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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns
Autoren: Eugen Freund
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sich und für Andrej und Slavko je ein Einzelzimmer bestellen wollen, sich dann aber doch für die bequemere Doppelzimmer-Variante entschieden – diese zwei Nächte würden sie ihren Auftraggebern gegenüber schon argumentieren können, wenn sie eine derartige Lappalie überhaupt interessierte. Zoran war es wichtig, dass seine beiden Gefährten einen guten Eindruck von ihm bekamen. Schließlich hatten sie, nachdem sie unterwegs erfuhren, welchen Auftrag sie zu erfüllen hatten, nicht aufgehört miteinander zu sprechen und immer wieder Fragen gestellt. Sie waren aufgeregt, das konnte Zoran, der sich eigentlich auf die Fahrt konzentrieren wollte, deutlich spüren. Doch seine bedachtsame Art und auch weil es ihm gelang, ihre gröbsten Bedenken zu zerstreuen, die sich vor allem auf die Tatsache bezogen, dass sie so einen Auftrag im Ausland, mit allen möglichen Konsequenzen, auszuführen hatten, ließ sie nach einiger Zeit wieder etwas ruhiger werden.
    Als sie am Abend jenes Oktobertages ankamen, waren sie über ihr Quartier erfreut. Auch außerhalb der belebten Touristen-Region des Wörthersees gab es ganz offensichtlich Hotels, die den Gästen etwas Besonderes bieten wollten: einen großen Wellness-Bereich mit einem Hallenbad (zumindest Zoran ärgerte sich darüber, nicht seine eigene Badehose eingepackt zu haben) und einen wunderschönen Obstgarten, der von einem Bächlein umspielt wurde. Nicht dass die drei Männer Zeit für Muße eingeplant hätten, doch allein die Tatsache, dass sie in einem schmucken Ambiente abgestiegen waren, belebte ihre Geister. Beim Abendessen waren nur drei andere Tische besetzt. Es war nicht von vornherein klar, ob es sich um Restaurant-Gäste handelte, oder ob die Paare (nur eines hatte eine etwa zehnjährige Tochter mit) auch im Hotel übernachteten. Zoran hielt das für keinen unwesentlichen Unterschied: Wer hier nur zu Abend aß, würde sie morgen früh nicht wieder treffen und hätte so weniger Möglichkeiten, eine Personenbeschreibung abzuliefern, wenn – ja, wenn die Behörden sie bei ihren Untersuchungen überhaupt als Verdächtige ermitteln würden.
    Am nächsten Tag war nur noch die Familie mit dem Kind da. Zoran war erleichtert. Er hatte sich vor dem Frühstück – in perfektem Deutsch – an der Rezeption eine Badehose ausgeborgt und war im Hallenbad ein paar Runden geschwommen. Andrej und Slavko hatten ihm schon am Abend mitgeteilt, dass sie für derartige Körperertüchtigung nicht viel übrig hätten – sie hätten in ihrem Leben schon genug Schwerarbeit geleistet, lieber würden sie etwas länger schlafen. Und sie kamen auch etwas später als ausgemacht, Zoran war nicht sicher, ob er sie dafür schelten sollte, Unzuverlässigkeit war schließlich keine gute Basis für ein schwieriges Unternehmen. Doch er ließ es bleiben, allzu oft, dachte sich Zoran, würde er mit diesen beiden sicher nicht mehr zusammenarbeiten.
    Zoran hatte bei einer Tankstelle eine Straßenkarte besorgt und legte sie auf den Tisch: „Alles, was wir wissen, ist, dass unser Mann (sie hatten sich ausgemacht, den Namen Haider nicht zu erwähnen, jedenfalls nicht dort, wo auch nur die geringste Gefahr bestand, dass ihnen jemand zuhören könnte) jeden Abend von Klagenfurt über das Rosental in sein Haus im Bärental fährt. Er nimmt immer dieselbe Strecke über die Loiblpass-Bundesstraße und biegt dann beim Ferlacher Kreisverkehr nach rechts ab. Aber dort müssen wir gar nicht hin. Hier“, – und Zoran zeigte mit dem Finger auf eine besonders ausgeprägte Haarnadelkurve – „ist unsere beste Gelegenheit, jedenfalls sieht das auf der Karte so aus. Ich schlage vor, wir fahren jetzt dorthin und sehen uns die Lage einmal an Ort und Stelle an.“
    Sie hatten Glück. Der Nebel hatte sich schon am frühen Vormittag gelichtet, und so wurde die Fahrt durch das Rosental beinahe zum Ausflug: Sie waren beindruckt von der Schönheit der Landschaft, gelegentlich tauchte die Drau vor ihnen auf. Im Süden stachen immer wieder die mächtigen Gipfel der Karawanken heraus. Zoran hatte sich ein wenig verrechnet: In jedem Ort mussten sie die 50-kmh-Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten, sie wollten schließlich keiner Polizeistreife in die Arme laufen oder auch nur geblitzt werden, und so dauerte die Fahrt länger als geplant. Als sie Hunger verspürten, setzten sie sich in ein kleines Gasthaus und genossen die lokalen Speisen. Eilig hatten sie es ohnehin nicht, denn heute war nur Erkundung angesagt, sie wollten sich die
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