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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Autoren: Cody Mcfadyen
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sagen? Ich habe nur eine Chance. Vielleicht zwei.
    Juan betet. Inbrünstig, eifrig, stolz.
    Wahnsinnig.
    Er hat als organisierter Täter angefangen, doch Dr. Child,der Profiler, hat recht. Der Wahnsinn war bereits da gewesen, hatte im Verborgenen geschlummert und dann heimtückisch wie ein Virus zugeschlagen.
    Ich verdränge seine Stimme aus meinen Gedanken, konzentriere mich ganz auf Sarahs Engelsgesicht.
    Im Fallen begriffen, aber noch nicht ganz gefallen.
    Theresa, Buster, Desiree. Güte und Lächeln und Liebe … alles dahin. Wo ist der Schlüssel? Wie kann ich sie von dem Abgrund wegzerren, an dessen Rand sie steht? Wie kann ich ihren nächsten Schritt verhindern, der sie unwiderruflich in die Tiefe stürzen lässt?
    Nach und nach dämmert es mir. Nicht mit einem Donnerschlag, eher wie eine im Wind tanzende Feder. Ein geisterhafter Kuss.
    Ich beuge mich vor, bringe den Mund an ihr Ohr. Ich flüstere zu ihr, und ich lege die Macht meines ganzen Ich in meine Stimme, meinen eigenen überstandenen Schmerz. Wir sind beide Engel mit gestutzten Flügeln, außen und innen vernarbt, und wir bluten beide aus Wunden, die nicht heilen wollen. Die Entscheidung ist keine Entscheidung zwischen Gut oder Böse. Zwischen Glücklich- oder Traurigsein. Zwischen Hoffnung oder Verzweiflung. Die Entscheidung ist die einfachste von allen. Es ist die Entscheidung zu leben oder zu sterben. Darauf zu setzen, dass das Leiden nachlässt, wenn das Leben seinen Lauf nimmt, und dass irgendwann wieder bessere Zeiten kommen.
    Ich lege Matt und Alexa in meine Stimme, und ich hoffe, dass sie meine Worte in Sarahs Herz lenken.
    »Deine Mutter sieht aus den Wolken zu dir herab, Sarah. Für immer und alle Zeit, und sie will das nicht. Der einzige Ort, an dem sie noch lebt, ist in dir, Sarah. Das ist der letzte Rest von ihr. Wenn du ihn tötest, stirbt auch sie, endgültig.« Ich richte mich auf, trete zurück. »Mehr werde ich dir nicht sagen. Es ist deine Entscheidung. Du triffst die Wahl.«
    Juan blickt aus zusammengekniffenen Augen zu mir. Mustert Sarah. Lächelt wie eine Schlange, die Milch mit Honig schleckt.
    »Du hast deine Wahl bereits getroffen, Little Pain«, sagt er dann. »Brauchst du meine Hilfe? Brauchst du mich, um dich zu erinnern? Um die Flamme in dir zu entfachen, damit du Gottes Wille erfüllen kannst?« Er leckt sich über die Lippen. »Deine Mutter … Ich habe sie angefasst, nachdem sie tot war. Ich habe sie an den intimsten Stellen angefasst. Ich war in ihr.«
    Sarah erstarrt. Mir stockt der Atem. Ich warte darauf, dass sie ihn erschießt. Ein dunkler Teil meiner Selbst, jener Teil mit den Killeraugen, vergisst mein Vorhaben und will, sehnt sich danach, dass sie Juan tötet.
    Stattdessen fängt Sarah an zu zittern.
    Es beginnt als leichtes Erbeben, wie der Tremor, der einem Erdbeben vorangeht. Er bewegt sich von ihren Händen über die Arme zu den Schultern. Über die Brust nach unten, zu den Beinen; es ist ein furchtbares Zittern, bis es so aussieht, als müsste sie jeden Moment zerspringen – und dann erstarrt sie.
    Legt den Kopf in den Nacken.
    Stößt ein Heulen aus. Ein grauenvolles, herzzerreißendes Heulen.
    Es ist das Heulen einer Mutter, die aufwacht und sieht, dass sie sich im Schlaf auf ihr Baby gerollt und es erstickt hat. Es bohrt sich in mein Herz.
    Während sie heult, sehe ich Juan und bemerke seine Ekstase. Ich sehe ihn erzittern, sehe, wie es ihn schüttelt, beobachte, wie sein Oberkörper vornübersinkt, wie seine Hände sich zu Fäusten ballen. Ich höre ihn stöhnen. Lang anhaltend, voller nasser, widerlicher Dinge, voll stinkender, klebriger Toter. Es harmoniert mit Sarahs misstönendem Geheul. Es ist dämonisch. Juans Sturz ist bodenlos, vollständig. Er ist nicht besser als die Männer, die ihn zu dem gemacht haben, was er nun ist.
    Sarah stürzt zu Boden, krümmt sich. Sie heult weiter, immer weiter.
    »Keine Bewegung«, rufe ich Juan über das schreckliche Heulen hinweg zu.
    Er beachtet mich gar nicht. Er kann den Blick nicht von Sarahs Agonie wenden.
    Als er endlich spricht, bebt seine Stimme vor Faszination.
    »Dort bin ich .«

Am Ende - Die Dinge, die leuchten

KAPITEL 62
    »Bist du dir ganz sicher, kleines?«
    Bonnie lächelt zu mir auf. Sie meint es ernst.
    Wir sind im Begriff, ein Verhörzimmer zu betreten. Das Zimmer, in dem Juan wartet. Bonnie hat darauf bestanden, ihn zu sehen. Die Gründe will sie mir nicht verraten, noch nicht. Zuerst habe ich mich geweigert. Ich wurde sogar richtig böse,
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