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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz
Autoren: Peter Tremayne
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war.
    »Móen sollte noch etwas getan haben, was geradezu unmöglich war«, warf er ein. »Als Menma Móen über die Leiche gebeugt antraf, war es kurz vor Sonnenaufgang, sagte er. Und neben Ebers Bett brannte eine Lampe.«
    »Na und? Was ist daran verkehrt?« fragte Dubán. »Vor Sonnenaufgang ist es immer dunkel.«
    »Und wozu hätte Móen eine Lampe gebraucht?« wollte Eadulf wissen. »Das widerlegt die Beschuldigung, Móen habe sich heimlich eingeschlichen und Eber im Schlaf erstochen.«
    »Genau«, meinte Fidelma anerkennend. »Es sei denn, wir glaubten, ein Blinder brauche eine Lampe, um zu sehen, was er tut.«
    »Eber könnte die Lampe selbst angezündet haben«, erklärte Agdae, »um Móen hereinzulassen, und dann …«
    »Natürlich!« spottete Fidelma. »Eber war wach, zündete die Lampe an und ließ Móen ein. Dann ging er wieder zu Bett und wartete bereitwillig, bis Móen sich dorthin getastet hatte, wo die Jagdmesser hingen, sich eins aussuchte, den Weg zum Bett fand und ihn erdolchte. Móens Version erklärt das Geschehen viel besser. Daß nämlich Eber schon tot war, als er den Raum betrat. Der Mörder hatte ihn bereits erstochen. Dann ging der Mörder hinaus, um Móen zu Ebers Wohnung zu locken, und mußte dabei auch noch Teafa töten. Eber wurde nicht im Schlaf erstochen. Er wurde von jemandem umgebracht, den er gut kannte und gegen den er keinen Verdacht hegte. Er hatte die Lampe angezündet und den Täter in sein Schlafzimmer gelassen.«
    »Wem sollte Eber so weit vertrauen, daß er ihn in sein Schlafzimmer ließ?« fragte Agdae. »Seiner Ehefrau?«
    Crón holte tief Luft.
    »Beschuldigst du meine Mutter?«
    Fidelma sah Cranat nachdenklich an. Ebers Witwe warf ihr einen verächtlichen Blick zu.
    »Ich habe schon darauf gewartet, daß du deine üblen Anschuldigungen gegen mich richtest«, zischte Cranat. »Schwester Fidelma, ich erinnere dich daran, daß ich eine Prinzessin der Déisi bin. Ich besitze mächtige Freunde.«
    »Dein Rang und deine Freunde bedeuten mir nichts, Cranat. Vor dem Gesetz sind wir alle gleich. Aber wir kommen nun endlich zu der Spinne im Zentrum ihres komplizierten Netzes.«
    Crón starrte ihre Mutter entgeistert an.
    »Das kann doch nicht sein.«
    »Cranat hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß sie nach Geld und Macht strebt«, höhnte Agdae.
    »Du kannst nicht beweisen, daß Cranat Anlaß hatte, ihren eigenen Gatten zu ermorden«, erhob Pater Gormán Einspruch bei Fidelma.
    »Daß Cranat Anlaß dazu hatte? Ich kann es versuchen. Seit Crón dreizehn Jahre alt war, fand sich Cranat bereit, ihren Haß auf Eber zu unterdrücken, solange er sie unterstützte. Als Teafa ihr verriet, was Eber tat, verließ sie zwar sein Bett, lebte aber weiter als Fürstin: Reichtum geht über Tugend. Eber schien geneigt, das so zu akzeptieren. Vielleicht brauchte er eine Gattin, um den äußeren Anschein zu wahren? Von Dubán hörte ich, daß es vor wenigen Wochen, als Crón Tanist wurde, erneut Streit zwischen Teafa und Cranat gab. Dabei wurde auch Móen erwähnt. Da erst erfuhr Cranat die Wahrheit über den Sohn ihres Gatten. Wollte sie nun Rache nehmen?«
    Fidelma hielt inne. Niemand sprach.
    »Reichtum geht über Tugend. Quaerenda pecunia primum est virtus post nummos. Cranat mochte Ebers Bett verlassen haben, doch eigenartigerweise begann sie nun eine Liebschaft mit Muadnat.
    Starb Eber, könnte sie die Gattin des neuen Fürsten werden.«
    Bruder Eadulf meldete sich aufgeregt zu Wort.
    »Móen sagte, die Person, die ihm den Ogham-Stab gab, habe schwielige Hände gehabt wie ein Mann. Aber er roch Parfüm und glaubte, es sei eine Frau. Dignait hatte schwielige Hände. Dignait stand Cranat nahe, denn sie stammte auch von den Déisi und war als Cranats Dienerin hergekommen, als Cranat Eber heiratete.«
    »Nur Damen von Rang verwenden Parfüm«, korrigierte ihn Dubán. »Dignait hätte kein Parfüm benutzt.«
    »Willst du damit behaupten, meine Mutter wäre Muadnats Partnerin bei dem Goldbergwerk gewesen und habe beschlossen, meinen Vater zu töten, um ihn heiraten zu können?« fragte Crón ungläubig.
    »Cranat hatte Grund, Eber und Móen zu hassen. Teafa hatte sie über die Verwandtschaft aufgeklärt.« Sie hielt inne und blickte Crón an. »Du kannst gut Latein, nicht wahr?«
    »Meine Mutter hat es mich gelehrt«, erwiderte die Tanist.
    »Sie hat dich gut erzogen. Es war eine lateinische Nachricht auf einem Stück Pergament, die zur endgültigen Lösung des Rätsels führte. Nachdem
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