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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet
Autoren: Jean G. Goodhind
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räusperte sich und erinnerte sich daran, dass sie ja hergekommen war, um sich Dorfklatsch anzuhören. Und wenn jemand einen solchen Spitznamen hatte, dann machte einen das doch nachdenklich, oder?
    »Der mochte immer schon die jungen Frauen«, wiederholte Sam, den Pfeifenstiel fest zwischen die Zähne geklemmt.
    »Mochte er Cathy Morden?«
    Sam schaute sie listig an und lachte glucksend. »Die war wirklich ein ziemlicher Feger. Die hat ihn um den kleinen Finger gewickelt, das Mädchen. Und der ist voll drauf reingefallen. Blöder Depp. Als hätte die sich für Typen wie ihn interessiert.«
    Honey dachte an Cathys Mutter. Agnes war völlig außer sich, wartete auf die Bestätigung, dass der Leichnam aus der Sickergrube der ihrer Tochter war, und betete, dass es nicht stimmte. Aber sie versuchte, sich aufs Schlimmste einzustellen.
    »Hat sie sich auch mal mit einem der Jungs aus dem Dorf getroffen?«
    Er schaute sie mit einem schiefen Lächeln an, die Pfeife schräg in die Höhe gestellt, wie bei Popeye dem Seemann. Er schüttelte den Kopf. »Die doch nicht. Die hat sich mit ihren Kerlen in dem alten Grabmal getroffen ...«
    »Dem Mausoleum?«
    »Genau. Das ist ein toller Ort für ein Rendezvous. Hab ich selbst in der guten alten Zeit genutzt. Die Tür ging nie ganz richtig zu, aber es war warm genug, wenn man sie ordentlich zugerammelt hat.«
    Er blinzelte ihr zu. Was er gesagt hatte, stimmte nicht ganz mit dem überein, was die Kellnerin berichtet hatte. Aber der Klatsch schien hier wirklich zu blühen. Cathy Morden konnte da gewesen sein, mit irgendjemandem oder allein oder mit allen.
    Honey schaute auf ihre Armbanduhr. Der alte Sam würde ihr jetzt sicher deftige Geschichten aus seiner Jugendzeit auftischen. Es würde vielleicht Spaß machen, die einmal anzuhören, aber jetzt besser nicht. Sie wollte lieber etwas mehr über das heutige Leben im Dorf erfahren.
    »Die gegenwärtige Mrs. Pierce, ist das eine Frau von hier?«
    »Keine Spur.« Der alte Sam war offenbar entsetzt beim bloßen Gedanken, dass ein Mädchen aus dem Dorf so einen wie Peter Pierce heiraten könnte. »Er hat sie genauso gefunden wie seine erste: über eine von diesen Partnerschaftsbörsen. Das ist gegen die Natur, wenn Sie mich fragen. Ich meine, man schaut sich einen Katalog an, wenn man eine neue Waschmaschine kaufen will, aber doch nicht, wenn man eine Frau sucht. Das ist einfach nicht recht.«
    Honey verstand ihn gut. Sie hatte auch einmal versucht, auf diese Weise einen Mann kennenzulernen. Man hatte ihr drei Männer vorgeschlagen. Der erste hatte sich als »gepflegter Geschäftsmann« bezeichnet. Er war knapp einsfünfzig groß gewesen und verkaufte Bürsten bei irgend so einem Franchise-Unternehmen. Der zweite hatte sich als abenteuerlustigen und lebensfrohen Outdoor-Sportsmann beschrieben. Der Wohnwagen, in dem er lebte, stand an der Ecke eines Feldes auf halber Höhe eines walisischen Berghangs, und die nächsten Nachbarn wohnten zwei Meilen entfernt in einem Bauernhaus. Kandidat Nummer drei hatte zunächst einen recht guten Eindruck gemacht, bis eines seiner Kinder ihn auf dem Handy anrief und verkündete, Mutti wolle wissen, wann er nach Hause komme.
    Sie schob ihre eigenen Erfahrungen in den Hintergrund und konzentrierte sich auf den aktuellen Fall.
    »Also hat er sich scheiden lassen und eine andere geheiratet.«
    Sam schaute nachdenklich drein. »Nehme ich mal an. Allerdings ist zwischen den beiden nicht sehr viel Zeit gewesen. So eine Scheidung, das passiert doch nicht von einem Tag auf den anderen, oder?«
    Da musste ihm Honey zustimmen.
    »Was ist dann aus seiner ersten Frau geworden?«
    »Die ist nach Australien gegangen, habe ich mir sagen lassen.«
    Sam hatte immer noch die Pfeife zwischen den Zähnen und schaffte es, seinen Cider zu trinken, ohne sie aus dem Mund zu nehmen. Das war, fand Honey, eine stolze Leistung. Es sah zudem ziemlich komisch aus.
    »Patricia hieß sie«, ergänzte er, nachdem er sich den Mund mit dem Handrücken abgewischt hatte. »Ist mit einem Kerl weggegangen, der ihr Golflehrer war. Ich wusste nicht mal, dass sie sich für Golf interessiert hat. Merkwürdig ist, dass die Jungs nie wieder was von ihr gehört haben. Hab Ihnen ja schon gesagt, dass Peter zwei Jungs hat. Er erzählt allen, die ihn fragen, dass er und seine Frau dachten, es wäre das Beste, wenn sie sich ein neues Leben aufbaut und sich nicht einmischt, wie er die Jungs erzieht. Ein glatter Schnitt, das ist das Beste, hat er immer
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