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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen
Autoren: Kathy Reichs
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und mir herunterreichen, was ich brauche.«
    »Mach ich.«
    Das Klicken meines Kameraverschlusses. Das Rieseln von Erde, die von der Lukenunterseite in die Tiefe fiel. In der absoluten Stille des Kellers wirkte jedes Geräusch verstärkt. Es war irrational, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass diese Stille nichts Gutes bedeutete.
    Nachdem ich mir Gummihandschuhe übergestreift hatte, steckte ich mein Mag-Lite in den Hosenbund. Dann testete ich die erste Stufe. Stabil genug. Ich drehte das Gesicht zur Treppe, umfasste mit der einen Hand das Geländer und mit der anderen im Hinuntersteigen eine Stufe nach der anderen.
    Die Luft wurde feucht-muffig, der Todesgeruch intensiver. Und meine Nase schnappte auch andere Dinge auf, eher olfaktorische Hinweise als wirkliche Gerüche. Andeutungen von Urin, saurer Milch, zerfallendem Gewebe.
    Nach sechs Stufen drang fast kein Licht mehr von oben herunter.
Ich hielt inne, damit meine Pupillen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Und meine Nerven an die Umgebung. Der Tunnel, durch den ich hinunterstieg, war etwa sechzig Zentimeter im Quadrat, feucht und stinkend.
    Mein Herz hämmerte. Die Kehle wurde mir eng.
    Jetzt ist es raus. Brennan, die legendäre Tunnelratte, hat Klaustrophobie.
    Atmen.
    Das Geländer krampfhaft umklammert, stieg ich die nächsten vier Stufen hinunter und durch den Tunnel in einen größeren Raum. Auf der fünften durchstach ein Splitter das Latex, das meine linke Hand schützte. Ich riss sie instinktiv zurück.
    Noch mehr Selbstbesänftigung.
    Ganz ruhig.
    Atmen.
    Noch zwei Stufen.
    Atmen.
    Mit einem merkwürdigen, leichten Klacken berührte meine Schuhspitze festen Boden. Behutsam tastete ich mit dem Fuß die nächste Umgebung ab. Nichts.
    Ich stieg ganz von der Treppe herunter. Schloss die Augen, ein Reflex, um das aufschäumende Adrenalin ein wenig zurückzudrängen. Sinnlos. Alles um mich herum war pechschwarz.
    Ich ließ das Geländer los, schaltete meine Taschenlampe ein, drehte mich um und ließ den Strahl durch den Raum und zur Decke wandern.
    Ich stand in einem Kubus von etwa zweieinhalb Metern Kantenlänge, dessen Wände und Decke mit roh behauenen Holzbalken verstärkt waren. Der Boden war mit derselben Vinyl-Rollware bedeckt wie oben.
    Das Objekt des Interesses befand sich rechts von mir. Vorsichtig bewegte ich mich dorthin, der Strahl meiner Lampe stach durch die Schatten.
    Kessel, ein großer, ein kleiner. Ein verrosteter Topf. Sperrholz.
Werkzeuge, Statuen. Kerzen. Perlenschnüre und Geweihe an der Wand.
    Gleason hatte es korrekt bezeichnet. Die Kammer beherbergte eine Art rituelle Inszenierung.
    Der große Kessel bildete den Mittelpunkt, die restlichen Utensilien breiteten sich sternförmig um ihn aus. Ich stieg über einen Halbkreis aus Kerzen und richtete meine Lampe aufs Zentrum.
    Der Kessel bestand aus Eisen und war mit Erde gefüllt. In seiner Mitte erhob sich eine makabere Pyramide.
    Ein Tierschädel bildete den Sockel. Nach der Form und dem zu urteilen, was ich von den Zähnen sehen konnte, schien er von einem kleinen Wiederkäuer zu stammen, vielleicht von einer Ziege oder einem Schaf. Überreste vertrockneten Gewebes säumten die Augenhöhlen und andere Öffnungen.
    Auf dem Tierschädel ruhte der menschliche Schädel, der dem Klempner solche Angst eingejagt hatte. Der Knochen war glatt und fleischlos. Das Schädeldach und die Stirn wirkten merkwürdig lumineszierend und wurden verdunkelt von einem unregelmäßigen Fleck. Ein Fleck, der genauso rotbraun war wie getrocknetes Blut.
    Ein kleiner Vogelschädel bildete die Spitze des Aufbaus. Auch an ihm hafteten noch vertrocknete Fragmente von Haut und Muskeln.
    Ich richtete den Strahl auf den Boden.
    Vor dem Kessel lag etwas, das wie ein Stück Eisenbahnschiene aussah. Und darauf lag ein enthauptetes und zum Teil verwestes Huhn.
    Die Quelle des Gestanks.
    Ich bewegte den Lichtstrahl nach links zu dem Topf. Drei halbkugelförmige Objekte nahmen Gestalt an. Ich bückte mich, um sie genauer anzuschauen.
    Ein Schildkrötenpanzer. Zwei halbe Kokosnussschalen.
    Ich richtete mich wieder auf und trat seitlich an dem großen Kessel vorbei zum kleineren. Auch der war mit Erde angefüllt.
Oben drauf lagen drei Eisenbahnnägel, ein Geweih und drei gelbe Perlenschnüre. Ein Messer steckte bis zum Heft in der Erde.
    Eine Kette war um den Rand des Kessels gewickelt. Eine Machete lehnte links daran. Eine Sperrholzplatte rechts.
    Ich ging zu dem Sperrholz und kauerte mich hin. Es war
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