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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz
Autoren: Peter Tremayne
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es wohl«, erwiderte Fidelma.
    »Bitte erkläre das«, forderte die Tanist kühl. »Willst du damit sagen, daß du jetzt doch Móen für schuldig hältst? Daß er herausfand, wer sein wirklicher Vater war? Daß er Eber wegen des Unrechts haßte, das er seiner Mutter und ihm angetan hatte?«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Die Beschuldigung, Móen sei der Mörder, habe ich schon in einem frühen Stadium der Untersuchung verworfen. Noch bevor ich mit ihm gesprochen hatte, wußte ich, daß Móen nicht der Mörder war.«
    »Kannst du das bitte genauer darlegen?« fragte Pater Gormán trocken. »Mir schien es ganz offensichtlich zu sein, daß Móen der Täter war.«
    »Die ursprüngliche Anklage lautete, Móen habe Teafa umgebracht und sich dann den Weg zu Ebers Wohnung gesucht und ihn ermordet. Mehrere Dinge paßten da nicht zusammen. Erstens erfuhr ich von Crítán, daß er Teafa lebend gesehen hatte, nachdem Móen in Ebers Wohnung gegangen war. Wenn Móen beide Morde verübt haben sollte, dann mußte er erst Teafa und dann Eber getötet haben.«
    »Warum das?« fragte Agdae.
    »Weil Menma aussagte, er habe Móen mit dem Messer in der Hand über Ebers Leiche gebeugt angetroffen, nachdem er ihn gerade erstochen hatte. Die ganze Anklage beruhte darauf, daß Móen beinahe auf frischer Tat ertappt worden war.«
    Das nahmen die Zuhörer schweigend zur Kenntnis. Dann sagte Crón: »Aber du hast Menma bereits als Mörder und somit auch als Lügner überführt. Vielleicht hat er gelogen.«
    »Er hat sicherlich gelogen«, stimmte ihr Fidelma gelassen zu, »aber nicht in diesem Fall. Daß er Móen am Schauplatz der Tat entdeckte, kam ihm sehr gelegen. Etwas Besseres hätte er sich nicht wünschen können. Aber Teafa war noch am Leben, als Móen Ebers Wohnung betrat. Crítán kam von Clídnas Haus zurück, begegnete Móen auf dem Weg zu Ebers Wohnung und sah dann Teafa lebendig an ihrer Hütte stehen mit einer Laterne in der Hand. Als Crítán mir das erzählte, kam ihm, glaube ich, für einen Augenblick zum Bewußtsein, wie unlogisch das war, aber da er wollte, daß Móen der Schuldige wäre, überging er es.
    Móen war in den frühen Morgenstunden spazierengegangen und wollte gerade zurück in Teafas Hütte, als ihm jemand einen Ogham-Stab in die Hand drückte. Mit Hilfe von Ogham kann man sich mit Móen verständigen. Móen berichtete mir, es sei jemand mit schwieligen Händen gewesen, doch wegen des starken Parfüms, das er roch, meinte er, es sei eine Frau gewesen. Die Schrift auf dem Ogham-Stab forderte ihn auf, sofort in Ebers Wohnung zu kommen. Er ging hin, stolperte über die Leiche, und so fand ihn Menma. Die Person, die Móen den Ogham-Stab in die Hand drückte, hatte den Mord begangen und wollte es so einrichten, daß er bei Eber entdeckt und verurteilt würde.«
    »Welchen Beweis hast du für die Existenz dieses sagenhaften Ogham-Stabes, mit dem man Móen aufforderte, zu Eber zu kommen?« fragte Pater Gormán.
    »Beweis? Ich habe den Stab selbst.« Fidelma lächelte selbstzufrieden. »Móen hatte nämlich den Stab an der Tür verloren. Er wurde ihm aus der Hand geschlagen, bevor er zu Ebers Wohnung ging. Der Mörder wollte nicht, daß dieses Beweisstück gefunden würde. Eber war bereits ermordet worden. Gerade als der Mörder den Stab wieder an sich bringen wollte, kam Teafa, von der Unruhe an der Tür geweckt, heraus. Sie hielt eine Lampe in der Hand und hatte eben erst gemerkt, daß Móen nicht da war. Sie sah den Ogham-Stab und hob ihn auf. In dem Moment erblickte sie Crítán und fragte ihn, ob er Móen gesehen habe. Der Bursche log sie an und ging seiner Wege. Der Mörder hatte im Schatten warten müssen, bis Crítán fort war, und nun befand er sich in einem Dilemma. Teafa war in ihre Hütte gegangen, um die falsche Botschaft in Ogham zu lesen. Also mußte sie ebenfalls getötet werden. In dem Kampf mit ihr fiel die Öllampe, die Crítán in Teafas Hand gesehen hatte, zu Boden und fing Feuer. Das Feuer mußte gelöscht werden, denn der Mörder wollte sichergehen, daß man auch diesen Mord Móen zur Last legte. Den Ogham-Stab mit der Anweisung darauf warf er ins Feuer, er verbrannte aber nicht ganz. Was auf dem Rest steht, läßt sich noch mit dem vergleichen, was in Móens ausgezeichnetem Gedächtnis haftenblieb. Er erinnerte sich, daß auf dem Stab stand: ›Eber will dich sofort sprechen.‹ Die Buchstaben ER und WILL sind noch erhalten.«
    Bruder Eadulf lächelte darüber, wie einfach Fidelmas Erklärung
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