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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet
Autoren: Jean G. Goodhind
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Alter.«
    Honey war sich ziemlich sicher, dass Seans zweite Frau – jetzt seine Witwe – auch mindestens sechzig war. Die Hochzeitsreise war ein All-Inclusive-Urlaub auf irgendeiner Mittelmeerinsel gewesen, wo der alte Sean den Löffel abgegeben hatte.
    Honey war nicht zur Hochzeit gegangen. Ihre Mutter dagegen schon.
    »Er ist immer noch super im Bett«, hatte sie Honey informiert. »Arlene wird ihm guttun. Die mag einen Mann, der auf dem Gebiet was zu bieten hat.«
    Honey lag auf der Zunge, dass es sein Tod gewesen war, ihr im Bett was geboten zu haben. An Dohertys Nasenspitze konnte sie ablesen, dass ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen.
    »Wann ist also die Beerdigung?«, fragte Honey und schaute Doherty vorsichtshalber nicht an. Sonst wäre jeglicher Respekt vor dem Verstorbenen dahin, und sie würden laut loslachen.
    Ihre Mutter wühlte schon in der Handtasche herum, um das Taxigeld für die Fahrt zu ihrem nächsten Bestimmungsort herauszukramen – Mittagessen mit Freundinnen. Sie aß oft mit Freundinnen zu Mittag. Wenn sie nicht gerade im Second Hand Rose aushalf, dem Second-Hand-Laden für Designerkleidung, den sie mit einer Reihe älterer Freundinnen führte.
    »Die Beerdigung ist am Dienstag. Deswegen bin ich ja zu dir gekommen. Es muss mich jemand hinfahren, also musst du mit. Es soll dir nicht leidtun. Hinterher gibt es ein tolles Büffet im Poacher, dem Gasthaus mitten im Dorf. Es ist ein bisschen wie das George in Norton St. Philip, allerdings nicht ganz so alt.«
    Honey stöhnte innerlich auf. Sie wollte ja gern die brave Tochter sein, aber Beerdigungen waren nun einmal nicht ihre Lieblingsveranstaltungen.
    »Ich bin mir nicht so sicher, Mutter ...«
    Sie war schon im Poacher gewesen, und es hatte ihr dort gefallen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter konnte sie jedoch keinen Geschmack am geselligen Aspekt einer Beerdigung finden. Ihrer Meinung nach sollte ein Begräbnis traurig sein und einem Zeit zum Nachdenken geben. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ihre Mutter und deren Freundinnen das anders handhabten. Für die waren Beerdigungen Teil ihres geselligen Treibens geworden. Wie bei Hochzeiten musste man darüber nachdenken, was man anziehen wollte, wie extravagant die Blumen und Kondolenzkarten sein durften und wie viel man dafür ausgeben wollte. Das ließ nämlich auf den sozialen Status schließen. Außerdem waren Beerdigungen wunderbare Anlässe, noch einmal die alten Geschichten aufzuwärmen, von Liebhabern, die man ausprobiert, verloren und denen man manchmal nachgetrauert hatte, und von möglichen zukünftigen Eroberungen. Honeys Mutter und ihre Freundinnen wurden älter, aber der alte Spruch stimmte offenbar, dass sehr wohl noch ein Feuer im Kamin lodern kann, auch wenn schon Schnee auf dem Dach liegt.
    »Die Mädels kommen alle«, verkündete Gloria Cross, als wäre es schon Belohnung genug für Honey, mit einem Haufen alter Damen zu Mittag zu essen. Die Mädels, auf die Honeys Mutter angespielt hatte, bezogen alle schon Rente. Ihre Gesellschaft war angenehm, wenn auch nicht für Honey. Die hoffte, dass der Geschirrspüler wieder Zicken machen würde. Dann müsste sie zu Hause bleiben. Geschirr von Hand spülen, das hatte auch seine Vorteile.
    »Ich würde ja auch sehr gern mitkommen, aber ich habe so viele andere Dinge ...«
    »Wir wollen Sean mit ein, zwei Gläschen Sherry und mit ein paar Flaschen Chardonnay geziemend verabschieden, deswegen bitte ich dich ja, mich hinzufahren. Mary Jane hat mir angeboten, mich mitzunehmen, aber ich finde, es wäre nicht richtig, in einem rosa Auto da anzukommen. Es sei denn, sie sich kann dein Auto leihen? Das wäre nicht so schlimm.«
    »Nein! Du hast recht. Man sollte nicht mit einem rosa Auto zu einer Beerdigung fahren. Zu einer Hochzeit, das ja, aber nicht zu einer Beerdigung. Ich fahr dich.«
    Der bloße Gedanke daran, dass Mary Jane am Steuer eines Autos mit Rechtslenkung saß – ihres Autos mit Rechtslenkung –, war ein Unding. Mary Jane hatte ihr rosa Cadillac-Coupé mit Linkssteuerung eigens aus Kalifornien überführen lassen und benutzte es mindestens einmal in der Woche. Sie stellte es in einer Garage ein, die sie vom Fischlieferanten des Hotels angemietet hatte.
    »Manchmal riecht es ein bisschen nach Fischmarkt, aber das ist mir immer noch lieber, als dass irgendwelche Halbstarken es klauen, damit Spritztouren machen und es zu Schrott fahren«, hatte Mary Anne verkündet.
    Mary Jane hatte überhaupt keine Bedenken dagegen, mit
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