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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz
Autoren: Peter Tremayne
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vorzusetzen, die man leicht erkennen konnte.«
    »Der Angelsachse erkannte sie nicht«, wandte Crón spöttisch ein.
    »Ich weiß, daß Morcheln gewöhnlich gekocht gegessen werden. Ich bin fremd in eurem Land und dachte, dies wäre eure Art, sie zuzubereiten«, verteidigte sich Eadulf errötend. »Deshalb habe ich nicht gemerkt, daß es Lorcheln waren.«
    »Dignait wäre auf etwas anderes gekommen, hätte sie uns vergiften wollen. Nein, Dignait wurde getötet, weil sie den wirklichen Täter gesehen hatte.«
    »Und wer war das? Menma?« Grella fand den Mut, die Frage zu stellen. »Menma war an dem Morgen wie immer bei den Häusern zugange.«
    »Das sage ich euch zu seiner Zeit. Erst wollen wir das Spinnennetz noch weiter aufreißen. Kommen wir nun zu dem Mord an Eber und Teafa. Was den Fall so schwierig machte, war die Tatsache, daß die meisten Leute einen Grund hatten, Eber umzubringen. Er war ein gehaßter Mann. Bei Teafa war das anders. Wer haßte sie? Ich sah, daß es leichter sein würde, den Mord an Teafa aufzuklären als den an Eber. Wenn derselbe Täter beide getötet hatte, dann schieden viele Verdächtige aus.«
    Sie hielt einen Moment inne.
    »Als ich hierherkam, sagte man mir, Eber, der Fürst von Araglin, sei ermordet worden und seinen Mörder hätte man gefaßt. Ich sollte den Fall untersuchen und dafür sorgen, daß mit dem Mörder nach Recht und Gesetz verfahren würde. Das hörte sich ganz einfach an. Nur war es nicht so einfach.
    Der angebliche Mörder erwies sich als blind und taubstumm. Ich spreche von Móen. Er sollte nicht nur Eber, sondern auch die Frau getötet haben, die ihn aufgezogen hatte.
    Anfangs sagte man mir, Eber sei freundlich und großzügig gewesen und habe keine Feinde gehabt. Er sei ein Abbild aller Tugenden auf Erden gewesen. Wer würde ihn da töten außer einem wildgewordenen Tier? Als solches wurde mir Móen beschrieben.«
    Móen gab ein zorniges Knurren von sich, als Gadra ihm das übersetzte. Fidelma überging es.
    »Bald stellte sich jedoch heraus, daß Eber nicht das Abbild aller Tugenden war, wie zuerst jeder behauptet hatte. Offenbar war Eber ein seltsamer, abnormer Mensch. Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, was ihn dazu gemacht hat. Wie ich hörte, trank er auch und führte beleidigende Reden. Wen er verletzt hatte, den machte er sich durch Bestechung wieder gewogen. Man übersah seine Fehler, denn er war ja der Fürst. Doch er und seine Familie verbargen ein düsteres Geheimnis … Es gab Inzest unter ihnen.«
    Crón erblaßte. Cranat neben ihr machte keinen Versuch, ihre Tochter zu trösten, sondern saß steif da, den Blick starr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.
    »Die Anfänge davon liegen lange zurück, Crón«, sagte Fidelma. »Es begann zu der Zeit, als Eber in die Pubertät kam und seine beiden Schwestern in ähnlichem Alter waren. Mehrere Leute hier wußten, daß er seine Schwestern zwang, mit ihm zu schlafen, und andere vermuteten es vielleicht. Ich erfuhr in einem Gespräch, daß Móen in diesem Inzest gezeugt wurde.«
    Es wurde plötzlich still in der Halle. Crón warf einen Blick hinüber zu Móen. Ihr Gesicht war totenblaß.
    »Willst du damit sagen, daß er … daß Teafa … seine Mutter? Eber …?« Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
    »Ich habe keinen Zweifel daran, daß Teafa unter Ebers Nachstellungen zu leiden hatte«, fuhr Fidelma ruhig fort. »Aber er hatte noch eine andere Schwester namens Tomnát.«
    Dubán sprang mit zornrotem Gesicht auf.
    »Wie kannst du es wagen, ihren Namen da hineinzuziehen!« schrie er. »Wie kannst du es wagen, anzudeuten, sie sei die Mutter eines … eines …«
    »Gadra!« Fidelma überging seinen Ausbruch und wandte sich dem alten Einsiedler zu. »Gadra, wer war Móens Mutter?«
    Der Alte ließ die Schultern resigniert sinken.
    »Du kennst die Antwort bereits.«
    »Dann sag sie allen, damit sie die Wahrheit erfahren.«
    »Es geschah in dem Jahr, bevor Eber Cranat heiratete. Tomnát wurde schwanger von Eber. Teafa wußte es.«
    »Tomnát liebte mich!« rief Dubán dazwischen mit vor Erregung brüchiger Stimme. Crón starrte ihn an und traute ihren Ohren nicht. »Sie hätte es mir gesagt, wenn es so gewesen wäre. Sie ist verschwunden. Eber hat sie umgebracht, dessen bin ich mir sicher.«
    »So war es nicht«, entgegnete Gadra traurig. »Tomnát und Teafa bewahrten das Geheimnis. Sie wußten, wenn es bekannt würde, wenn entweder Eber oder Pater Gormán davon erführen, dann hätten sie das Kind
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