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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila
Autoren: Ulrich Hefne
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noch nie gebrauchen müssen. Er trug sie nur, weil jeder Polizist eine Waffe brauchte und weil es in der Vorschrift stand. Doch dieses Mal hatte er das Gefühl, dass er sie benötigen würde.
    »Er würde bis zum Äußersten gehen. Er hat nichts zu verlieren«. Waren das nicht Margot Martinsons Worte gewesen?
    Trevisan verharrte. Das Plätschern und Gurgeln von Wasser drang zu ihm herüber. Vorsichtig schlich er weiter. Plötzlich fühlte er, dass er nicht mehr alleine war. Eine weitere Düne versperrte ihm den Blick. Er legte sich flach auf den Boden. Langsam kroch er voran, dem Dünenkamm entgegen. Vorsichtig spähte er über den Sand. Da sah er ihn.
    Sörensen kniete im Sand und blickte in den Himmel. Neben ihm im Sand lag ein regungsloses dunkles Bündel.
    »Ich bin zu spät gekommen«, fuhr es Trevisan durch den Kopf. Langsam hob er die Pistole. Er kniff ein Auge zu und zielte. Sörensens Körper erschien über Kimme und Korn. Noch hatte er Trevisan nicht bemerkt. Tief atmete Trevisan ein und riss sich zusammen. Wie sollte er vorgehen, was sollte er sagen?
    Plötzlich richtete sich Sörensen auf und blickte sich suchend um. Trevisan erschrak. Kaum zwanzig Meter trennten ihn vom Wangerland-Mörder. Trevisan duckte sich und lauschte in die Nacht. Ein leises Wimmern und Stöhnen war zu hören. Terberge war also noch am Leben. Trevisan wusste, dass er schnell handeln musste.
    Als er den Blick wieder erhob, war Sörensen verschwunden. Nur noch Terberge lag unterhalb der Düne am Strandwall. Trevisans Augen suchten verzweifelt die Umgebung ab. Doch Sörensen war wie vom Erdboden verschluckt.
    »Ich wusste, dass du kommst«, sagte plötzlich eine kalte Stimme hinter Trevisans Rücken. Sie klang, als käme sie aus einem Grab. Trevisan wirbelte herum. Sörensen stand direkt hinter ihm. Lautlos wie ein Geist hatte er sich angeschlichen. In seiner Hand schimmerte matt eine Pistole im Mondlicht.
    »Ich spürte von Anfang an, dass du auf der Insel bist. Aber du hast keine Macht über mich. Deine Verbündeten sind schwach.«
    »Sörensen … du hast keine Chance … Es ist vorbei«, stammelte Trevisan. »Gib auf. Überall sind Kollegen von mir. Es gibt kein Entkommen.«
    Ein lautes, gespenstisches Lachen kam über Sörensens Lippen. Trevisan richtete sich langsam auf. Noch immer hielt er seine Waffe in der rechten Hand.
    »Dorthin, wo ich von hier aus gehe, wird mir niemand von euch folgen«, sagte Sörensen kalt. »Nur du wirst mich begleiten.« Er hob die Waffe und zielte auf Trevisans Kopf.
    »Was … was wird dein Vater diesmal dazu sagen?«
    Sörensen zögerte. »Mein Vater ist frei. Ich habe ihn befreit. So wie ich auch meine Mutter und meine Geschwister befreit habe … und bald werde auch ich frei sein«, antwortete er.
    »Du wirst nie wirklich frei sein«, schrie ihm Trevisan ins Gesicht. »Terberge wird überleben. So wie auch ich überleben werde!«
    Durch Sörensens Körper ging ein Ruck. Fast so, als habe ihm jemand ins Gesicht geschlagen. »I … ich … w … ww … werde frei … frei sein. D … du … wirst e … es ni … nicht verhindern«, stotterte er. Sein Körper zitterte vor Wut.
    Es war nur ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, doch Trevisan nutzte ihn und ließ sich einfach fallen. Er rollte die Düne hinab. Feiner Sand drang in seinen Mund und in seine Nase. Als er unten angekommen war, fuhr er herum und riss seine Waffe in die Höhe.
    Sörensen stand auf dem Dünenkamm. Ein Schuss peitschte durch die Nacht. Trevisan blickte in einen hellen Lichtblitz. Direkt neben ihm stob eine Sandfontäne auf. Instinktiv krümmte Trevisan den Zeigefinger. Dreimal feuerte er auf die schemenhafte Gestalt.
    Als der Pulverdampf sich verzogen hatte, war der Mann verschwunden. Trevisan richtete sich auf. Keinen Meter entfernt lag Sörensen auf dem Rücken. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen. Trevisan ging wachsam auf ihn zu.
    »Es ist … es … ist … zu früh … viel zu früh …«, ächzte Sven Sörensen, ehe sich sein Körper noch einmal aufbäumte. Dann sackte er leblos zusammen. Trevisan beugte sich über ihn. In den gebrochenen Augen spiegelte sich die bleiche Sichel des Mondes.
     
     
    E PILOG
    Nachdenklich stand Trevisan vor dem Altar. Dann blätterte er die nächste Seite um. Bedächtig las er in den Zeilen von Sven Sörensens Tagebuch. Sörensen hatte alles aufgeschrieben. Seine Geschichte, seine Gedanken, seine Träume.
    Nach einer Weile schloss Trevisan das Buch und legte es auf den
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