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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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Gesicht vor Schmerz verzerrt, humpelte er auf das erste Fass zu. Auch Ashakida kam näher. Sie ging langsam, Simon spürte, dass sie kaum noch Kraft hatte.
    Das Plastikfass war tatsächlich groß genug, um einen Menschen in sich aufzunehmen. Sein Großvater bräuchte die Beine nur ein wenig anzuziehen. Im zweiten Fass würden er und Ashakida Platz finden.
    Simon erreichte das erste Fass und umrundete es. Es war verschlossen. Vergeblich versuchte er, den Deckel abzuschrauben, doch sosehr er auch drehte und zerrte, es war unmöglich: Der Deckel war wie die Soldaten und die Flutwelle in der Zeit eingesperrt.
    Simon sah sich zu der Leopardin um. »Hilf mir, Ashakida!« Sie hatte damals am Tower Ira aus der Zeit gelöst, da musste es doch möglich sein, dieses verflixte Fass ebenso herauszuholen!
    Erneut lief die Zeit, einen Augenblick nur, und tobend stürzte die Wasserwand ein Stück näher heran. Ashakida stöhnte auf. »Ich kann nicht mehr! Beeil dich!« Sie krümmte sich zitternd.
    Simon fiel der Handschuh ein, den er trug, die Schuppenglieder waren immer noch zusammengezogen. Vielleicht gelang es ihm damit, den Deckel zu öffnen, so wie er die Tür des Notausgangs im U-Bahn-Tunnel geöffnet hatte.
    Simon konzentrierte sich. Die blaue Fläche auf dem Handrücken leuchtete auf. Er packte den Deckel des Fasses, seine Finger umschlossen den Griff. Dann schloss er die Augen und sammelte seine Gedanken, so wie er es im U-Bahn-Schacht gemacht hatte. Alles in ihm konzentrierte sich auf den Wunsch, das Fass zu öffnen. Die blaue Fläche auf dem Handrücken glühte, seine Hand wurde warm. Dann machte die Welt einen Sprung, es schien, als verrücke etwas.
    Das Fass war verschwunden!
    Entgeistert starrte Simon auf die freie Fläche, auf der eben noch der Behälter gelegen hatte. Was war geschehen?
    Ein Jaulen hallte durch die Halle, es war die Leopardin. Ein Dröhnen übertönte ihren Schrei. Die Flutwelle tobte weiter und stoppte wieder, genau wie die Soldaten, die nun mit verzerrten Gesichtern dicht vor ihnen standen.
    Erneut heulte Ashakida auf. »Los! Klettert in das andere Fass. Schnell!« Mit gefletschten Zähnen wies sie auf den zweiten Behälter, der ein Stück weiter lag. Eine erste Welle hatte das Fass getroffen und es hochgeschleudert. Der Deckel hatte sich geöffnet und hing nun direkt vor der Öffnung in der Luft, festgehalten von der Zeit.
    Simon zögerte. Bevor er widersprechen konnte, knurrte Ashakida wütend. »Glaubst du, es bringt irgendjemandem etwas, wenn du dich opferst? Kletter in das Fass! Nimm deinen Großvater mit! Und sobald ich die Zeit löse, packst du den Deckel und ziehst ihn von innen vor die Öffnung.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich komm schon durch. Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Simon wusste, dass er sich Sorgen machen musste, dürr und erschöpft, wie die Leopardin vor ihm stand. Er wollte sie nicht alleine lassen!
    »Geh«, flüsterte Ashakida. »Lass es nicht umsonst gewesen sein.«
    Simon spürte Tränen in den Augen.
    Die Wasserwand rückte näher, bevor sie wieder stoppte, jetzt erhob sie sich über ihnen, bedrohlich und gischtbedeckt. Auch die Soldaten waren nur noch wenige Armlängen von ihnen entfernt. »Beeil dich.« Die Stimme der Leopardin war kaum noch zu hören.
    Simon drehte sich um und zog seinen Großvater zum zweiten Fass. Es war etwas größer als das erste und es war leer. Sein Opa und er würden darin Platz finden.
    Simon ließ seinen Großvater in das Innere des Behälters klettern, dann schob er seinen Rucksack durch die Öffnung und kroch schließlich selber hinein, bis nur noch sein Kopf und seine Arme aus der Öffnung herausschauten. Ein letztes Mal sah er zu Ashakida. Die Leopardin begegnete stumm seinem Blick. Sie sah klein und verletzlich aus.
    Sie knurrte aufmunternd. »Bist du so weit?«
    Simon nickte. Ein dicker Kloß saß in seinem Hals.
    Ashakida fauchte leise. Dann schloss sie die Augen und ließ die Zeit los.
    Im gleichen Augenblick, die Wasserwand tobte heran, griff Simon den Deckel des Fasses und zog ihn auf die Öffnung. So kräftig er konnte, hielt er ihn fest, eine Griffmulde im Inneren bot Halt. Der Deckel rastete ein, Simon drehte ihn mit aller Kraft, bis die Gewinde, die in Fass und Deckel eingelassen waren, ineinanderfassten.
    Ashakida jaulte auf, als die Flutwelle sie traf. Simon hörte die Angst in ihrem Schrei. Tränen schossen in seine Augen. Er begann zu weinen, in den Armen seines Großvaters. Tröstend hielt der alte Mann ihn
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