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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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er sich aus und stieg in die Sachen, die Luc ihm aus dem Kleiderschrank am Fenster heraussuchte. Dann kümmerten sie sich um seinen Großvater.
    Mit einer Schere, die er aus der Küche holte, schnitt Tomas dem Alten zunächst die zerfetzte und nasse Kleidung vom Leib. Simon war das unangenehm, doch ihm war klar, dass sein Opa trockene Kleidung brauchte, sein Körper würde sonst auskühlen. Danach säuberte Luc mit klarem Wasser die aufgerissene Haut, Filippo tupfte sie behutsam mit einem sauberen Handtuch ab.
    Simon fielen die Kräuter und Pasten ein, die ihm Iras Großmutter mitgegeben hatte, und er suchte eine Heilsalbe aus seinem Rucksack und schmierte sie vorsichtig auf die Wunden. Zuletzt zogen sie seinem Großvater gemeinsam frische Sachen an, Luc hatte sie aus dem Kleiderschrank genommen.
    Dann setzten sie sich in der Küche zusammen. Filippo bestürmte Simon mit Fragen, und Simon begann zu erzählen, was geschehen war. Er berichtete alles ganz genau, angefangen von ihrem Weg in die Unterwelt der Stadt bis zu dem Abschied von Ira und der Trennung von Ashakida. Anfangs unterbrachen ihn Filippo und auch Tomas mit Fragen, doch je weiter er mit seinem Bericht kam, desto stiller wurden die anderen. Als er endlich fertig war, breitete sich ein drückendes Schweigen aus.
    Simon dachte an Ashakida, und noch einmal hörte er ihren Schrei, als sie von der Wucht des Wassers getroffen worden war. Eigentlich war er davon überzeugt, dass sie noch lebte. Doch je länger er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er.
    Tomas sah auf. »Du hast sie im Stich gelassen!« Seine Augen funkelten ärgerlich.
    Der Vorwurf machte Simon wütend. »Ich hatte keine Wahl! Was hätte ich denn tun sollen? Außerdem wollte Ashakida, dass ich sie zurücklasse.«
    »Ich meine nicht Ashakida. Ich meine Ira. Du hättest sie nicht vor dem Bahnhof alleine lassen dürfen.«
    Simon war verblüfft. Er konnte Tomas gut verstehen. Auch ihm tat der Gedanke weh, dass Ira in den Händen von Drhans Soldaten war. Doch er fühlte keine Schuld: Immerhin hatte er sie bei den Kindern zurückgelassen, weil er überzeugt gewesen war, dass sie dort sicherer sei als bei ihm und Ashakida während ihrer weiteren Suche nach seinem Großvater.
    Tomas ließ das nicht gelten.
    »Wäre es besser gewesen«, entgegnete Simon, »wenn sie mit in den Stundentunnel gekommen wäre?« Er wusste, dass sie in der Halle unter dem Tower keine Chance gehabt hätte. Sie hätten niemals zu dritt in dem Fass Platz finden können.
    Tomas Augen funkelten wütend. »Warum hast du sie überhaupt mit in die Stadt genommen?«
    »Ich wollte nicht, dass sie mitkommt«, verteidigte sich Simon. »Sie wollte das selber! Das weißt du!«
    Doch Tomas hatte sich in Fahrt geredet. »Wenn du nicht aufgetaucht wärst, dann wäre das alles nicht passiert! Du trägst an allem die Schuld!«
    Simon wusste nicht, was er antworten sollte. Tomas tat ihm unrecht, das war ihm klar, aber irgendwie stimmte auch, was er sagte: Wäre er nicht nach Avaritia gekommen, dann würde Ira jetzt noch mit ihrer Oma und den anderen Bewohnern im Dorf leben. Wut stieg in ihm auf: Er hatte es sich nicht ausgesucht, Salvatore zu sein!
    »Es stimmt nicht, was du sagst.« Lucs ruhige Stimme unterbrach ihren Streit. Er hatte nachgedacht. Jetzt blickte er zu Tomas. »Es ist genau andersherum: Wir leben, weil es Simon gibt. Wäre er nicht ein Torwächter, gäbe es weder das Dorf noch uns alle hier.«
    Tomas war verblüfft, genau wie Filippo, der Luc erst mit offenem Mund anstarrte und dann lachte. »Meinst du das ernst?«
    Auch Tomas’ Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Du glaubst nicht wirklich diesen Torwächter-Quatsch, oder?« Er wirkte unsicher.
    »Natürlich glaube ich ihm. Hast du die sprechende Leopardin vergessen?«
    Tomas antwortete nicht und auch Filippo schwieg nachdenklich.
    »Aber warum«, fragte Simon nach, »gibt es das Dorf nur, weil es mich gibt?« Er konnte Lucs Gedanken nicht folgen.
    Luc stand auf. Er wirkte nicht mehr klein und unsicher, sondern plötzlich viel erwachsener. »Drhan will Simon. Warum, das wissen wir nicht. Aber er ist hinter ihm her. Stimmt’s?« Er sah zu Simon.
    Der nickte.
    »Simon ist ein Torwächter«, fuhr Luc fort, »genau wie sein Vater und sein Großvater. Also musste Drhan klar gewesen sein, dass Simon irgendwann einmal ein Tor zwischen den Welten durchschreiten würde.«
    Simon nickte erneut, auch die anderen stimmten Luc zu, wenn auch zögernd.
    »Deshalb lässt Drhan die
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