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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger
Autoren: Clive Cussler
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Name! dachte er. Was er wohl bedeuten sollte? Er konnte noch andere Schriftzeichen auf dem Rumpf erkennen. In kräftigen schwarzen Strichen standen in der Mitte des Rumpfes die Buchstaben N-U-M-A senkrecht untereinander; die Abkürzung für »National Underwater Marine Agency«, wie er wußte.
    Ein riesiger Kran stand auf dem Heck. Der Ausleger hing über dem Wasser, und man war gerade dabei, irgendeine große Kugel aus der Meerestiefe heraufzuholen. Der Sergeant konnte die Männer erkennen, die sich an dem Kran zu schaffen machten, und es bereitete ihm einige Genugtuung, daß auch Zivilisten an Sonntagen arbeiten mußten.
    Plötzlich erklang in der Gegensprechanlage eine roboterhafte Stimme, die ihn aus seinen Betrachtungen riß.
    »Hallo, Radarstation an Tower… bitte melden!«
    Der Sergeant legte den Feldstecher hin und drückte die Sprechtaste. »Hier spricht der Tower. Was ist los?«
    »Ich habe ein Objekt erfaßt. Etwa fünfzehn Kilometer westlich.«
    »Fünfzehn Kilometer westlich?« stieß der Sergeant hervor.
    »Das ist ja direkt über der Insel. Ihr Objekt befindet sich praktisch genau über uns.« Er drehte sich um und sah noch einmal auf die große Wandtafel, um sich zu vergewissern, daß nach dem Zeitplan tatsächlich keine Landung fällig war. »Das nächste Mal sagen Sie mir gefälligst früher Bescheid.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wo es hergekommen ist«, rechtfertigte sich die Stimme im Lautsprecher. »Während der letzten sechs Stunden war in einem Umkreis von hundertfünfzig Kilometern nichts zu sehen.«
    »Dann halten Sie entweder Ihre Augen offen, oder Sie lassen Ihr verdammtes Gerät überprüfen«, bellte der Sergeant. Er ließ die Sprechtaste los und schnappte sich den Feldstecher. Dann stand er auf und suchte den westlichen Horizont ab.
    Da war es – ein winziger schwarzer Punkt, der in einer Höhe von etwa dreißig Metern über den Hügeln hing. Das Flugzeug kam nur langsam näher, mit einer Geschwindigkeit von höchstens hundertvierzig Stundenkilometern. Eine Zeitlang schien es sogar bewegungslos in der Luft stillzustehen, und dann nahm es, fast schlagartig, feste Formen an. Die Tragflächen und der Rumpf waren jetzt durch den Feldstecher deutlich zu erkennen; so deutlich, daß ein Irrtum ausgeschlossen war. Dem Sergeant blieb vor Verblüffung der Mund offenstehen, als das knatternde Motorengeräusch eines alten, einsitzigen, noch richtig mit einem starr montierten Fahrwerk und Speichenrädern ausgestatteten Doppeldeckers die friedliche Stille über der Insel zerriß.
    Von den vorstehenden Zylinderköpfen des Reihenmotors abgesehen, besaß die Maschine eine aerodynamische Form, die sich hinter der offenen Pilotenkanzel tropfenförmig verjüngte.
    Der große hölzerne Propeller peitschte wie die Flügel einer alten Windmühle die Luft und trieb das altertümliche Gefährt gemächlich voran. Die leinwandbespannten Tragflächen knatterten im Fahrtwind und besaßen die an den Seiten ausgebogene Hinterkante, die für die ersten Flugzeuge so charakteristisch war. Von der Fronthaube bis zum hinteren Höhenleitwerk war die ganze Maschine knallgelb angestrichen.
    Der Sergeant setzte den Feldstecher ab, als das Flugzeug jetzt unmittelbar neben dem Tower vorbeidröhnte. Deutlich konnte er das schwarze Eiserne Kreuz ausmachen, das Kennzeichen der Deutschen während der beiden Weltkriege.
    Unter anderen Umständen hätte sich der Sergeant wahrscheinlich zu Boden geworfen, wäre ein Flugzeug in einer Entfernung von höchstens zwei Metern am Tower vorbeigerauscht.
    Doch dieses Gespensterflugzeug, das direkt aus dem dunstigen Himmel im Westen aufgetaucht zu sein schien, machte ihn fassungslos, und er blieb wie versteinert stehen. Die Maschine zog jetzt eine Schleife und kam dann frontal auf den Tower zugeflogen. Der Pilot winkte dem Sergeant übermütig aus seiner Kanzel zu. Er war dem Tower so nahe, daß der Sergeant seine Gesichtszüge unter dem zerschlissenen Lederhelm und der Fliegerbrille erkennen konnte. Die Spukgestalt grinste ihn an und tätschelte die Läufe der beiden Maschinengewehre, die auf der Motorhaube montiert waren.
    Sollte das ein Witz sein? War der Pilot vielleicht irgendein verrückter Grieche, der sich einen Spaß mit ihm machen wollte?
    Wo kam er her? Diese Fragen schwirrten dem Sergeant noch durch den Kopf, als er plötzlich hinter dem Propeller zwei Mündungsfeuer aufblitzen sah. Die Fensterscheiben des Towers zersprangen, und die Scherben klirrten auf den
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