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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz
Autoren: Peter Tremayne
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ein Leinenhemd«, antwortete Fidelma mit einer alten Volksweisheit, die zu den Lieblingssprüchen ihres Lehrers Morann von Tara gehört hatte. »Meine Beteiligung an dieser Angelegenheit begann tatsächlich mit Muadnat, deshalb ist es auch angebracht, mit ihm anzufangen. Muadnat kam vor einiger Zeit in den Besitz eines Goldbergwerks. Er fand es auf dem Land, das er seinem Vetter Archú abnehmen wollte.«
    »Wo soll das sein?« fragte Archú überrascht. »Ich habe noch nie von einem Goldbergwerk im Schwarzen Moor gehört.«
    »Es liegt auf der anderen Seite des Berges, auf Boden, den man nicht bebauen kann. Du hast ihn als Axtland bezeichnet. Ich muß dazu sagen, daß es wahrscheinlich nicht Muadnat war, der die Mine entdeckte, sondern ein Bergmann namens Morna. Er war der Bruder des Herbergswirts Bressal, dessen Herberge nicht weit von diesem Tal an dem Weg nach Westen liegt, der nach Lios Mhór und Cashel führt.«
    »Meinst du die Herberge, in der wir übernachteten?« fragte Archú.
    »Eben die«, bestätigte Fidelma. »Erinnert ihr euch, daß Bressal von seinem Bruder Morna sprach, der ihm einen Gesteinsbrocken gebracht hatte, von dem er behauptete, er werde ihn reich machen? Der stammte aus der Höhle auf deinem Land, in der man Gold gefunden hatte.«
    »Das ist eine Lüge!« fuhr Agdae zornig dazwischen. »Muadnat hat mir gegenüber nie etwas von einem Goldbergwerk erwähnt. Ihr wißt alle, daß ich sein Neffe und sein Adoptivsohn bin.«
    »Muadnat wollte die Mine geheimhalten«, sprach Fidelma unbeeindruckt weiter. »Sein Problem bestand darin, daß er einen Vetter hatte, der Anspruch auf das Land erhob. Dieser Vetter, nämlich Archú, beschloß, die Sache vor Gericht zu bringen. Muadnat bemühte sich verzweifelt, das Land zu behalten. Muadnat wollte zwar die Gesetze zu seinen Gunsten verdrehen, sie aber nicht völlig brechen. Die Sache war heikel. Muadnat hatte jedoch insofern Glück, als Archú lieber das Gericht in Lios Mhór anrief, als den Fall von Eber entscheiden zu lassen. Eber war ein gerissener Mann und hätte zu viele Fragen gestellt, um zu erfahren, warum Muadnat so versessen auf das Land war.«
    Agdae zog eine säuerliche Miene.
    »Warum hat mich Muadnat nicht zum Teilhaber an seiner Goldmine gemacht?«
    »Du bist nicht rücksichtslos genug dafür«, rief Clídna.
    Fidelma sah, daß Crón sie tadeln wollte, weil sie in der Festhalle gesprochen hatte.
    »Clídna hat recht«, kam sie ihr schnell zuvor. »Agdae ist nicht der Mann, der sich an geheimem Bergbau beteiligen würde. Muadnat suchte jemanden, der Befehle ausführen würde, ohne zu fragen. Er entschied sich für seinen Vetter Menma.«
    »Menma?« fragte Agdae stirnrunzelnd. »Arbeitete Menma für Muadnat?«
    Fidelma sah ihn traurig an. »Menma war sein Aufseher. Menma leitete das Bergwerk, heuerte die Bergleute an und sorgte dafür, daß sie verpflegt wurden und das Gold nach dem Süden gebracht wurde, wo es sicher gelagert werden konnte. Wie verpflegt man heimlich einen Trupp hungriger Bergleute in einem friedlichen ländlichen Tal, ohne daß die Bauern etwas merken? Das Versteck war kein Problem, die Höhle selbst bot ihnen Schutz. Aber wo kriegt man die Verpflegung her?«
    »Man überfällt Bauernhöfe und treibt Vieh weg«, antwortete Eadulf triumphierend. »Nicht zu viel, nur hier und da ein paar Kühe.«
    »Aber Muadnat besaß einen reichen Hof«, wandte Crón ein. »Er hätte die Bergleute verpflegen können, ohne Viehdiebstähle vorzutäuschen.«
    »Dann hätte aber Agdae erfahren, was vor sich ging. Agdae war ja Muadnats Oberhirt. Agdae hätte es gemerkt, wenn Muadnat immer mehr Rinder schlachtete und das Fleisch an einen Ort schaffte, von dem Agdae nichts wußte. Und hätte Muadnat Agdae aus seiner Stellung entfernt, hätte das noch mehr Verdacht erregt. Schließlich war Agdae Muadnats nächster Verwandter.«
    Agdae wurde rot vor Beschämung.
    »Wie bist du darauf gekommen, daß mit den Viehdiebstählen etwas nicht stimmte?« fragte Dubán.
    »Ich habe davon gehört, daß Viehdiebe oder Geächtete Rinder wegtreiben. Aber, wie Eadulf schon sagte, nicht nur eins oder zwei. Solche Diebe suchen Vieh, das sie verkaufen können. Sie treiben also ganze Herden weg oder jedenfalls so viele Tiere, daß sich der Verkauf lohnt. Mir kam der Verdacht, daß diese Rinder nur zum Schlachten gestohlen wurden. Dieser Verdacht bestätigte sich, als uns auf dem Rückweg von Gadras Einsiedelei einige der Viehdiebe begegneten. Sie ritten nach Süden und
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