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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger
Autoren: Clive Cussler
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Kopf.
    »Unmöglich, Brady Field. Meine Höchstgeschwindigkeit beträgt noch nicht einmal dreihundertfünfzig Stundenkilometer, und ich habe nur ein paar Gewehre an Bord. Es wäre reiner Irrsinn, Jagd auf einen Düsenbomber zu machen.«
    »Bitte helfen Sie uns«, flehte die Stimme. »Unser Angreifer ist kein Düsenbomber, sondern ein uralter Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg. Bitte helfen Sie uns.«
    Pitt und Giordino sahen sich sprachlos an. Es dauerte eine Weile, bis sich Pitt wieder gefaßt hatte.
    »Okay, Brady Field, wir spielen mit. Aber es wäre gut, wenn Sie die Sicherheitsbefeuerung Ihres Towers in Betrieb setzten. Sie könnten sonst zwei alte Mütterchen für den Rest ihres Lebens unglücklich machen, wenn wir, mein Copilot und ich, mit aller Kraft dagegenkrachen. Ende.« Pitt wandte sich Giordino zu und gab ihm mit unbewegter Miene seine Anweisungen; seine Stimme klang ruhig und zuversichtlich.
    »Geh nach hinten und mach die Ladeluke auf. Dann nimmst du dir einen der Karabiner und betätigst dich als Scharfschütze.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, was ich da gehört habe.«
    Giordino war noch immer wie vor den Kopf geschlagen.
    Pitt schüttelte den Kopf. »Ich kann’s auch noch nicht ganz fassen. Aber wir müssen den Jungs dort unten auf jeden Fall unter die Arme greifen. Also mach zu.«
    »Ich mach ja schon«, murmelte Giordino. »Aber ich versteh’ das Ganze trotzdem nicht.«
    »Es hat keinen Sinn, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, lieber Freund.« Pitt boxte Giordino sanft gegen den Arm und lächelte ihm kurz zu. »Viel Glück.«
    »Das kannst du dir für dich selbst aufsparen. Die Geschichte kann dich genauso gut Kopf und Kragen kosten wie mich«, gab Giordino ernst zurück. Dann erhob er sich von seinem Sitz und machte sich auf den Weg in den Laderaum des Flugbootes. Dort nahm er den 30er Karabiner aus dem Waffenschrank und schob einen fünfzehnschüssigen Ladestreifen in das Magazin.
    Ein warmer Windstoß schlug ihm ins Gesicht, als er die Luke aufstieß. Er überprüfte das Gewehr, setzte sich hin und wartete, in Gedanken bei dem Mann, der das Flugboot steuerte.
    Giordino kannte Pitt schon seit langem. Sie hatten bereits als Jungen miteinander gespielt, waren dann zusammen im selben Leichtathletikteam der High School gewesen und hatten dieselben Mädchen zu Freundinnen gehabt. Er kannte Pitt länger als irgend jemanden sonst.
    Der Major vereinigte sozusagen zwei Persönlichkeiten in sich, von denen die eine kaum etwas mit der anderen zu tun hatte. Da gab es den nüchtern berechnenden Pitt, der nur selten einen Fehler machte und dennoch fröhlich und unkompliziert war und sich leicht mit jedem anfreundete – zwei Eigenschaften, die nur selten in einem Menschen zusammentreffen. Und dann gab es den anderen Pitt, der oft niedergeschlagen war und sich manchmal stundenlang in der Einsamkeit verkroch, der abweisend und eigenbrötlerisch war, als ob er in einer wirklichkeitsfernen Traumwelt lebte. Es mußte einen Schlüssel geben, der die Tür zwischen den beiden Pitts öffnen konnte, doch Giordino hatte ihn bisher nicht gefunden. Er wußte nur, daß sich diese zwei Persönlichkeiten seit einem Jahr häufiger ablösten – seit Pitt auf Hawaii eine Frau verloren hatte, die er tief geliebt hatte.
    Giordino fiel ein, wie sich Pitts Augen plötzlich verändert hatten, als er vorhin den Hilferuf aufgefangen hatte, wie ihr tiefes Grün zu glitzerndem Leben erwacht war. Giordino hatte noch nie solche Augen gesehen – bis auf ein einziges Mal. Als er sich jetzt daran erinnerte und einen Blick auf den fehlenden Finger an seiner rechten Hand warf, überlief ihn ein leiser Schauer. Er zwang sich, mit seinen Gedanken wieder in die Gegenwart zurückzukehren, und entsicherte den Karabiner.
    Seltsam – aber jetzt fühlte er sich geborgen.
    Vorn im Cockpit machte sich Pitt gerade für den Anflug auf Brady Field fertig. Die Konzentration und die Anspannung ließen seine Gesichtszüge noch männlicher als sonst erscheinen.
    Er war kein schöner Mann, und Frauen stieß er eher ab. Sie fühlten sich in seiner Gegenwart normalerweise eingeschüchtert.
    Irgendwie spürten sie, daß er nicht der Mann war, den man mit weiblicher List und Koketterie um den Finger wickeln konnte.
    Er genoß es zwar, wenn er in weiblicher Gesellschaft war, und hatte auch ein Gespür für ihre erotische Ausstrahlung; doch er verabscheute das Versteckspiel, die Schmeicheleien und unaufrichtigen Liebenswürdigkeiten, die nötig
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