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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila
Autoren: Ulrich Hefne
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habt ihr genau gesehen?«
    »Ein Licht. Gebt uns ein Zeichen«, antwortete Alex.
    Kurz flammte auf der anderen Seite eine Taschenlampe auf.
    Uhlenbruch schüttelte den Kopf. Langsam dämmerte es ihm.
    »Macht bloß euere verdammten Kippen aus. Die sind meilenweit zu sehen. Da könnt ihr euch gleich Helme mit Blaulicht auf eure hirnlosen Köpfe setzen.« Er erhielt keine Antwort.
    »Zentrale, habt ihr mitgehört?«, fragte er nach einer Weile.
    Trevisan meldete sich. »Bei uns Fehlalarm, definitiv Fehlalarm«, sagte er.
    Trevisan entspannte sich. Er lehnte sich im Stuhl zurück. »Mein Gott, ich dachte schon …«
    Monika schüttelte den Kopf. »Das ist noch viel zu früh. Ich glaube, dass er sich erst auf Norderney dem Boot nähern wird.«
    Sie saßen in einem kleinen Zimmer mitten im Gemeindezentrum von Borkum. Hier hatten sie eine provisorische Einsatzzentrale eingerichtet. In der Ecke saß der Einsatzleiter des Sonderkommandos. Er war auf einem Sessel zusammengesunken und leise Schnarchtöne drangen aus seinem Mund. Trevisan warf ihm einen neidischen Blick zu.
    »Du bist müde«, sagte Monika, als sie Trevisans Blick bemerkte. »Leg dich ein bisschen aufs Ohr. Morgen müssen wir fit sein.«
    »Uns stehen zwei harte Tage bevor«, erwiderte Trevisan. »Wir werden danach schlafen können.«
    Es war vier Uhr, als Trevisan vor Müdigkeit die Augen schloss.
    Monika war ebenfalls eingeschlafen.
    *
    Das leise Plätschern verlor sich ungehört in der Nacht. Er war vorsichtig. Nun war seine Stunde gekommen. Er hatte sie gesehen und ihre Unterhaltung mitgehört. Er wusste genau, wo sie sich versteckt hatten. Die beiden im Schatten des Mastes und auch das Pärchen gegenüber im Boot. Sie fühlten sich sicher. Sie spielten dieses Katz-und-Maus-Spiel nach ihren Regeln, doch er hielt sich einfach nicht daran. Längst hatte er sie zu kleinen armen Mäusen degradiert. Es gab nur eine Katze hier in diesem Hafen. Und diese Katze hatte scharfe Krallen.
    Er wusste, dass Terberge an Bord des Bootes war und er wusste, dass kein Polizist ihn an Bord erwartete. Er hatte die Yacht keine Sekunde aus den Augen gelassen. Vorsichtig schnallte er den Tauchgürtel und die Flaschen ab und ließ sie achtlos auf den Grund des Hafens gleiten. Er brauchte diesen unnötigen Ballast nicht mehr, er war am Ziel. Schon bei seiner Inspektion von Terberges Boot vor wenigen Tagen hatte er sich über die tiefer gelegene Badeplattform am Heck des Schiffes gefreut. Sie erleichterte sein Vorhaben ungemein. Er streifte die Taucherflossen ab und sammelte seine Kräfte. Vorsichtig glitt er aus dem kalten Wasser. An den seitlich eingelassenen Sprossen zog er sich hoch. Er verursachte keinen Lärm. Geduldig wartete er, bis das Wasser von seinem Taucheranzug abgeperlt war. Erst dann schlich er den engen Durchstieg entlang aufs Deck. Trotz der spärlichen Beleuchtung wusste er genau, wohin er sich wenden musste.
    Vorbei am Steuerstand robbte er vorsichtig auf die Kajütentür zu. Er prüfte den Griff. Natürlich war sie verriegelt, damit hatte er gerechnet. Er öffnete die wasserdichte Tauchertasche, die er um seine Hüften geschlungen hatte, und zog einen Schlüssel hervor. Vorsichtig führte er ihn in das kleine Schloss ein. Er passte. Lautlos schob er die Kajütentür auf. Geduckt ging er den Niedergang hinunter. In der Kajüte war es finster. Er hatte an alles gedacht. Dies hier war der Höhepunkt. Dieses Opfer war für ihn. Nur für ihn ganz allein. Er griff erneut in seine Tasche und kramte eine Taschenlampe hervor. Niemand außerhalb des Bootes würde den schwachen Schein der Lampe wahrnehmen. Die schweren Stoffvorhänge waren geschlossen. Er kroch auf das Bett im hinteren Bereich der Kabine zu. Er bewegte sich geschmeidig wie eine Katze.
    Er vernahm Terberges Atemzüge. Sie waren ruhig und gleichmäßig. Der Silberfuchs schlummerte friedlich in seiner Koje. Bevor er an das Bett herantrat, zog er einen Wattebausch und ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche hervor. Die Lampe legte er zur Seite. Er brauchte jetzt kein Licht. Er hatte jeden Handgriff bei Dunkelheit einstudiert. Er schätzte die Dosis ab. Dann stellte er das Fläschchen auf den Boden. Er nahm die Lampe auf und leuchtete Terberge ins Gesicht. Der Silberfuchs lag auf dem Rücken. Die Augen waren geschlossen. Blitzschnell warf er sich auf den Schlafenden. Mit unbändiger Kraft presste er den Wattebausch auf den Mund des Doktors. Terberges Körper verkrampfte. Er versuchte sich zu wehren, doch nach
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