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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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passierte hier?
    »Hilfe!«
    Simon fuhr herum: Er kannte die Stimme, es war die seines Vaters.
    »Simon, ich bin hier!«
    Jetzt entdeckte er ihn. Sein Vater lag in der Scheune, auf einer freien Fläche zwischen den Flammen, über sich das brennende Dach. Jeden Moment konnten die Dachbalken nachgeben und ihn unter sich begraben.
    Simon lief zur Scheune, den Arm schützend vor das Gesicht gelegt. Die Hitze war unerträglich, doch er ging unbeirrt weiter. Erstaunt bemerkte er, dass die Flammen vor ihm zurückwichen. Doch ihm blieb keine Zeit, sich zu wundern: Im Dach krachte es, dann fiel ein brennender Balken herab. Funken stoben, Asche wirbelte auf. Sein Vater schrie, Simon stürzte zu ihm. Er war entsetzt, als er ihn sah. Zwar hatte der Balken seinen Vater verfehlt, doch seine Haut war verbrannt und seine Kleidung qualmte.
    Ohne nachzudenken, packte Simon seinen Vater, wuchtete ihn hoch und trug ihn aus dem brennenden Haus. Gerade als sie die Wiese erreicht hatten, krachte es erneut, und das Dach der Scheune stürzte ein.
    Erschöpft ließ sich Simon in das Gras fallen.
    Sein Vater neben ihm regte sich, er schlug die Augen auf und sah ihn an. Er lächelte. Simon stutzte: Wie war das möglich? Die Brandwunden auf der Haut seines Vaters waren verschwunden und auch seine Kleidung trug keine Spuren des Feuers. »Papa …« Verblüfft sah Simon auf: Die Flammen waren erloschen, die Scheune, die eben noch gebrannt hatte, war unbeschädigt, so als hätte in ihr nie ein Feuer gewütet.
    »Das hast du gut gemacht.« Behutsam strich ihm sein Vater eine Haarsträhne aus der Stirn. »Du bist jetzt so weit. Du bist ein Torwächter.«
    »Nein!« Simon schüttelte abwehrend den Kopf. Er wollte kein Torwächter sein!
    »Doch, Simon. Es ist unsere Aufgabe. Dein Großvater war ein Torwächter und auch ich war einer. Nun musst du die Tore zwischen den Welten bewachen.«
    »Aber warum hast du mir nie etwas davon gesagt?«
    Sein Vater antwortete nicht. Er lächelte traurig. Seine Haut wurde rissig und begann zu bröckeln. Erschrocken begriff Simon, dass sich der Körper seines Vater vor seinen Augen aufzulösen begann.
    »Geh jetzt.« Sein Vater wies auf das Weltentor, das sich auf der Wiese geöffnet hatte, eine leuchtende, sanft pulsierende Fläche, die von einem Türrahmen eingefasst war. Simon beachtete es nicht. Er sah entsetzt, dass die Haut seines Vaters immer dünner wurde, genau wie die Kleidung, die mehr und mehr zerfiel. Ein Windstoß trieb den Staub fort, der von dem bröckelnden Körper herabrieselte. Sein Vater war inzwischen kaum noch zu sehen. »Geh, Simon! Finde deinen Großvater. Nur so kannst du uns alle retten!«
    »Papa!« Simon war verzweifelt. »Papa, bleib hier!«
    »Du wirst es schaffen, Simon! Vertrau dir.« Ein letzter Windstoß, dann war sein Vater verschwunden. Nur noch seine Stimme strich über das Gras, dessen Spitzen knisternd vereisten.
    Simon wich zurück. Die Kälte, die in die Welt eingefallen war, hatte die Mauer überwunden und kam langsam näher. Hastig sah er um sich. Das Eis hatte ihn umzingelt, ihn und das Weltentor, dessen Leuchten schwächer wurde. Simon hörte ein Knarren, wie von einer Tür, deren Scharniere rostig waren. Das Weltentor fiel zu!
    Simon rannte los, er stürzte auf das Tor zu, das Knirschen des Eises hinter sich. Er schloss die Augen und sprang. Im gleichen Moment hörte er, wie das Tor ins Schloss fiel. Das Leuchten erlosch, das Weltentor verschwand, nur der leere Türrahmen blieb zurück. Simon prallte hart auf den Boden des Gartens. Entsetzt schrie er auf.
    Das Knistern wurde lauter. Als er sich umdrehte, sah er gerade noch, wie das Eis auf ihn zukroch und ihn erfasste …
     
    Mit einem Schrei fuhr Simon hoch. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er brauchte eine Weile, bis er sich zurechtfand. Das Eis, das ihn gerade noch hatte verschlingen wollen, war fort, ebenso der Garten, die Scheune und das Haus. Er hatte geträumt! Erleichtert ließ sich Simon zurück auf sein Lager sinken. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder.
    Ein sanfter Tritt traf seine Seite. Ashakida lag neben ihm, auch die Leopardin träumte unruhig, sie bewegte ihre Läufe im Schlaf. Simon rückte zu ihr und strich behutsam über ihr helles, geflecktes Fell. Sie fauchte, ohne zu erwachen, doch sie entspannte sich unter seiner Hand. Ruhig schlief sie weiter. Simon betrachtete sie nachdenklich, dann schob er die Folie zurück, mit der er sich zugedeckt hatte, und stand auf, um ein Stück Holz in das
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