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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet
Autoren: Jean G. Goodhind
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hätte dich nicht in Betracht gezogen, weil du ungepflegt bist.«
    Honey fehlten die Worte.
    Ihre Mutter hatte Steve Doherty nur mit einem knappen Nicken begrüßt, als er hereinkam. Nun verabschiedete sie sich ebenso beiläufig, als sie ging.
    Doherty schloss die Tür hinter ihr, legte den Kopf in den Nacken und stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Sie mag mich nicht. Sie wird mich nie mögen.«
    Honey stand von der Schreibtischkante auf und zog ihm den Schlips zurecht, sein wichtigstes Zugeständnis an die Eleganz der Veranstaltung, die ihm bevorstand. Honey konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal mit einer Krawatte gesehen hatte.
    Sie legte ihm die Hand in den Nacken und gab ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. »Ist mir egal. Danke, dass du so friedfertig warst.«
    Er schaute sie skeptisch an. »Das ist aber ein großes Wort für den frühen Morgen. Außerdem hätte ich es niemals gewagt, ihr zu widersprechen. Deine Mutter war ja voll im Schwung. Merkwürdig, dass Beerdigungen manche Leute so beflügeln.« Er hielt inne. »Kenne ich den Kerl, der vor mir ein Auge auf dich geworfen hatte?«
    »Der war uralt«, blaffte Honey.
    »Ich weiß doch, dass einige junge Damen sich gern von älteren Herren aushalten lassen.«
    »Diese junge Dame hier nicht«, erklärte sie ihm. »Und eines kann ich dir verraten. Sobald ich gehört habe, er hätte ein Auge auf mich geworfen, habe ich meine Turnschuhe angezogen und bin so schnell weggerannt, wie ich nur konnte. Dem bin ich weiträumig aus dem Weg gegangen. Die Italiener hätten von Sean O’Brian noch das eine oder andere darüber lernen können, wie man eine Frau in den Hintern kneift.«
    Er lächelte. »Klingt gut – natürlich nur, wenn beide damit einverstanden sind. Na ja, wenigstens gibt es nach der Beerdigung eine Party. Das ist doch vielleicht nicht so schlecht. So ein Leichenschmaus entwickelt sich ja oft zu einem tollen Fest.«
    »Ja, vielleicht, aber nicht, wenn man als Fahrerin mitgenommen wurde. Mutter und ihre Freundinnen trinken bei Beerdigungen gern mal ein, zwei Gläschen Sherry.«
    »Ich habe gehört, dass die Leute auf der Friedwiese in Pappsärgen beerdigt werden. Die bezeichnen das in der Werbung als umweltfreundlich, aber es sind doch einfach nur Pappschachteln.«
    Er schwafelte munter drauflos, erzählte irgendwas, nur um den schrecklichen Augenblick noch ein wenig hinauszuschieben.
    »Halt«, sagte Honey und legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. »Keine Verzögerungstaktik! Du musst jetzt da rein.«
    Er stöhnte und drehte die Augen himmelwärts.
    Sie tippte ihm aufs Kinn.
    »Hat keinen Zweck, dahinzuschauen. Aus der Nummer kommst du jetzt nicht mehr raus«, sagte sie. »Der Vereinder Agatha-Christie-Freunde wartet auf deine Perlen der Weisheit.«
    Die Konferenz, die im Green River Hotel stattfand, war für Honey eine Premiere. Immer ihren Vorteil im Auge, hatte sie beim Vorgespräch einfließen lassen, dass sie einen Polizisten kannte, der einen Vortrag halten könnte.
    Honey hatte die Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt – mit ein wenig Überredung, etwa ein, zwei Stunden, als Dohertys Widerstand am geringsten war, im Bett, bei ihm zu Hause, um drei Uhr morgens.
    »Soll ich mitkommen und dir die Hand halten?«, erkundigte sie sich.
    Er blies die Backen auf und atmete dann geräuschvoll aus. »Nicht nötig. Das kommt später.« Er rang sich ein schwaches Lächeln ab. »Dann führ mich mal in die Höhle des Löwen.«
    »Das macht dir Spaß, du wirst sehen.«
    Er grinste und versuchte den Eindruck zu vermitteln, dass er nur Witze machte, dass er überhaupt nicht nervös war. »Was man nicht alles aus Liebe tut.«
    Honey ließ sich davon und von seiner gespielten Lässigkeit nicht täuschen. Detective Inspector Doherty war aufgeregt, und das alles nur ihretwegen.
    Er würde gleich vor Publikum einen Vortrag über seine Arbeit halten. Und nicht vor irgendeinem Publikum. Die fünfzig Leute, die im Konferenzraum auf ihn warteten, waren Mitglieder des Vereins der Agatha-Christie-Freunde, Sektion North Somerset und Wiltshire.
    Das Gesicht des hartgesottenen Polizisten, der weitere Beförderungen verweigert hatte, weil er lieber an der Basis echte Polizeiarbeit leistete, war kreidebleich.
    Honey drückte ihm aufmunternd die Hand. Ihre andere Hand lag auf dem Türgriff.
    »Tief einatmen.«
    »Tu ich.«
    »Bist du so weit?«
    »Moment. Ich muss noch was Wichtiges machen.«
    »Was denn?«
    »Etwas, das mir im Kopf bleibt, das meinen
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