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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen
Autoren: Svende Merian
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auf Judo-Rolle vorwärts, Judo-Rolle rückwärts getrimmt wirst. Du lernst wirklich in erster Linie, dich als Frau zu wehren.
    In einer Diskussion geht es um die Ignoranz der Leute in der Öffentlichkeit, wenn eine Frau angemacht wird. Eine Frau meint, daß es auch an der Angst der Leute liegt, zurückgewiesen zu werden mit ihrer Unterstützung: «Mischen Sie sich da nicht ein. Es ist Privatsache, wenn mein Freund mich verprügelt.» — Ja natürlich. Sie hat recht. Andere Leute haben Angst vor dieser Reaktion. Deshalb sitzen sie still daneben, wenn in der S-Bahn eine Frau verprügelt wird. — «Als ich dann laut gesagt habe: Warum hilft mir denn hier keine Frau? Da haben auch welche eingegriffen. Weil sie die Sicherheit hatten, daß sie nicht zurückgewiesen werden.» — Mir leuchtet das ein, was sie sagt. Das nächste Mal werde ich es auch so machen. Als ich vom Wen-Do-Wochenende nach Hause komme, fühle ich mich stark. Ich habe viele neue Sachen gelernt. Der Typ da vorne... wie der da rumlungert, an dem komm ich bestimmt nicht ungeschoren vorbei... Das sieht frau schon von weitem, daß das mal wieder einer ist, der sein männliches Selbstbewußtsein darüber aufbauen muß, daß er Frauen nachpfeift, nachschnalzt, «hallo, Süße» flüstert und sich freut, wenn die Frauen sich genervt und verunsichert auf die andere Straßenseite drücken. Es geht den Typen in erster Linie darum, Frauen zu verunsichern. Das weiß ich spätestens, seit ich das Buch gelesen habe. Den Gefallen werde ich ihm nicht tun. Wenn ich ihm zeige, daß ich nicht verunsichert bin, daß ich mich nicht genervt und still an ihm vorbeischleiche, dann kann er kein Erfolgserlebnis verbuchen. Mal sehen... aha... schnalzen liegt also an... nicht sehr einfallsreich. «Findest du das witzig, hier rumzulungern und zu schnalzen?»
    Er reagiert nicht.
    Ich bleibe stehen. «Findest du das witzig?»
    Er guckt irritiert in die andere Richtung. Damit hat er nicht gerechnet. «Schieß in den Wind», sagt er, nachdem er sich wieder gefangen hat.
    «Findest du das witzig?» frage ich wieder. «Ich find das nicht witzig. Ich finde das ziemlich primitiv.»
    Er ist sichtlich genervt.
    Wiederholt monoton sein «Schieß in den Wind.» Nicht sehr einfallsreich.
    «Schieß du doch in den Wind», sage ich noch und gehe gemessenen Schrittes weiter. Jetzt sieht er mich von hinten. Auf meinem Rücken prangt ein riesiges Frauenzeichen. Wie gut, daß ich heute ausgerechnet diesen Pullover anhabe. Dann weiß er gleich, aus welcher Richtung der lila Wind weht. Ich habe den männlichen Territorialanspruch auf die Öffentlichkeit angegriffen. Ich habe mich nicht mit meinem Transitvisum zufriedengegeben. Ich fühle mich wohl!

    Ich befinde mich auf den letzten Metern meines Buches. Bin dabei, das Manuskript druckreif zu bearbeiten. Muß alles noch ein paarmal durchlesen. Ich kann nur jeder Frau empfehlen, ab und zu mal Tagebuch zu schreiben. Es tut gut, immer wieder die Sachen lesen können, die Arne sich geleistet hat, als er noch mit mir zusammen war. Oder auch Sabine gegenüber. Immer wieder vor Augen zu haben, wie er sich einer Frau gegenüber verhält, zu der er eine «Beziehung» hat. — Und ich konnte auch zum erstenmal ganz cool die schönen Sachen lesen, die ich mit ihm erlebt habe. Ich beneide die Frau nicht mehr, die als nächste eine «Beziehung» zu ihm haben wird. Ich beneide sie weiß Gott nicht... — und ich hoffe, daß sie mein Buch liest — und sich mal von mir zum Tee einladen läßt...

Nachwort an Männer

    Arne ist ein ganz normaler Mann. Ein Mann wie du. Er hat nur das Pech gehabt, daß eine Frau ein Buch über ihn geschrieben hat.

    Du hast Glück gehabt. Dieses Buch hätte genausogut über dich geschrieben werden können.

    Arne ist ein ganz normaler Mann. Ein Mann wie du. Und er ist eigentlich ein wirklich netter Kerl.

Nachwort an Frauen

    Ich will mich nicht als besonders emanzipiert profilieren. Ich will andere Frauen, die sich noch nicht so intensiv mit ihrer Unterdrückung auseinandergesetzt haben, nicht als unemanzipiert abstempeln. Ich wollte keine Frauen anmachen in meinem Buch.

    Ich habe es wohl manchmal doch getan, weil ich oft sehr traurig und verzweifelt bin, wie selbstverständlich Frauen den ganzen Alltags-Chauvinismus hinnehmen und dabei verdrängen, daß sie gegen ihre eigenen Interessen handeln. Oder mir sogar in den Rücken fallen. Alles überspitzt finden, was ich fordere. — Ich bin nicht wütend auf
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