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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Autoren: Markus Stromiedel
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Weltentore, die in seine Welt führen, überwachen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Tomas.
    »Weil der Dorfälteste es gesagt hat. Schon vergessen? Drhans Männer hatten mit Victor einen Pakt: Jeder, der das Weltentor in unserem Dorf durchquerte, musste den Soldaten ausgeliefert werden.« Luc sah auf. Sein Gesichtsausdruck wirkte konzentriert, während er den anderen erzählte, worüber er nachgedacht hatte. »Unser Ort war der einzige an der Küste, der noch bewohnt war. Und warum? Weil wir auf Simon gewartet haben. Deshalb wurde das Dorf auch geräumt, nachdem er durch das Tor in unsere Welt gekommen war: Wir hatten unsere Aufgabe erfüllt. Wir waren für Drhan nicht mehr wichtig.«
    Simon hatte Luc nachdenklich zugehört.
    »Also«, beendete Luc seinen Gedankengang, »sind wir nur hier, weil es Simon gibt. Ohne ihn würden unsere Eltern schon lange als Schläfer in der Stadt leben.«
    »Und wir wären bei den Kindern in den unterirdischen Gängen aufgewachsen«, ergänzte Filippo leise.
    Alle schwiegen und dachten nach.
    Was, erinnerte sich Simon, hatten die Kinder in den Katakomben der Stadt zu ihm gesagt? Niemand schaffte es, die Stadtmauer zu überwinden, wenn Drhans Männer es nicht wollten.
    Was wäre, wenn nicht nur die Dorfbewohner ihre Aufgabe in Drhans bösem Spiel hatten? Was, wenn alle nur deshalb leben durften, um ihn, Simon, in die Hände Drhans zu führen? Ira und ihre Freunde, die Kinder in den Katakomben, sein Großvater, der in den Tower entführt worden war … Drhan hätte jeden von ihnen vernichten können. Aber jedem war eine Aufgabe zugedacht worden. Selbst die Kinder in der Unterwelt der Stadt hatten Drhan unwissentlich zugearbeitet, als sie Simon geholfen hatten. Simon wurde kalt bei dem Gedanken. Sie alle waren wie Schachbrettfiguren hin und her bewegt worden, um letztlich nur einem Ziel zu dienen.
    Es ist eine Falle, hatte sein Opa gesagt. Alles geschehe nur wegen ihm.
    Schweigend ging Simon in den Nebenraum. Sein Großvater war immer noch ohne Bewusstsein. Er setzte sich zu ihm und strich ihm über das weiße Haar, dann zog Simon die Decke zurecht, mit der sie ihn zugedeckt hatten. Was hätte er jetzt darum gegeben, seinem Großvater all seine Fragen stellen zu können.
    Luc war ihm nachgekommen, er betrachtete Simon forschend. »Was hast du, das Drhan unbedingt von dir haben will?«
    Simon betrachtete den Handschuh, den er immer noch trug. Langsam zog er ihn von seiner Hand. Ob es deswegen war? Er konnte sich das nicht vorstellen. Jemand, der solche Macht hatte wie Drhan, der Welten vereisen lassen konnte und in Spinnengewebe gehüllte Soldaten durch Weltentore schickte, der brauchte ein solches Hilfsmittel nicht. Leise klickernd schoben sich die Schuppenglieder übereinander, als er den Handschuh in seine Tasche schob.
    Doch ihm wurde etwas anderes klar. Er sah auf. »Wenn Drhan mich in seine Gewalt bringen will, dann wird er mich verfolgen. Egal, wo ich bin.«
    Luc verstand, was Simon sagen wollte. Er wurde blass. »Dann werden hier bald Drhans Soldaten auftauchen.«
    Simon nickte. »Ihr seid in großer Gefahr.«

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45
    Sie packten ihre Sachen, so schnell es ging. Simon stopfte seine immer noch feuchte Kleidung in seinen Rucksack und füllte seine Vorräte auf. Auch die anderen packten Kleidungsstücke und Nahrung in ihre Taschen, es gab ausreichend davon, die drei Jungen hatten bei ihren Streifzügen durch die Vorstadt zusammengetragen, was sie Nützliches finden konnten. Dann brachen sie auf. Simons Opa hoben sie auf die Trage, nachdem sie das Untergestell mit den Rollen ausgeklappt hatten. Simon sah erleichtert, dass die Haut des Alten etwas Farbe bekommen hatte: Es ging ihm besser. Fast schien es, als würde sein Großvater tief schlafen.
    »Wo soll das Weltentor sein?« Tomas sah Simon fragend an.
    Simon hob die Schultern. »Mein Opa sagte etwas von dem Museum, in dem wir waren.« Mehr wusste er auch nicht.
    Schweigend gingen sie durch die verlassene Vorstadt. Es war heiß zwischen den Häusern, die Sonnenstrahlen erhitzten die Steine. Scheppernd rumpelten die Räder der Trage über das Pflaster.
    Sie folgten der Trambahntrasse, bis sie den Museumsplatz erreichten. Die Jungen kannten sich inzwischen im Viertel aus, sie waren bei ihren Streifzügen durch die Umgebung weit herumgekommen. Gemeinsam gingen sie bis zur Freitreppe am Eingang des Museums, dann trugen sie die Trage die Stufen hinauf. Noch immer rührte sich der Großvater nicht. Filippo zog die Tür
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