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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen
Autoren: Svende Merian
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auch selten jemannden kennenlerne, mit dem ich wirklich Lust habe. Und wenn dieser seltene Fall schon mal eintritt, dann kommen meine ganzen unemanzipierten Verhaltensängste. Ich kann keine Männer anmachen! — Die Schwierigkeiten hätte er nicht, kriege ich von Arne zum wiederholtenmal zu hören. «Wenn ich mich mit ’ner Frau gut unterhalten hab und sich da ’n Draht entwickelt hat, dann frag ich einfach, ob sie nicht mal Lust hat mitzukommen.»
    Auf meine Frage, wie das denn nun bei ihm aussieht, sagt er, daß da auch gar nichts gelaufen ist bei ihm in letzter Zeit. Nur mit zwei Frauen aus seiner BI. Und da war es vorher auch klar, daß es nur für eine Nacht ist. Bei ihm ist also nichts gelaufen. Außer mit zwei Frauen aus seiner BI. Und die eine hätte ihn angesprochen. So einfach läuft das also woanders. Wenn man sich mal gut unterhalten hat, fragt man: Hast du nicht mal Lust mitzukommen? Und das ist dann auch klar, daß es für eine Nacht ist. So einfach läuft das bei anderen. Nur ich habe also diese Schwierigkeiten.
    «Ach, glaub das doch nicht», sagt Uschi zu mir. «Die Frauen, die öfter so was für eine Nacht machen, sind meistens auch ganz doll auf der Suche. Auch wenn’s unbewußt ist.»
    «Aber ich denk immer, die fühlen sich insgesamt wohler als ich.»
    Aber Uschi hat recht. Die leiden vielleicht nicht grade unter dem Konflikt, daß sie keine Männer anmachen können. Aber daß die sich deshalb zufriedener fühlen als ich, ist noch lange nicht gesagt. Ich habe früher auch den Typen mit einem strahlenden Lachen gesagt: «Aber natürlich. Ich will auch nur für eine Nacht!» Ich habe es auch selbst geglaubt, was ich da gesagt habe. Aber entweder habe ich mich dann wirklich wohl gefühlt mit dem Typen und mich dann aber auch verknallt. Oder mir war auch hinterher klar, daß es wirklich nur für eine Nacht war. Das waren dann aber auch die Nächte, wo’s so toll gar nicht war. Es kann ganz angenehm sein, okay. Aber dieser Rausch... dieser gemeinsame Rausch... der ist eigentlich nur da, wenn man sich ineinander verknallt hat, der fehlt. Alles andere kann vielleicht ganz angenehm sein, aber es ist doch irgendwie nur halber Kram. — Aber die anderen machen es doch auch. Irgendwas muß da doch dran sein, an diesem «halben Kram». Ein paar Tage bin ich wieder total verunsichert. Rede mit anderen Leuten darüber. Aber alle die, von denen ich weiß, daß sie mit ihren Gefühlen wirklich offen umgehen, nicht solche Verdrängungskünstler sind, die sexuelle Revolution auch schon hinter sich haben... alle die Leute sagen mir dasselbe: daß sie skeptisch sind, wenn andere mit einem zu glatten Lächeln erzählen, daß sie öfter mal für eine Nacht und so...
    Mir wird klar, wie ich Arne hochstilisiert habe: Der Mann, der eine ganz andere Sexualität hat als andere Männer! Einen Scheißdreck hat er. Er geht genauso auf Aufreiße wie andere Typen. Er ist sehr viel zärtlicher als andere Männer. Ja, das ist er wirklich. Aber ansonsten ist er ein Mann wie jeder andere. Ein Mann. Und kein Märchenprinz. Und er ist sich dessen bewußt, daß er mit seiner Zärtlichkeit die Frauen auch reihenweise ins Bett kriegt.
    Und dann kommt mir auch alles wieder hoch, was ich die ganze Zeit verdrängt habe. Daß Arne auch mit mir geschlafen hat, als er nicht mehr in mich verliebt war. Zu einem Zeitpunkt, wo er auch gar nicht mehr bereit war, sich inhaltlich mit mir zu beschäftigen. Ich habe den Morgen mit ihm geschlafen, weil ich die Illusion hatte, ihm dadurch wieder näherzukommen . Ich habe die ganze Zeit versucht, auch mit Worten zu ihm vorzudringen. Ich habe um unsere Beziehung gekämpft und in diesem Rahmen mit ihm geschlafen. Weil ich ihm nahe sein wollte. Arne ist überhaupt nicht mehr auf mich eingegangen zu diesem Zeitpunkt. Aber mit mir geschlafen hat er trotzdem. Ich habe das zwar gespürt, als ich mit ihm geschlafen habe, aber ich habe es wieder verdrängt. Oder die Story, die Sabine mir erzählt hat: Nachdem er mit ihr geschlafen hat, dreht er sich auf die Seite und will einschlafen. Sie möchte aber in seinem Arm einschlafen. Fühlt sich benutzt, als er sich umdreht und einknackt. Er empfindet das als Störung seiner Nachtruhe, daß sie ihn umarmen möchte. Als Sabine mir das damals gesagt hat, habe ich verwirrt den Kopf geschüttelt und gemeint: «Du redest doch nicht von Arne! Das kann ich mir von dem nicht vorstellen.» — Doch. Sie hat von Arne geredet. Arne ist ein ganz normaler Mann. Ein Mann, der
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