Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
den Augenblick die wichtigste Bezugsquelle für Heroin versiegt ist wenn die zweitausend Leute erst einmal festgenommen sind, bricht auch das ganze Verteilernetz zusammen. Dem Rauschgifthandel stehen in der Tat schlechte Zeiten bevor.«
    Gedankenverloren sah Pitt aus dem Fenster. »Eines würde mich noch interessieren«, meinte er.
    Zacynthus blickte ihn fragend an. »Ja?«
    Pitt reagierte nicht gleich. Einen Moment lang spielte er mit seiner Krücke, dann gab er sich einen Ruck. »Was ist mit Heibert? Ich habe in keiner Zeitung etwas über ihn gelesen.«
    »Bevor ich darauf antworte, sehen Sie sich bitte erst einmal diese Bilder an.« Zacynthus zog zwei Fotografien aus der Brieftasche und legte sie vor Pitt auf den Tisch.
    Pitt beugte sich vor und studierte die Bilder aufmerksam. Das erste Foto zeigte einen blonden, deutschen Marineoffizier, der, in den Händen einen Feldstecher, auf der Brücke eines Schiffes stand und nachdenklich hinaus auf die See blickte. Auf dem zweiten Bild starrte Pitt ein Mann mit kurzgeschorenem Haar und einem boshaften Gesichtsausdruck entgegen, der entfernt an Erich von Stroheim erinnerte. Links von ihm stand, leicht geduckt und als ob er gerade zum Sprung ansetzen wollte, ein großer Schäferhund. Unwillkürlich überlief Pitt ein Schauer.
    »Sehr viel Ähnlichkeit besteht ja nicht.«
    Zacynthus nickte. »Heibert hat sich auf keine halben Sachen eingelassen. Seine Narben, seine Muttermale, selbst seine Zahnfüllungen entsprachen genau denen von Tills.«
    »Und wie stand es mit den Fingerabdrücken?«
    »Weder von Heibert noch von von Till waren welche registriert.«
    Pitt setzte sich erstaunt zurück. »Woher will man dann wissen, daß…«
    »Selbst der abgefeimteste und gewiefteste Verbrecher macht einmal einen Fehler. Irgendeine Nebensächlichkeit wird ihm zum Verhängnis. In Heiberts Fall war das von Tills Kopfhaut.«
    »Das müssen Sie schon näher erklären«, meinte Pitt verständnislos.
    »Von Till hatte sich in jungen Jahren eine seltene Krankheit zugezogen,
Alpecia areata.
Diese Krankheit bewirkt einen weitgehenden Haarausfall. Heibert wußte das nicht. Er dachte, von Till hätte sich lediglich gemäß der preußischen Tradition den Schädel kahlgeschoren, und so griff natürlich auch er zum Rasiermesser. In der Gefangenschaft nun begann sein Haar wieder zu sprießen. Lange konnte das nicht unbemerkt bleiben; der erste Schritt zu Heiberts Entlarvung war getan. Später kamen noch andere Indizien hinzu, die schließlich eine einwandfreie Identifizierung ermöglichten.«
    Pitt fühlte sich auf einmal sonderbar erleichtert. »Ist er schon verurteilt worden?«
    »Vor vier Tagen«, erwiderte Zacynthus trocken. »Sie haben nichts davon gelesen, weil die Deutschen die Sache aus politischen Gründen mit großer Diskretion behandelt haben.
    Zudem besaß Admiral Heibert auch nicht einen solchen Bekanntheitsgrad wie etwa Bormann oder andere Figuren aus dem Kreis um Hitler.«
    »Ich möchte bloß wissen, wie viele von ihnen sich noch in der Welt herumtreiben«, murmelte Pitt.
    Die Hitze hatte nachgelassen, und die abendliche Sonne warf bereits lange Schatten, als Pitt wieder auf die Straße trat. Er blieb vor der Tür stehen, in den Anblick des vorbeiströmenden Feierabendverkehrs versunken. Bald würde die City still und menschenleer sein. In der Ferne erhob sich, goldrot vom Licht der untergehenden Sonne überglänzt, das Weiße Haus. Pitt fiel unwillkürlich ein anderer Abend ein: ein einsamer Inselstrand, eine leise rauschende See und ein weißes Schiff draußen vor der Küste. Es kam ihm vor, als wäre seitdem eine Ewigkeit verflossen.
    Giordino und Zacynthus kamen die Treppe herunter und gesellten sich zu ihm.
    »Meine Herren«, meinte Zacynthus gutgelaunt, »ich finde, daß wir uns nach all den Aufregungen ein bißchen Amüsement redlich verdient haben. Was halten Sie also von einer kleinen gemeinsamen Zechtour?«
    »Keine schlechte Idee«, stimmte ihm Giordino zu.
    Pitt zuckte in gespieltem Bedauern die Achseln. »So leid es mir tut, ich muß Ihre liebenswürdige Einladung ausschlagen. Ich bin bereits verabredet.«
    »Es konnte ja nicht anders sein«, murrte Giordino.
    Zacynthus lachte. »Ich glaube, Sie machen einen großen Fehler. Ich besitze nämlich ein kleines, schwarzes Buch, in dem die Telephonnummern einiger der hübschesten Washingtoner…«
    Zacynthus brach mitten im Satz ab und starrte entgeistert auf die Straße.
    Ein Traum von einem Wagen rollte lautlos heran und hielt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher