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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Autoren: Cody Mcfadyen
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nicht nach Quantico gehen würde. Ich war lange genug davongerannt.
    In diesem Moment begann das Leben endlich wieder zu strahlen.
    So wird es immer sein. Man muss es nur zulassen.

KAPITEL 63
    Ich sitze im Sessel vor Matts Computer und starre auf den Monitor. Ich habe ein Glas Tequila in der Hand, das bereitwillig darauf wartet, mir zu helfen. Flüssiger Mut.
    Ich starre auf das Glas und runzle die Stirn.
    Bonnie schläft. Ich denke an ihre Stärke im Vergleich zu meiner Schwäche, und ich fühle mich beschämt.
    Ich stelle das Glas ab. Starre auf den Monitor.
    1forUtwo4Me.
    Fünf Tage. So viel Zeit ist vergangen von meinem ersten Zusammentreffen mit Sarah bis zur Festnahme von Juan. Seither sind weitere Tage vergangen, doch es sind jene fünf Tage, die mir in der Erinnerung wie Jahre erscheinen.
    Ich trage eine neue Narbe in mir. Sarahs Narbe. Sie ist unsichtbar, doch die tiefsten Schnitte sind immer die unsichtbaren, der Todesmarsch im Innern. Der Körper altert und verwelkt und stirbt. Eine Seele kann ebenfalls altern. Eine sechs Jahre alte Seele kann binnen eines Herzschlags sechzig werden.
    Doch im Unterschied zum Körper vermag die Seele diesen Vorgang umzukehren und vielleicht nicht wieder jung werden, doch sie kann sich revitalisieren. Wieder leben .
    Sarahs Erlebnisse haben mich tief getroffen. Meine eigenen Erlebnisse haben mich altern lassen, zu schnell, zu sehr. Doch Narben sind mehr als Erinnerungen an ehemalige Wunden. Sie sind auch der Beweis für Heilung.
    Ich akzeptiere, dass ich wohl mein Leben lang Augenblicke voller Schmerz erleiden werde, wenn ich an Matt und Alexa denke. Aber das ist nun mal so. Es gibt nur eine Möglichkeit,für immer davon frei zu sein: Die beiden zu vergessen. Aber ich bin nicht bereit, auch nur auf eine Sekunde auf sie zu verzichten.
    Ich akzeptiere, dass es Augenblicke großer Angst gibt, wenn es um Bonnie geht, und ich akzeptiere, dass auch dies vielleicht nie enden wird. Alle Eltern haben Angst um ihre Kinder, und ich habe mehr Grund zur Angst als die meisten anderen.
    Ich bin gezeichnet. Die Vergangenheit hat ihre Spuren bei mir hinterlassen, doch ich lebe. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich häufiger glücklich sein werde als traurig. Ziemlich sicher, dass zumindest Teile meines Lebens strahlen werden.
    Mehr kann ich nicht erwarten. Mehr kann ich vielleicht erhoffen, aber nicht verlangen.
    Wir sind fertig mit dem Wegpacken im Haus, Bonnie und ich. Wir haben Alexas Zimmer in ein kleines Atelier für Bonnie verwandelt. Ein passendes Andenken.
    Jetzt kommt die letzte Sache.
    1forUtwo4Me.
    Ich habe erkannt, dass meine Angst vor dem, was vor mir liegt, nicht allein daher rührt, was ich vielleicht finden werde.
    Man liebt einen Menschen, lebt mit ihm zusammen, heiratet ihn. Man verbringt sein ganzes Leben damit, ihn kennen zu lernen. Ich habe jeden Tag etwas Neues über Matt herausgefunden, jeden Monat, jedes Jahr. Und dann starb er, und das Lernen endete.
    Bis heute.
    Wenn ich 1forUtwo4Me eingebe und den Ordner öffne, der als »Privat« markiert ist, werde ich etwas Gutes oder etwas Schlechtes erfahren, doch was immer es sein mag, es ist das unwiderruflich Letzte, das ich jemals über meinen Mann erfahren werde.
    Ich habe Angst vor dieser Endgültigkeit.
    Vielleicht sollte ich damit warten. Vielleicht sollte ich warten, bis ich alt und grau bin.
    Ich ignoriere meinen Tequila. Ich beuge mich vor, klicke auf den Ordner. Ich gebe das Passwort ein und erhalte Zugriff.
    Ich sehe Symbole, die darauf hinweisen, dass es sich bei den Dateien um Fotos handelt. Sie sind alle nummeriert. Ich fahre mit dem Mauszeiger auf ein Symbol, zögere erneut.
    Was werde ich sehen, wenn ich hier drauf klicke?
    Für einen Moment, einen kurzen Moment, überlege ich, ob ich alles löschen soll. Es auf sich beruhen lassen.
    Dann klicke ich auf das Symbol, und das Bild öffnet sich. Mein Unterkiefer sinkt herab.
    Es ist ein Bild von mir und Matt beim Sex.
    Ich blinzle, schaue genauer hin, erinnere mich. Das Bild wurde von der Seite aufgenommen, sodass unsere Körper im Profil zu sehen sind. Mein Kopf liegt im Nacken, meine Augen sind in Ekstase geschlossen. Matt blickt auf mich herab. Sein Mund ist leicht geöffnet.
    Es ist kein künstlerisches Bild, doch es ist auch nicht rein anatomisch oder gar primitiv. Es sieht aus wie ein Amateurfoto. Was es ja auch ist.
    Matt und ich haben eine Phase durchgemacht, von der ich heute weiß, dass viele Paare sie durchleben. Wo Sex zu einem Gegenstand
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