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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila
Autoren: Ulrich Hefne
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wenigen Sekunden sank sein Leib schlaff und regungslos zurück auf das Bett. Sörensen zog das Klebeband aus seiner Tasche und fesselte Terberges Arme und Beine. Dann knebelte er den Arzt. Schließlich sank er neben Terberge auf das Bett.
    Er schloss die Augen und ruhte sich einen Augenblick aus. Alle waren sie bei ihm. Er blickte in ihre lächelnden Gesichter. Die ganze Familie. Das kleine blaue Gesicht grinste lustig.
    Er wartete noch eine halbe Stunde. Draußen dämmerte es. Dann ging er zum Niedergang und öffnete die Luke zum Stauraum. Er holte den Rucksack hervor, den er vor Tagen dort versteckt hatte.
    Es war kurz nach sechs. Er schaltete das Licht ein und ging hinüber zum Schrank. Im Vorübergehen warf er einen Blick auf das Bett. Terberge war noch immer bewusstlos. Der Bauch des Arztes hob und senkte sich gleichmäßig. Sörensen hob die heruntergefallene Bettdecke auf und breitete sie über dem Doktor aus. Als er das Kopfkissen richtete, traute er seinen Augen nicht. Unter dem Kissen lag eine Pistole. Er griff nach dem kalten Stahl. Kalt und schwer fühlte sich die Waffe an. Nachdenklich betrachtete er die Pistole, dann steckte er sie in seinen Hosenbund.
    Aus dem Schrank holte er ein Hemd und eine Hose, dann verschwand er mitsamt dem Rucksack im Baderaum.
    *
    »Hey, da tut sich etwas!« Alex rüttelte Tina an den Schultern.
    Schlaftrunken öffnete sie die Augen. »Was ist … Ich bin noch müde … Lass mich in Ruhe …«
    »Er legt ab«, sagte Alex energisch.
    »Wie spät ist es?«
    »Sieben Uhr.«
    Tina wälzte sich herum und warf einen schläfrigen Blick hinüber zu Terberges Boot. »Verdammt, warum schläft er nicht wie jeder normale Mensch bis zehn«, murmelte sie erbost.
    Schemenhaft erkannte sie die gebückte Gestalt, die sich auf Terberges Boot zu schaffen machte und die Leine vom Poller löste. Sie griff nach dem Fernglas und schaute hindurch. »Der Doc spinnt«, sagte sie und verfolgte die Bewegungen des Mannes auf der weißen Motoryacht. Keine Minute später starteten die Dieselmotoren der Antje. Zielsicher steuerte der Mann das Schiff in die Fahrrinne.
    Alex griff zum Funkgerät. »Dietmar, melde dich«, flüsterte er. Er musste seine Durchsage mehrmals wiederholen, bis Dietmar Petermann endlich antwortete.
    »Er kommt aus dem Hafen und hält genau auf euch zu«, meldete Alex.
    Dietmar bestätigte den Funkruf. Er ankerte mit einem Kollegen von der Wasserschutzpolizei außerhalb des Hafens und hatte an einer Tonne festgemacht. Dietmar beobachtete mit dem Fernglas die Hafenausfahrt, unterdessen machte der Kollege das Boot klar.
    »Aha, da kommt unser Zuckerpüppchen«, sagte Dietmar, als er den schlanken Bootskörper hinter der Kaimauer auftauchen sah. Dietmars Begleiter startete die Maschine. Sie warteten geduldig, bis Terberges Motoryacht in etwa fünfzig Meter Entfernung an ihnen vorüberglitt, dann folgten sie ihr.
    Die Antje fuhr in Richtung Norden. Sie machte langsame Fahrt. Immer weiter entfernte sich die Yacht von der Insel. Terberge befuhr die Fahrrinne nach Helgoland. Er hatte die Geschwindigkeit auf halbe Kraft erhöht. Dietmars Boot folgte mit gleich bleibendem Abstand.
    »Wo will der bloß hin?«, rief der Wasserschutzpolizist Dietmar durch das Dröhnen der Motoren zu. Dietmar zuckte mit den Schultern. Er verstand nicht viel von Navigation, deshalb hatte der Kollege das Ruder übernommen. »Norderney ist das nächste Ziel«, erwiderte er.
    »Dann sollte er in den nächsten Minuten nach Westen abdrehen.«
    Dietmar schaute durch das Fernglas. Er erkannte nur eine gebeugte Gestalt in einem hellen Hemd. Eine weitere Person war nicht zu sehen. Er warf seinem Begleiter einen fragenden Blick zu. Die Antje drehte nicht nach Westen ab, im Gegenteil. Sie hielt ihren Kurs. Immer größer wurde der Abstand. Das Schiff beschleunigte. »Dranbleiben. Versuch dranzubleiben!«, schrie er durch den Lärm.
    Der Polizist zog den Gashebel zurück. »Mehr geht nicht. Der macht ja schon längst über dreißig Knoten.«
    Terberges Motoryacht wurde immer kleiner. Sie schrumpfte zu einem dunklen Fleck in der Ferne. Schließlich verschwand sie hinter der Grenze aus Wasser und See.
    Dietmar Petermann fluchte laut. Als der Kollege das Boot drosseln wollte, schüttelte er energisch den Kopf und wies mit der Hand auf den Punkt, wo Terberges Yacht aus dem Sichtfeld verschwunden war.
    Einige Minuten folgten sie der Yacht mit Vollgas, dann drosselte der Wasserschutzpolizist die Geschwindigkeit. »Es hat keinen Sinn.
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