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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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1. Kapitel
    R auch, der von den zahlreichen Feuern im umliegenden Regenwald gespeist wurde, stieg in brüllenden Wellen um ihn auf und verbrannte ihm die Lunge. Es war ein langer, erbitterter Kampf gewesen, aber er war vorbei, und Zacarias war erschöpft. Der größte Teil des Haupthauses war verbrannt, aber sie hatten zumindest die Wohnstätten der Leute retten können, die ihnen dienten. Es hatte nur wenige Tote gegeben, doch jeder einzelne war betrauert worden – wenn auch nicht von ihm, Zacarias. Er starrte nur mit leeren Augen die Flammen an und spürte nichts; er blickte in die Gesichter der Toten, anständige Männer, die seiner Familie treu gedient hatten, sah ihre weinenden Witwen und Kinder und spürte … nichts.
    Zacarias de la Cruz blieb nur einen Moment stehen, um das Schlachtfeld zu betrachten. Wo vorher üppig grüner Regenwald gewesen war mit Bäumen, die bis in die Wolken reichten, und das Zuhause vieler wilder Tiere, stiegen jetzt Flammen und schwarzer Rauch in den Himmel auf. Der Geruch des Blutes war überwältigend; die toten, zerfleischten Körper starrten mit blicklosen Augen zu dem dunklen Himmelszelt auf. Doch dieser Anblick rührte Zacarias nicht. Er betrachtete alles wie aus einiger Entfernung und mit mitleidlosem Blick.
    Wo oder in welchem Jahrhundert, spielte keine Rolle, die Szene war immer die gleiche, und er hatte in all den langen, dunklen Jahren so viele Schlachtfelder gesehen, dass er den Überblick verloren hatte. So viel Tod! So viel Brutalität! So viel Morden! So viel Zerstörung! Und er war immer mittendrin, ein schneller, grimmiger Jäger, gnadenlos, brutal und unerbittlich.
    Blut und Tod waren ein Teil von ihm geworden. Er hatte so viele Feinde seines Volkes hingerichtet, dass er ohne die Jagd oder das Töten nicht mehr existieren konnte. Es gab für ihn keine andere Lebensweise. Er war ein Raubtier, das hatte er schon vor langer Zeit erkannt – wie jeder, der es gewagt hatte, sich in seine Nähe zu begeben.
    Zacarias de la Cruz war ein legendärer karpatianischer Jäger, der einer fast schon ausgestorbenen Spezies angehörte, die zwar in einer modernen Welt lebte, sich aber an die alten Sitten hielt, was Ehre und Pflichtbewusstsein anging. Seine Gattung beherrschte die Nacht, schlief während des Tages und brauchte Blut zum Überleben. Nahezu unsterblich, führten Karpatianer eine lange, einsame Existenz, in der Farbe und Emotion verblassten, bis nur noch Ehre sie auf ihrem selbst gewählten Weg hielt, nach der einen Frau zu suchen, die sie vervollständigen und ihnen Farbe und Gefühle zurückgeben würde. Viele karpatianische Jäger gaben auf und töteten während der Nahrungsaufnahme, um den Rausch zu spüren – irgendwas zu spüren –, und wurden zu der abscheulichsten, gefährlichsten Kreatur, die die Menschheit kannte: dem Vampir. Und Zacarias de la Cruz, der mindestens ebenso brutal und gewalttätig war wie die Untoten, war ein Meister darin, sie zu jagen.
    Blut rann aus unzähligen Wunden an seinem Körper, und die giftige Säure brannte sich bis in seine Knochen, doch er spürte, wie ihn Ruhe überkam, als er sich abwandte und sich still entfernte. Einige Feuer tobten noch, aber die konnten seine Brüder löschen. Das säurehaltige Blut, das vom Angriff der Vampire herrührte, sickerte in die stöhnende, protestierende Erde, aber seine Brüder würden sich auch darum kümmern und sie von den Giftstoffen befreien.
    Seine öde, schonungslose Reise war vorbei. Endlich. Nach über tausend Jahren des Lebens in einer leeren, grauen Welt hatte Zacarias alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Seine Brüder waren abgesichert. Sie alle hatten eine Frau, die sie vervollständigte. Sie waren glücklich und gesund, und er hatte die schlimmste Gefahr für sie beseitigt. Bis die Zahl ihrer Feinde sich wieder erhöhte, würden seine Brüder sogar noch stärker sein und seine Führung oder seinen Schutz nicht mehr benötigen. Er war frei.
    »Zacarias! Deine Wunden müssen versorgt werden. Und du brauchst Blut.«
    Es war eine weibliche Stimme, die er da hörte. Solange, die Gefährtin Dominics, seines ältesten Freundes, würde ihrer aller Leben für immer verändern mit ihrem reinen, königlichen Blut. Und er war zu alt, zu festgefahren in seinen Gewohnheiten und viel zu müde, um die Art von Veränderungen an sich zuzulassen, die nötig waren, um in diesem Jahrhundert weiterzuleben. Er war rettungslos veraltet wie die mittelalterlichen Ritter. Der Geschmack der Freiheit
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