelma an.
    »Du hast uns noch so manches zu erklären, bevor wir dir diese absurde Beschuldigung glauben«, sagte sie ruhig.

K APITEL 21
    Fidelma stand nach wie vor gelassen vor dem Podium und betrachtete die Anwesenden mit ernster Miene.
    »Es gibt wenige Orte in diesen fünf Königreichen, an denen ich soviel Haß, soviel Betrug und soviel Trauriges angetroffen habe«, begann sie langsam. »Gormán und Menma haben sich schuldig gemacht, weil sie Menschen das Leben nahmen, doch was sie dazu getrieben hat, ist ein Übel, das in diesem Tal heimisch ist.
    War Eber der Urheber all dieses Verderbens oder war auch er sein Opfer? Das werden wir nie erfahren. Tomnát war zweifellos ein Opfer. Sie hätte es nicht werden müssen, wenn sie auch nur einem Menschen in diesem Tal hätte vertrauen können außer ihrer ebenso leidenden Schwester; ein Mensch hätte sie retten können.«
    Sie sah Dubán mit unbewegter Miene an.
    Der Krieger senkte den Blick.
    »Teafa war ebenfalls ein Opfer, aber sie rettete ein Stück ihrer Selbstachtung und den Sohn ihrer Schwester. Móen ist das bemitleidenswerteste Opfer von allen.«
    »Und bin ich nicht auch ein Opfer?« fragte Cranat barsch. »Ich war eine Prinzessin der Déisi und wurde dennoch gezwungen, mich zur Ehe mit diesem Verworfenen herabzuwürdigen.«
    »Gezwungen? Du warst bereit, dich damit abzufinden. Selbst als Teafa dich vor Jahren warnte, daß dein Ehemann sein sittenloses Treiben fortsetzte und deine eigene Tochter in sein Bett gezerrt hatte, als sie erst zwölf oder dreizehn war!«
    »Das ist nicht wahr!« fuhr Crón keuchend und mit bleichem Gesicht auf.
    »Nein? Das hast du doch schon zugegeben«, entgegnete ihr Fidelma. »Es ist besser, wenn all diese dunklen Geheimnisse jetzt ans Licht gebracht werden. Teafa merkte, daß Ebers Lasterhaftigkeit mit dir wieder von vorn begann, Crón. Auch du wurdest ein Opfer. Teafa ging zu Cranat und forderte sie auf, fortzugehen, sich scheiden zu lassen und dich mitzunehmen. Doch Cranat begnügte sich damit, sich dem Bett ihres Ehemannes fernzuhalten, und lebte weiter im rath, weil sie hier Reichtum und Sicherheit genoß. Sie überließ es ihrer Tochter, allein mit allem fertig zu werden. Es war nicht Cranat, die sich weigerte, mit Teafa zu reden, sondern Teafa weigerte sich, mit Cranat zu reden.«
    Totenstille herrschte in der Festhalle.
    »Ja, Crón, du warst ein Opfer, aber du hast die Situation zu nutzen verstanden. Auf dem Weg über die wollüstigen Begierden deines Vaters bist du an die Macht gelangt. Muadnat war der Tanist deines Vaters. Vor ein paar Wochen fühltest du dich stark genug, von deinem Vater zu verlangen, er solle dich als Tanist vorschlagen und seine Macht dazu benutzen, dir die Unterstützung der derbfhine zu verschaffen. Dank Ebers Bestechungen stimmten tatsächlich nur vier Personen gegen dich: Deine eigene Mutter und Teafa, die wußten, welchen Preis du dafür zahltest, Agdae als Muadnats Neffe und Menma, der nicht nur als Verwandter an Muadnat gebunden war, sondern auch durch Muadnats Gold. Du bist meines Erachtens nicht geeignet, Fürstin von Araglin zu werden, Crón.«
    Fidelma wandte sich nun an Dubán.
    »Wenn Crón das Amt nicht mehr innehat, Dubán, wie lange wirst du ihr dann noch deine Liebe beteuern? Tomnát erkannte deinen unbarmherzigen Ehrgeiz schon vor zwanzig Jahren und spürte, daß sie dir ihr schreckliches Geheimnis nicht anvertrauen konnte. Nun ist auch Cróns Geheimnis, dasselbe Geheimnis, ans Licht gekommen – wirst du ihr da treu bleiben? Nein!« Sie hob die Hand, als er darauf antworten wollte. »Gib jetzt keine Beteuerungen ab. Warte mit deiner Antwort, bis die Zusammenkunft der derbfhine entschieden hat, ob Crón Fürstin
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